Duisburg. . Die Ausstellung „Big Heritage – Welche Denkmale welcher Moderne?“ in der Kulturkirche Liebfrauen präsentiert Beispiele der Nachkriegsarchitektur.

Im Juli wurde das Lehmbruck-Museum im Rahmen der Kampagne „Big Beautiful Building“ ausgezeichnet, am 26. August folgte die profanierte Kirche St. Barbara in Rheinhausen, am 30. August erhält die Kulturkirche Liebfrauen am König-Heinrich-Platz die großen „Bs“ und am 2. September der City-Wohnpark in Hochfeld; keine Auszeichnung, aber gelistet wird das Kolumbarium, in das die evangelische Kirche an der Wintgensstraße in Duissern umgewandelt wurde. Im Europäischen Kulturerbejahr 2018 lenkt die Landesinitiative Stadt-Bau-Kultur mit „BBB“ die Aufmerksamkeit auf die Architektur der 50er bis 70er Jahre: „Als die Zukunft gebaut wurde“.

Sie wirbt damit auch um die Annahme eines Architekturerbes mit Gebäuden, von denen viele nicht erst seit heute als hässlich empfunden und abgerissen wurden – wie die alte Mercatorhalle – oder werden wie im kommenden Jahr einer der „Weißen Riesen“ in Homberg. Dass das Lehmbruck-Museum schön ist, wird nicht bezweifelt. Aber was bitte schön ist „beautiful“ am City-Wohnpark Hochfeld? „Er hat 49 Jahre überstanden und funktioniert“, sagt Heinrich Hendrix, Vorsitzender des Bundes Deutscher Architekten (BDA) Rechter Niederrhein. Was „schön“ ist, bestimmt oft der Zeitgeschmack oder liegt eben im Auge des Betrachters. „Schönheit auch in der Tiefe finden“, ist sein Anliegen, etwa in der „Qualität der Stadtplaner und Architekten“.

Gescheitertes und Lebendiges

Dass die „Weißen Riesen“ nicht funktionieren, habe seine Ursachen schon in den 70er Jahren, als die alten Bergmannshäuser weichen mussten. „Damit wurde Heimat zerstört.“ Zudem liege der Komplex abseits urbanen Lebens. Der City-Wohnpark sei zwar auch keine große Architektur, aber in ihm sei ein „menschliches Miteinander“ entstanden. Zudem engagiere sich die Gebag als Eigentümer vor Ort.

Das Lehmbruck-Museum wurde mit einer Plakette als einer der beispielhaften Bauten der 1950er bis 1970er Jahre ausgezeichnet.
Das Lehmbruck-Museum wurde mit einer Plakette als einer der beispielhaften Bauten der 1950er bis 1970er Jahre ausgezeichnet. © Lars Fröhlich

Dass die Architektur der Boomjahre in der Nachkriegszeit ganz Europa geprägt hat, das zeigt die Ausstellung „Big Heritage – Welche Denkmale welcher Moderne?“, die am Donnerstag, 29. August, in der Kulturkirche Liebfrauen eröffnet wird. Sie wurde 2016 entwickelt an der Technischen Universität Dortmund und der Bauhaus-Universität Weimar. Beim Forschungsprojekt ging es um den denkmalpflegerischen Umgang mit Großprojekten, erläutert Sonja Hnilica. 40 solcher Projekte in Europa bis zum Flughafen präsentiert die Ausstellung auf einem Gerüst, mit Fotografien aus der Entstehungszeit des Baus und der heutigen Anmutung. „Betonklötze“ in Berlin oder Breslau – die Objekte gleichen sich erstaunlich. Manche sind heute noch akzeptiert, um andere wird gerungen, wieder andere sind bereits verschwunden. Konservieren, rekonstruieren, kernsanieren? Und für alles gibt es Beispiele im Ruhrgebiet. Die Metastadt Marl wurde schon abgerissen, die Ruhr-Uni Bochum, das Forum City Mülheim oder das Grugabad in Essen sind weiter in Betrieb.

Zum Begleitprogramm in der Kulturkirche Liebfrauen gehört die Teilnahme am europaweiten Glockenläuten zum Internationalen Friedenstag im Europäischen Kulturerbejahr am 21. September von 18 bis 18.15 Uhr sowie ein Filmabend am 26. September ab 18 Uhr. In der ehemaligen Kirche St. Barbara in Rheinhause ist die Installation „Vom Nutzen der Angst“ von Peggy Buth zu sehen.

>>BIS 26. SEPTEMBER BEI FREIEM EINTRITT

Bei der Eröffnung von „Big Heritage – Welche Denkmale welcher Moderne?“ am 30. August um 18 Uhr in der Kulturkirche Liebfrauen am König-Heinrich-Platz führen Sonja Hnilica und Christos Stremmenos als Kuratoren in die Ausstellung ein.

Sie bleibt bis zum 26. September, geöffnet dienstags bis sonntags von 13 bis 18 Uhr (auch am Tag des offenen Denkmals 9. September), Eintritt frei.