Duisburg. . Feuerwerker Sascha Tietze versetzt „Ruhrort in Flammen“ und gibt Einblick in Handwerk und Technik. Er hat’s bei seinem Vater gelernt.

Ist es das größte Feuerwerk am Rhein? Nicht kleiner als Köln, bestimmt größer als Düsseldorf, sagen die Ruhrorter Experten. „Und immer weltrekordverdächtig“, spielt Bernhard Weber auf den Weltrekordversuch am Samstag an, wenn 81 Schwimmer im Hafenmund ein 350-Tonnen-Schiff allein mit Muskelkraft in Bewegung bringen wollen (wie berichtet: 28. Juli, 15 Uhr).

In China wurde das Feuerwerk erfunden

Während diese Herausforderung erstmalig zum 25. Hafenfest angegangen wird, ist das Feuerwerk am Freitagabend Tradition. „Wir haben die Brücke“, sieht Sascha Tietze die Duisburger Ausgangslage klar günstiger als in Köln, wo alles von zwei Schuten abgefeuert wird. Aber wer auch immer das größte, schönste, längste Feuerwerk am Rhein hat – „mehr geht nicht“, sagt Sascha Tietze. Von der Quallen- über die Herzbombe, von der spanischen Kugelbombe bis zum Wasserfall, „immer ein Höhepunkt“, während der 30 Minuten wird von der Friedrich-Ebert-Brücke alles abgefeuert, was der Markt zu bieten hat. In China wurde das Feuerwerk erfunden, und China sei nach wie vor Weltmarktführer, weiß Tietze, der deutlich macht, was da am kommenden Freitag um 23.03 Uhr in die Luft geht: „Eine gute Fabrik in China baut 300 Bomben am Tag in Handarbeit, hier werden 1600 Bomben gezündet.“ Als Anschauungsmaterial hat er eine Herzbombe geöffnet mitgebracht. Das Herzmotiv, das aus Kugeln aus Schwarzpulver und weitere Chemikalien besteht, liegt tatsächlich in Herzform auf einem Bett aus Reisspelzen.

Immer ein Highlight: Der „Wasserfall“ aus Feuer auf der Friedrich-Ebert-Brücke.
Immer ein Highlight: Der „Wasserfall“ aus Feuer auf der Friedrich-Ebert-Brücke. © Christoph Wojtyczka

Zehn Tage dauert die Vorbereitung und die Programmierung. Wobei hier die kreative Seite seines Berufs liege, also die Bilder im Sekundentakt passend zur Musik in den Himmel zu zaubern. Und das in einem Rhythmus, der auch zum Träumen anregen soll, wenn etwa zu sanften Klängen die „fallenden Blätter“ zünden. „Da kriege ich jetzt schon Gänsehaut“, sagt Sascha Tietze, der schon als 14-Jähriger seinem Vater beim Feuerwerken geholfen hat. Am anderen Ende der Gefühlsskala platzt als Megakracher die spanische Kugelbombe, ein 250-Millimeter-Kaliber, das sich über 250 Meter ausbreitet, also fast so breit ist wie die Brücke mit ihren 300 Metern. „Mehr dürfen wir auch nicht.“

Bombenketten werden in die Rohre gefüllt

16 Mitarbeiter sind vor Ort, füllen die Bombenketten in die Rohre, stellen die Batterien auf und überwachen den Abschuss.

Für den Auf- und Abbau wird die Brücke von etwa 22 bis 12 Uhr auch für Fußgänger gesperrt. Während vieles Handwerk ist beim Feuerwerken, ist die Zündung moderne Technik. Per Computer werden lediglich Zeitsignale per Funk übertragen.

Wegen der Trockenheit wird diesmal besonders darauf geachtet, dass sich keine Brandherde entwickeln.

Wegen des Niedrigwassers können nicht alle Schiffe zur Parade beim Ruhrorter Hafenfest kommen, die Hafenkapitän Mario Adams eingeladen hat, darunter der Eisbrecher „Franz“. Nicht der Pegel in Ruhrort sei das Problem, sondern die Fahrt durch das Rhein-Niedrigwasser nach Duisburg.

Niedrigwasser hält Eisbrecher „Franz“ fern  

Am Freitag, 27. Juli, gibt es um 16.30 Uhr den traditionellen ökumenischen Gottesdienst, und nach der offiziellen Eröffnung um 17 Uhr fahren die historischen Schiffe in den Hafenmund ein. Stark vertreten sein wird der Hafen Rotterdam, mit dem das Ruhrorter Hafenfest seine neue Partnerschaft feiert. Die „Helena“ ist eine große Tjalk, die mit niedergelegtem Mast anreist, der in Ruhrort wieder aufgebaut wird. Die „Nixe“, ein historisches Dampfschiff, hat aus Henrichenburg eine kürzere Anreise. Der Provianter „Time Is Money“ ist wieder dabei. Und ganz bestimmt kommt die George Stephenson, die eine Dampforgel von 1848 mitbringt. Ihre zwei Dampfpfeifen dürften dafür sorgen, „dass auch die Buchholzer vom Fest erfahren“, freut sich Adams. Es gibt Hafenrundfahrten mit Dampfbooten, allerdings „wird es diesmal schwieriger, die Leute an Bord zu bringen“, weil die Spundwand knapp vier Meter aus dem Wasser ragt. „Wir müssen überall improvisieren“, sagt Adams. Als neuen Sportspaß gibt es Bungee-Rudern. Dabei werden die Boote mit Bungee-Seilen an Pollern festgemacht – wer am weitesten zieht, hat gewonnen. Aus dem Musikprogramm werden empfohlen die Auftritte des A-cappella-Chors „Männersache“ (Samstag, 19 Uhr) und anschließend der weiblichen AC/DC Tribute Band „She’s Got Balls“ (21 Uhr) auf der Haniel-Bühne.