Duisburg. . Vor 20 Jahren begann die Entwicklung von Logport Rheinhausen. Eine Erfolgsgeschichte für 5000 Arbeitnehmer, die mit einem Abriss begann.
Am 15. August 1993, also vor 25 Jahren, wurde das Krupp-Hüttenwerk Rheinhausen nach fast 100 Jahren Eisen- und Stahlproduktion endgültig geschlossen. Vor 20 Jahren begann auf dem selben Gelände erneut eine Erfolgsgeschichte: Logport 1 entstand auf 265 Hektar Fläche, ein Logistikareal der Duisburger Hafengesellschaft.
In zwei Jahrzehnten wurden dort rund 50 überwiegend namhafte Unternehmen angesiedelt und nach Angaben von Duisport rund 5000 Arbeitsplätze geschaffen. Zusammen mit den weiteren Logport-Flächen in und um Duisburg sollen es gar 7000 Stellen sein.
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Als Krupp die Tore für immer schloss in Rheinhausen, war eine solche Entwicklung nicht vorherzusehen. Auf dem Gelände stand ein ausgedehnter Werkskomplex mit Hochöfen, Stahlwerk, Sinteranlage, Werkshafen und beeindruckend großen Hallen. Was die Zukunft des Geländes anging, wurde in der Öffentlichkeit geträumt vom zweiten Landschaftspark, von viel Grün oder gar einem Neubaugebiet.
Kraftwerk war schon früher Thema
Als wenige Monate nach der Hütten-Schließung Pläne der Hafengesellschaft – damals noch schlicht Hafag genannt und noch lange nicht Duisport – bekannt wurden, zumindest den Krupp-Hafen zu nutzen, war von zunächst „Zwischennutzung“ die Rede, aber auch von einem möglichen Freihafen, der später entstehen könnte. 1995 plant der Hafen den Erwerb von 70 Hektar der Fläche, und die Stadtwerke denken über den Bau eines neuen Kraftwerks in Rheinhausen nach. Platz ist schließlich genug.
Wer sich intensiv über die Zukunft des Krupp-Geländes Gedanken macht, ist Ende der 90er-Jahre Helmut Wieczorek, SPD-Bundestagsabgeordneter und Aufsichtsratsvorsitzender der Duisburg-Ruhrorter Hafen AG. An deren Spitze will er künftig „Unternehmer-Persönlichkeiten“ sehen, äußerte der umtriebige und gut verdrahtete Politiker 1997, als die beiden damaligen Hafendirektoren vor dem Ruhestand stehen.
![Duisburger Hafen, Logistikstandort Logport 1, Duisburg Rheinhausen, Contailerhafen, rhein, Rheinhausen, Duisburg, Ruhrgebiet, Nordrhein-Westfalen, Deutschland Duisburger Hafen, Logistikstandort Logport 1, Duisburg Rheinhausen, Contailerhafen, rhein, Rheinhausen, Duisburg, Ruhrgebiet, Nordrhein-Westfalen, Deutschland](https://img.sparknews.funkemedien.de/215253845/215253845_1536075508_v16_9_1200.jpeg)
Richtig Bewegung kommt aber erst 1998 in die Entwicklung der riesigen Industriebrache. Anfang August deutet sich einen Einigung zwischen Hafag und Krupp über den Flächenerwerb an. Dabei geht es viel Geld, nicht nur für den Grundstückskauf, sondern auch für den erforderlichen Abriss der Hüttenanlagen und der Sanierung von eventuellen Altlasten. Wenige Tage später stellt Wieczorek einen neuen Hafen-Chef vor, Erich Staake mit Namen und 44 Jahre alt. „Rheinhausen führt die Hafag in einen völlig neue Dimension“, sagt der „Neue“ auf der Kommandobrücke damals: „Die Hafag 1999 wird nicht mehr zu vergleichen sein mit der Hafag 1998.“ Von Wertschöpfung, die es an den Hafen zu binden gelte, spricht der Aufsichtsratsvorsitzende. Und von 6000 neuen Arbeitsplätzen als ehrgeizige Zielzahl.
Planung mit Höchstgeschwindigkeit
Mitte August 1998 sind dann auch die Verträge mit Krupp in trockenen Tüchern und NRW-Wirtschaftsminister Bodo Hombach verspricht für das Gelände eine Planung „in bisher unbekannter Geschwindigkeit“.
Rund 200 Hektar des Krupp-Areals hat sich der Hafen sichern können, andere Teile des Geländes hat Krupp an eine Logistikfirma und den Grundstücksfonds des Landes NRW veräußert. 65,4 Millionen DM hat die Hafengesellschaft für das Grundstück bezahlt, 360 Mio DM will sie in die Aufbereitung investieren.
Im Dezember 1998 sind die Planer des neuen Logistikzentrums in die Räume der früheren Hütten-Chefs eingezogen, hängen die ersten Pläne an den Wände, die vom hohen Aufwand künden: Ein neues Straßennetz muss entstehen, die Kanalisation erneuert werden wie die Stromversorgung auch.
![Trimodalität, die Erreichbarkeit über Schiff, Schiene und Straße, ist die Stärke von Logport I. Trimodalität, die Erreichbarkeit über Schiff, Schiene und Straße, ist die Stärke von Logport I.](https://img.sparknews.funkemedien.de/215253847/215253847_1536075493_v16_9_1200.jpeg)
Kurz vor Weihnachten wird’s feierlich: Die Logport Logistic-Center Duisburg GmbH wird gegründet. Anteilseigner sind die Hafengesellschaft (55 %), die Stadt Duisburg (20 %), das Land NRW (15 %) und die Stadtwerke Duisburg (10 %), die von ihren Kraftwerksplänen aber schon wieder Abstand genommen haben. Logport-Geschäftsführer wird Erich Staake.
