Duisburg. . Steigende Schülerzahlen sorgen für unverändert hohen Druck auf Grund- und Gesamtschulen. Mehr Schüler auch an den Förderschulen.
Die Lehrer bereiten schon seit Anfang der Woche den Start ins neue Schuljahr vor, heute enden die Sommerferien auch für 68 184 Schüler an 170 Duisburger Schulen. Nur die I-Dötzchen dürfen heute noch ausschlafen: Für 4428 Erstklässler, die an 75 Grundschulen angemeldet wurden, beginnt am Donnerstag der Unterricht.
Auch im Schuljahr 2018/19 bleibt die Planung wegen weiter steigender Schülerzahlen eine Gleichung mit vielen Unbekannten. „Prognosen über fünf oder zehn Jahre sind kaum noch möglich. Es ist ein dynamischer Prozess, in dem wir dauernd nachbessern müssen“, sagt Ralph Kalveram. Der Leiter des Amtes für schulische Bildung ist froh, dass sowohl alle Erstklässler, als auch für die 4202 Grundschüler, die nun auf die weiterführenden Schulen wechseln, ein Platz gefunden wurde.
Jahrgangsstärke könnte weiter steigen
Weil rund 200 Kinder mehr eingeschult werden, als die in die Klasse 5 wechseln, bleibt der Druck auf die Grundschulen unverändert hoch. Plätze fehlen auch in der Sekundarstufe 1 an den Gesamtschulen. Viele Geflüchtete und zugewanderte Schüler warten auf einen Platz. Wie viele unversorgt bleiben, wird erst nach dem Start des Schuljahres feststehen. Die Erfahrung der vergangenen Jahre zeigt, dass bereits angemeldete Kinder, vor allem aus Zuwanderer-Familien, zu Schulstart nicht auftauchen, andere kommen neu hinzu.
Weil wegen sinkender Schülerzahlen zwei Dutzend Schulen geschlossen, abgerissen oder veräußert wurden, hat die Stadt für 15 Standorte mobile Klassen angemietet. So wird Raum geschaffen, bis dauerhafte Sanierung und Erweiterung von Schulraum abgeschlossen sind. Nachdem die Jahrgangsstärken bis unter 4000 Kinder gesunken waren, geht die Schulverwaltung davon aus, dass sie mittelfristig von aktuell rund 4500 auf bis zu 5000 Mädchen und Jungen steigen könnte. Deshalb plant die Stadt die Einrichtung von zwei neuen weiterführenden Schulen in den Bezirken Mitte und Nord.
Warten auf Minister-Erlass zum gemeinsamen Lernen
Trotz steigender Schülerzahlen erteilt Ralph Kalveram Forderungen nach einem Grundschul-Neubau im Duisburger Norden eine Absage: „Das geben die Zahlen auch perspektivisch nicht her“, sagt der Leiter des Amtes für schulische Bildung. Der Bustransport von zugewanderten Grundschülern aus Marxloh in benachbarte Ortsteile werde aber auch im neuen Schuljahr fortgesetzt, um die Schulen im Ortsteil zu entlasten.
Amtsleiter begrüßt Marxloher Initiative
Gleichwohl begrüßt der Amtsleiter die Initiative der Marxloher Schulen zur verstärkten Zusammenarbeit. „Wir gehen die Herausforderungen gemeinsam an. Das ist auch unsere Verpflichtung als Schulträger, aber dazu gehört auch das Land.“ Die Frage laute: Was können wir versuchen, um bessere Bedingungen zu schaffen?
Im gemeinsame Lernen für Schüler mit und ohne Förderbedarf halten die Probleme in der Umsetzung an. „Das frisst viele Ressourcen“, sagt Kalveram. Er erwartet bis zu den Herbstferien einen Erlass von NRW-Bildungsministerin Yvonne Gebauer zum weiteren Verfahren.
Die steigenden Schülerzahlen bestätigen die Zurückhaltung der Stadt bei der Auflösung weitere Förderschulen. Besonders an der Schule am Rönsbergshof in Beeck führt das zu erheblichen Engpässen bei Räumen und Personal. „Zu Beginn des Schuljahres bekommt die Schule zwei mobile Klassen. Das Gebäude ist alt, hat keine Mensa. Deshalb denken wir erstmals wieder über eine Förderschul-Erweiterung nach“, kündigt Kalveram an. „Wir wollen ein ganzheitliches Paket schnüren.“
Politische Ansage für Sekundarschule
Eine klare Ansage der Politik braucht es auch zur Zukunft der Sekundarschulen. Die neue Schulform tut sich im Land vielerorts schwer. In Duisburg haben drei Sekundarschulen Fuß gefasst. Allerdings strebt die Sekundarschule Rheinhausen die Umwandlung in eine Gesamtschule an, die geplante Gründung einer Sekundarschule für den Bezirk Mitte gelang nicht. Vielleicht gibt es einen zweiten Anlauf, denn die Schulverwaltung schlägt die Gründung zwei neuer Schulen im Norden und in der Stadtmitte im integrierten System vor. Kalveram: „Diese Diskussion ist zu führen. Schon jetzt ist es schwierig, die Schulformwechsel nach der Erprobungsstufe im Gymnasium unterzubringen.“
Neubau an Leibniz-Gesamtschule wird geprüft
Die Raumnot führt zur Gründung weiterer Zweigstellen. Sie ist in der Theodor-König-Gesamtschule in Beeck vollzogen, steht an für die Sekundarschule Am Biegerpark im Stadtsüden (übernimmt die Schule Beim Knevelshof). Die Leibniz-Gesamtschule (Hamborn) will lieber einen Neubau auf dem Schulgelände, statt die freie Comenius-Schule zu nutzen. Das sei organisatorisch schwierig, pädagogisch fragwürdig und zudem sei der erforderliche Umbau der alten Schule kaum günstiger als ein Neubau auf dem Schulgelände, argumentiert die Schule. „Am Standort zu bauen, wäre ideal“, räumt auch der Amtsleiter ein. „Aber wir haben den Auftrag, bestehende Gebäude zu nutzen. Wir werden nun die Machbarkeit eines Neubaus prüfen. Aber wenn wir eine leerstehende Schule abreißen, wird der Steuerzahler das vielleicht nicht verstehen.“
>>> Kosten für G9-Umstellung stehen noch nicht fest
Keinen Schnellschuss macht die Verwaltung bei der Ermittlung der Kosten für die Umstellung auf das Abitur nach neun Jahren.
Ralph Kalveram verweist auf die noch ausstehenden Beschlüsse der Schulkonferenzen zur Abkehr vom G8-Abitur. Die Gymnasien können sich auch für den Verbleib beim Abitur nach acht Jahren entscheiden. „Danach werden wir mit jeder Schule darüber reden, wo es zusätzlichen Raumbedarf gibt. Die Umstellung wirkt sich noch nicht im ersten Jahr aus.“