Duisburg. . Mit Marita Dubke, die die Zentralbibliothek leitet, und Eva Schmelnik-Tommes als Lektoratsleiterin konnten zwei Positionen neu besetzt werden.
Aufatmen in der Stadtbibliothek: Mit Marita Dubke (35) und Eva Schmelnik-Tommes (51) konnten zwei Schlüsselpositionen neu besetzt werden. Marita Dubke wurde Nachfolgerin von Uwe Holler als Leiterin der Zentralbibliothek im Stadtfenster an der Steinschen Gasse, Eva Schmelnik-Tommes leitet als Nachfolgerin von Isalind Schönemann das Lektorat; diese Stelle war eineinhalb Jahre unbesetzt.
Längst vorbei sind die Zeiten, als Bibliothekare noch tariflich zugestandene wöchentliche „Lesezeiten“ hatten. „Das fällt jetzt in die Freizeit“, sagt Eva Schmelnik-Tommes, die in den letzten Jahren die Stadtbibliothek in der Nachbarstadt Moers geleitet hat. Für den Bücherkauf gibt es heute den professionellen Einkaufsservice mit Lektorats. Kooperation „als eine Quelle für Anschaffungen“, sagt Schmelnik-Tommes. Ebenso wichtig ist heute der digitale Sektor. Onleihe, E-Books und Datenbanken müssen stets auf den neuesten Stand gehalten werden.
Onleihe wird immer wichtiger
Was früher zum Teil auf Papier in Ordnern tageweise aktualisiert wurde – wie etwa das berühmte Personenarchiv Munzinger – passiert heute elektronisch. Das gilt auch für Bereiche wie Recht, Wirtschaft oder Schulfächer. Auch 20 Prozent der Romane werden in Duisburg per Onleihe auf E-Reader herunter geladen, online gefragt sind zudem Ratgeber von Kochen über Gesundheit bis Sport. Zu einer zentralen Aufgabe der Bibliothek sei es geworden, Medienkompetenz zu vermitteln, sagt Schmelnik-Tommes. Unter anderem werden vier Mal im Monat E-Book-Sprechstunden angeboten, denn so einfach wie es die Hersteller behaupten, sei der Umgang mit diesen Geräten nicht . Ebenfalls ein wichtiges Thema seien Streaming-Dienste und die Frage „Wie stellen wir uns da auf?“
„Sehr gefreut“ hat sich Eva Schmelnik-Tommes darüber, dass sie auch für die Musikbibliothek zuständig ist, für deren Management sie ein Zusatzausbildung hat. „Der Klavierübungsraum ist fast immer ausgebucht“, freut sie sich. Nach Duisburg habe sie gelockt, dass sie wieder am Medienbestand und mit den Nutzern arbeiten kann, dass es eine „wirklich gute Bibliothek mit unglaublich gutem Ruf ist“ – und dass sie von ihrem Wohnort Essen jetzt nicht mehr über den Rhein fahren muss.
Lernen, was richtig und wichtig ist
Auch Marita Dubke, die in Duisburg wohnt, hat die Ortsnähe dieser „tollen, modernen, neuen Zentralbibliothek“ gereizt. Sie war zuletzt Bibliothekschefin in Bochum. Duisburg sei „eine Herausforderung, die ich gern annehme“. Ihr Vorgänger Uwe Holler hatte seit 1974 in der Stadtbibliothek gearbeitet, die 35-Jährige will Schwerpunkte legen auf Medienkompetenz und Informationsverarbeitung. Sie sei noch in der Einarbeitungsphase, doch plant sie bereits neue Vermittlungsformen an, ebenso neue Zielgruppen. „Da muss man die örtlichen Gegebenheiten sehen, das ist in jeder Kommune, in jedem Stadtteil anders.“ Kinder und Jugendliche müssten lernen, dass Google nicht alles ist. Sie müssten Informationen bewerten können und lernen, wie sie etwa für ihre Hausarbeit das aus dem Netz holen können, was richtig, wichtig und für sie interessant ist. „Wir müssen die digitale Bibliothek sichtbar machen und vermitteln.“
Mit Bibliothekschef Jan-Pieter Barbian und Eva Schmelnik-Tommes ist sich Marita Dubke einig, dass die Öffnung der Bibliothek weiter gehen müsse. Der „Makerspace“ sei nur ein Anfang, so Barbian. „Ich stelle mir die Bibliothek als ,dritten Ort’ vor, in dem man nicht nur Bücher und Informationen abholt, sondern der zum Treffpunkt und Ort des Austauschs wird“, denkt Marita Dubke an Repair-Cafés als Vorbild. „Wir könnten zum Beispiel dem ADFC oder der Wikipedia-Gruppe ein Forum bieten“, sagt Barbian.
Alle Laptops vor Ort
„Wir träumen von einer Bibliothek der Dinge“, sagt Eva Schmelnik-Tommes. Man könne doch auch Werkzeuge oder Nähmaschinen ausleihen. „Schöne Erfolge gibt es da bei den Laptops“, sagt Barbian. Entgegen allen Befürchtungen sei in den drei Jahren seit der Eröffnung des Neubaus an der Steinschen Gasse kein Laptop weggekommen.
WAS DIE NEUEN LESEN
Bei aller Digitalisierung – nicht nur Jan-Pieter Barbian meint, dass das Buch immer noch „das beste Medium für Romane außerhalb des Urlaubs“ ist. So war dann auch eine Frage an die beiden „Neuen“ im Stadtfenster, welche Bücher sie gern lesen. Marita Dubke: „Ich habe gestern Abend ,Nachsommer’ des skandinavischen Autors Johan Bargum ausgelesen. Und sie schnuppert „gerne mal überall rein“.
Eva Schmelnik-Tommes liebt es, wenn Menschen und ihre Beziehungen im Mittelpunkt stehen. „Vollkommen begeistert“ ist sie von den Romanen des Schauspielers Joachim Meyerhoff.