Einen Monat später ist die erste Neuansiedlung unter Dach und Fach: Mit New Wave, ein Tochterunternehmen der großen japanischen Reederei NYK-Line, ist ein erster internationale bekannter Logistikname mit Logport verbunden. 150 Arbeitsplätze sollen in einer vorhandenen Hallen von Krupp-Industrie entstehen. Im Mai 1999 wird dort der Betrieb aufgenommen, im August kündigt sich mit Hamann Interspe das zweite Logport-Unternehmen an. Im September wird endgültig deutlich, was auf dem Logport-Gelände möglich wird: P & O, ein großer Name in der Logistikwelt, will am früheren Krupp-Hafen ein Container-Terminal errichten.
Kanzler Gerhard Schröder schaute auch mal vorbei
Zugleich wird Platz gemacht auf dem alten Hüttengelände, Platz für Neues. Die Sinteranlage wird abgerissen, die Hochöfen gesprengt, das Stahlwerk ausgeschlachtet und anschließend gesprengt. „Alles geht zügiger als erwartet“ titelte die WAZ Anfang 2000 zur Logport-Entwicklung. Und der Erfolg spricht sich rum: Der NRW-Ministerpräsident Wolfgang Clement macht seine Aufwartung, und auch Kanzler Gerhard Schröder lässt sich zeigen, wie’s voran geht.
Im Dezember 2000 investiert Kühne & Nagel auf dem Logport – und das nicht zum letzten Mal. Wenige Wochen später wird der Bau eines eigenen Logport-Bahnhofs angekündigt, und es geht munter weiter in den folgenden Jahren. Inzwischen ist das Logport-Gelände vollständig neu genutzt.
![Am Anfang war ein Container-Terminal: Heute werden über Logport II auf dem einstigen Berzelius-Zinkhüttengelände Am Anfang war ein Container-Terminal: Heute werden über Logport II auf dem einstigen Berzelius-Zinkhüttengelände](https://img.sparknews.funkemedien.de/215253849/215253849_1536075495_v16_9_1200.jpeg)
Der Duisburger Hafen fasst die Entwicklung so zusammen: „Heute sind auf dem Logport I-Logistikareal rund 50 Unternehmen angesiedelt, darunter führende Logistikunternehmen wie Kühne + Nagel, DB Schenker, DHL oder NYK/ Yusen Logistics. Neben drei intermodalen Terminals gibt es rund 650 000 m² Hallenfläche am Standort, darunter mehr als ein halbes Dutzend europäischer Distributionszentren für Firmen wie Danone Waters, Hewlett Packard, Johnson & Johnson oder Siemens. Seit 1999 sind hier über 5000 direkte Arbeitsplätze entstanden.“
Logport 6 kommt – vielleicht folgen noch weitere Flächen
Rheinhausen war der Anfang der Erfolgsgeschichte. Inzwischen sind weitere Logport-Standorte dazu gekommen, innerhalb und außerhalb von Duisburg. Logport 6 wird derzeit am Walsumer Rheinufer auf einer 40-Hektar-Fläche in Angriff genommen, wo bis 2016 Papier produziert wurde. Einen ersten Ansiedlungsplan gibt es auch schon: Die Steag will dort ein Kraftwerk für die Strom- und Fernwärmeproduktion auf Altholzbasis bauen. Diese Pläne stoßen indes auf Widerstand.
Weitere Logport-Standorte sind Wanheim und Hohenbudberg in Duisburg. Dazu kommen Logistikflächen in Kamp-Lintfort und in Oberhausen. Das es dabei nicht bleiben wird, ist zu erwarten.
>>>Krupp produzierte fast 100 Jahre in Rheinhausen
Am 18. Dezember 1897 wurden die ersten beiden Hochöfen angeblasen und es begann in Rheinhausen die Produktion von Eisen, später auch Stahl im Zeichen der drei Ringe, des Markenzeichens des Essener Krupp-Konzerns.
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![zwei Arbeiter wärmen sich am 3.3.1993 bei der Mahnwache vor Tor 1 Krupp Hüttenwerk Rheinhausen die Hände an einem Koksofen. Das Krupp Hüttenwerk Duisburg Rheinhausen soll im August des Jahres 93 endgültig stillgelegt werden. 1987/88 hatte es bereits große Arbeitskämpfe gegen die geplante Stillegung der Hütte gegeben. Photo © : Andreas Mangen / waz zwei Arbeiter wärmen sich am 3.3.1993 bei der Mahnwache vor Tor 1 Krupp Hüttenwerk Rheinhausen die Hände an einem Koksofen. Das Krupp Hüttenwerk Duisburg Rheinhausen soll im August des Jahres 93 endgültig stillgelegt werden. 1987/88 hatte es bereits große Arbeitskämpfe gegen die geplante Stillegung der Hütte gegeben. Photo © : Andreas Mangen / waz](https://img.sparknews.funkemedien.de/215091149/215091149_1534266120_v1_1_200.jpeg)
Am 26. November 1987 gab Krupp bekannt, das Werk in Rheinhausen schließen zu wollen. Es folgte ein monatelanger Arbeitskampf, und ein Teil des Werks blieb in Betrieb bis zur endgültigen Schließung am 15. August 1993.