Duisburg. In Duisburg kündigen Ordnungsamt und Polizei jede Woche die Geschwindigkeitskontrollen an. Aber ist das sinnvoll? Wir haben Experten befragt.
Mitte August, Emscherstraße, Duisburg: Ein 19-Jähriger brettert mit 80 bis 100 Sachen durch eine 30er Zone, fliegt aus der Kurve und kracht in zwei andere Autos. Anfang Januar, ebenfalls in Duisburg: Ein Golf-Fahrer wird mit fast 100 km/h in einer Tempo-50-Zone erwischt. Seine Begründung: Er sei in der Waschanlage gewesen und habe seinen Wagen eben trocken fahren wollen.
Das sind nur zwei von vielen Beispielen, die zeigen, wie Raser leichtsinnig Unfälle in Kauf nehmen, weil sie zulässige Höchstgeschwindigkeiten eher für lose Empfehlungen der Behörden halten. Polizei und Ordnungsamt reagieren darauf mit einem altbewährten Mittel: dem "Blitzen".
Angekündigte Blitzer erreichen mehr Menschen
Die Meinungen in den sozialen Medien gehen auseinander. Die einen werfen den Gesetzeshütern vor, sie würden mit öffentlichen Ankündigungen Rasern in die Karten spielen. Die anderen finden das Vorgehen gut, weil es zu einer insgesamt rücksichtsvolleren Fahrweise führe. Aber was ist nun richtig?
Maria Limbourg, emeritierte Professorin für Verkehrspsychologie an der Uni Duisburg-Essen, hält die Veröffentlichungen für sinnvoll: „Das ist eine gute Maßnahme zur Unfallprävention, die Leute fahren insgesamt langsamer.“ Und das habe auch einen bestimmten Grund: „Es gibt eine verkehrspsychologische Wirkung: Es entsteht der Eindruck, dass dauernd geblitzt wird – und das mit einem vergleichsweise geringen Personalaufwand.“
Blitzen Behörden nur wegen des Geldes?
„Das ist doch reine Geldmacherei“, lautet ein weiterer Vorwurf, den sich die Ordnungshüter immer wieder anhören müssen. Auch Prof. Limbourg räumt ein: „Ob die Stellen, an denen geblitzt wird, wirklich immer die Stellen sind, die für die Verkehrssicherheit die größte Rolle spielen, ist eine andere Frage.“ Nichtsdestotrotz betont sie, dass es grundsätzlich das oberste Ziel der Kontrollen sei, die Verkehrssicherheit zu erhöhen.
Würde man einzelne Raser überraschend und mit der vollen Härte des Gesetzes bestrafen, wie es manche Facebook-User fordern, sei das deutlich unproduktiver, so die Expertin. Denn: „Wenn man nicht vor Blitzern warnt, bekommen nur die Autofahrer, die geblitzt wurden, mit, dass kontrolliert wird."
Vorgehen wurde bei der Polizei diskutiert
Ramon van der Maat, Sprecher der Polizei Duisburg, findet die Blitzer-Ankündigungen ebenfalls sinnvoll – auch wenn er verrät, dass die Vorgehensweise Polizei-intern schon eifrig diskutiert wurde. Aber eine präzise Warnung notorischer Raser finde ja schließlich auch nicht statt: „Wir verraten weder die Uhrzeit, noch die Orte aller unserer Kontrollen.“
Er führt aus: „Selbst beim Blitzer-Marathon, der medial groß angekündigt wird, werden Autofahrer erwischt.“ Und erst dann gelte es, „die Leute, die das alles sowieso nicht interessiert, zu bestrafen“.
>>>> Weniger Einnahmen durch Geschwindigkeitskontrollen
Die Stadt Duisburg hat 2017 zwar insgesamt etwas weniger Geld durch Geschwindigkeitskontrollen eingenommen als im Vorjahr, doch die Einnahmen durch mobile Blitzer sind gestiegen: Die Gesamteinnahmen sanken von rund 4,8 auf 4,5 Millionen Euro, die durch mobile Kontrollen stiegen von 2,5 auf fast 2,7 Millionen Euro.
Mobile Blitzer lösten 2017 auch häufiger aus. 122.305 Geschwindigkeitsüberschreitungen stehen 118.212 im Jahr 2016 gegenüber. Die Einnahmen durch die stationären Blitzer sanken hingegen deutlich von rund 2,3 Millionen Euro auf circa 1,8.