Duisburg. . Ein Gespräch mit dem Duisburger Kabarettisten Kai Magnus Sting über Respekt vor Auftritten und seine Sicht auf die Welt.

„Sonst noch was?!“ heißt das aktuelle Programm von Kai Magnus Sting, mit dem er durch die Republik tourt. Für alle, die sich die Geschichten und Pointen noch einmal anhören wollen, ist nun eine Live-Doppel-CD erschienen. Hübsch gestaltet, mit Fotos, die den Kabarettisten sitzend oder stehend auf dem Sofa zeigen. Ein Ei spielt auch eine Rolle. Denn die Frage nach Huhn oder Ei spielt auch eine gewisse Rolle. „Die Frage könnte auch weitergehen: Was wird bleiben: Huhn oder Ei? Du kommst als Ei auf die Welt und verlässt es - mit Huhn als Zwischenstation – als Spiegelei. Ein einziger Kreislauf. Oder Kreisverkehr. Kommt man nicht raus“, sinniert Kai Magnus Stin g. Ein Gespräch über CDs, Auftritte und warum er die Welt nicht mehr versteht.

Wer kauft sich eigentlich noch CDs?

Leute, die die schönen Bilder mögen! (lacht). Nein, im Ernst: Im Internet gibt es die Möglichkeit, sich Aufnahmen und Hörspiele downzuloaden. Das schätze ich. Wer sich eine CD kauft, möchte ein wenig mehr. Ein schön gestaltetes Cover zum Beispiel. Der Fotograf Harald Hoffmann hatte die Idee mit den Sofa-Bildern und der Grafiker Dirk Rudolph hat die Gestaltung übernommen. Da ist etwas tolles entstanden. Es gibt Leute, die fahren jeden Tag über die A40 und hören sich dabei CDs an. Bevor sie Amok laufen, können sie lieber über mein Programm lachen. Außerdem ist so eine CD ein schönes Geschenk und es befinden sich zwei Bonus-Tracks drauf, die so gar nicht mehr in meinem Programm vorkommen.

Warum?

Das Programm verändert sich im Laufe der Zeit. Es spielt sich ein. Man weiß – wenn ich diesen Halbsatz weglasse, lacht das Publikum noch mehr. Oder man stellt etwas um.

Und wenn man eingespielt ist, ist die Tour rum?

Nein, zum Glück nicht.

Wie ist das eigentlich, wenn man ein neues Programm entwickelt – wissen Sie, was funktioniert?

Das ist schwierig. Ich schreibe die Geschichten und ich stelle mir vor, wie etwas auf der Bühne werden kann. Das zeigt sich dann aber erst beim Auftritt.

Mir geht es so – wenn ich einen Text schreibe, der mir wichtig ist, weil er vielleicht persönlich ist, dann schmeiße ich mich dem Leser vor die Füße. Auf der Bühne sind Sie erst Recht ziemlich schutzlos, oder?

Schutzlos ist ein gutes Wort. Wenn etwas neu ist, dann weiß man ja nicht, wie es bei den Zuschauern ankommt. Ich will dann aber nicht auf alte Geschichten zurück greifen. Da müssen die Leute dann durch. Ich entwickel’ mich ja auch weiter, sehe die Dinge anders als vielleicht noch vor ein paar Jahren.

Haben Sie manchmal Angst, wenn Sie auf die Bühne gehen?

Angst nicht, aber Respekt. Man hat ja auch nicht jeden Tag einen guten Tag. Oder manchmal hat auch das Publikum keinen guten Tag. Dann gibt es Abende, die vergehen wie im Flug.

Für die CD haben Sie mit Jochen Malmsheimer einen eigenen Verlag gegründet. Warum?

Wir wollten es so machen, wie wir es gut finden und hundertprozentig dahinter stehen. Dazu gehört auch, so lange Aufnahmen zu machen, bis alles passt und nicht sparen zu müssen. Nun können wir sagen: Die CD ist das Beste, was wir momentan produzieren können. Vielleicht sehen wir das in zehn Jahren anders, aber Kunst verändert sich.

Gedanklich haben Sie sich schon im Frühjahr mit Weihnachten beschäftigt.

Stimmt. Ich habe ein neues Hörspiel mit Bastian Pastewka, Jochen Malmsheimer, Annette Frier aufgenommen. Killende Weihnachtsmänner bringen in der Adventszeit 24 Leute um die Ecke... Das hat großen Spaß gemacht. Die CD erscheint aber erst im Oktober.

In „Sonst noch was?!“ geht’s auch darum, dass Sie die Welt und die aktuellen Entwicklungen nicht mehr verstehen.

Ich bin mittlerweile 40 Jahre alt und Vater geworden. Da gibt es manchmal Situationen, dass ich Nachrichten schaue und mich wundere, wie ungehobelt die Menschen miteinander umgehen und was in der Welt passiert. Da fragt man sich schon, wie sich das alles weiter entwickelt. Auf der Bühne kann ich meine Sicht auf die Welt erklären. Die Bühne ist meine Plattform, mein Sprachrohr.

>>> AB SEPTEMBER WIEDER AUF TOUR

Die CD „Sonst noch was?!“ ist ab sofort für 14,95 Euro erhältlich, zum Beispiel in der Mayerschen Buchhandlung in Duisburg.

Wer Kai Magnus Sting einmal live erleben möchte, der hat dazu am 8. September beim Friemersheimer Kultursommer die Gelegenheit. Weitere Auftritt in Nachbarstädten sind am 2. Oktober im Ebertbad Oberhausen sowie am 7. Oktober in der Kulturfabrik Krefeld.