Duisburg. . WAZ-Leser zu Gast im Zoo: Dr. Carolin Bunert zeigt ihren Alltag als Tierärztin. Warum sie mit Tapiren kuschelt und bei Gorillas unbeliebt ist.

Wie in Zeitlupe hebt der Koala träge seinen Kopf, öffnet langsam seine Augen – nur, um sie dann lieber wieder zu schließen. Weiter geht’s mit dem Nickerchen. „Deren Leben ist wirklich sehr, sehr entspannt“, sagt Dr. Carolin Bunert zu den grauen Beuteltieren, als sie die 18 WAZ-Leser auf die etwa zweistündige Tour durch den Zoo begleitet. Die meiste Zeit über würden die dösigen Eukalyptusfans eigentlich nur schlafen oder an den grünen Blättern knabbern.

Einfach mal abhängen: Ein entspanntes Leben führen die Koalas im Zoo.
Einfach mal abhängen: Ein entspanntes Leben führen die Koalas im Zoo. © Zoltan Leskovar

Dazu sei der Koala ein sehr angenehmer Patient. Carolin Bunert muss es schließlich wissen, denn sie ist eine von zwei Tierärzten, die die über 4000 Bewohner des Tierparks untersucht, versorgt und heilt. „Koalas sind in der Hinsicht ziemlich doof. Sie erkennen mich nicht“, erzählt die Expertin grinsend. „Wenn sie auf dem Arm von ihren Tierpflegern sitzen, kann man sie relativ entspannt untersuchen“.

Ähnlich wie die Tapire, fügt sie hinzu: „Die sind einfach unglaublich kuschelwütig“ und ließen sich liebend gerne am Bauch kraulen. „Das erleichtert unsere Arbeit ungemein.“ Bei Gorillas hingegen seien die Tierärzte eher unbeliebt. „Sie erkennen mich und mögen mich nicht. Die stehen schon am Gitter, wenn ich nur an ihrem Gehege vorbeilaufe“, sagt die frischgebackene Doktorin.

Mit den Lesern geht es in die Tierarztpraxis, die für Besucher normalerweise unzugänglich ist. Zum Inventar gehören hier etwa eine digitale Röntgenmaschine, ein Ultraschallgerät, ein Labor und auch ein OP-Tisch. Bei großen und aufwendigen Operationen helfe die Tierklinik am Kaiserberg in Duissern aus. Die zwei Mediziner, die von einer Doktorandin im Zoo unterstützt werden, haben jeden Tag ordentlich was zu tun. „Man kann die Tage im Jahr, an denen nichts los, an zwei Händen abzählen“, sagt Bunert.

Tiger werden direkt im Gehege behandelt. Dann schießt die Doktorin aus einigen Metern Entfernung mit einem speziellen Medikamentenpfeil in die Muskeln.
Tiger werden direkt im Gehege behandelt. Dann schießt die Doktorin aus einigen Metern Entfernung mit einem speziellen Medikamentenpfeil in die Muskeln. © Zoltan Leskovar

Auf der Behandlungsliege kann ein Löwen- und ein Tigerfell von zwei verstorbenen Zoobewohnern genauer begutachtet werden. Letzteres ist lang, eher flauschig und dick. „Das liegt daran, dass der Sibirische Tiger ursprünglich aus einer sehr kalten Region kommt und ihn sein Fell vor der Kälte schützt“, weiß die Ärztin. Und auch die flauschige, dunkelbraune Mähne des Löwen sei nicht nur dazu da, um der Frauenwelt zu imponieren: „Das soll ihn vor allem vor Halsbissen schützen“.

Medikamentenpfeil in die Muskeln

Sonst landen auf der Praxisliege Patienten wie Erdmännchen oder auch Seelöwen. Gefährlichere Fälle, Löwen etwa, würden direkt im Gehege behandelt werden. Dann schießt Bunert aus einigen Metern Entfernung die Medizin oder das Narkosemittel mit einem speziellen Medikamentenpfeil in die Muskeln des Tiers hinein.

Auf Tuchfühlung mit den Delfinen: Mit einer Nachmittagsshow endete die Tierpark-Tour für die WAZ-Gruppe.
Auf Tuchfühlung mit den Delfinen: Mit einer Nachmittagsshow endete die Tierpark-Tour für die WAZ-Gruppe. © Zoltan Leskovar

Die Tour endet mit der Delfinshow am Nachmittag. Auf dem Weg kommen die Leser an den Netzgiraffen direkt am Eingang vorbei, die sich hauptsächlich von Akazienblättern ernähren und bis zu sechs Metern hoch werden können. Das Gehege der Trampeltiere, die in der Nähe der Koalas hausen, ist mit einem Graben umrundet. „Können die nicht einfach da drüber laufen?“, fragt jemand. „Trampeltiere trauen sich irgendwie nicht, Stufen zu laufen“, antwortet Bunert darauf. „Das find’ ich selbst erstaunlich.“

>>400 VERSCHIEDENE TIERARTEN IM ZOO

Etwa 400 verschiedene Tierarten leben im Zoo an der Mülheimer Straße. Wenn Bewohner einen ähnlichen Lebensraum haben, teilen sie sich ein Gehege, zum Beispiel Tapire und Ameisenbären.