Duisburg. Die Abfallaufsicht des Ordnungsamts kontrolliert täglich die Stadtteile, um wilde Müllkippen ausfindig zu machen. Einfach ist diese Arbeit nicht.
Eine Matratze, ein Einkaufswagen, ein Kühlschrank und ein Bürostuhl – Andreas Platen und Detlef Helmdach stehen vor einer wilden Müllkippe an der Rolfstraße in Marxloh. Die beiden Männer sind vom Ordnungsamt der Stadt Duisburg und gehören zum Team der Abfallaufsicht. „Wir müssen immer zuerst bei den Wirtschaftsbetrieben nachfragen, ob die Leute den Sperrmüll angemeldet haben“, sagt Helmdach und greift zu seinem Diensthandy. Ergebnis: Die Wirtschaftsbetriebe sehen keinen Termin an der Rolfstraße in ihrem System.
Jeden Tag sind die Beamten von der Abfallaufsicht auf den Straßen im ganzen Stadtgebiet unterwegs, und ahnden nicht angemeldeten Sperrmüll, Schrottfahrzeuge und wilde Müllkippen mit Verwarn- oder Bußgeldern, je nach schwere der Verschmutzung. Acht Teams, bestehend aus jeweils zwei Beamten der Stadt wühlen dann im Müll nach Spuren, mit denen man den Verursacher ermitteln kann. „Manchmal können wir die Verursacher aber gar nicht ausfindig machen“, sagt Helmdach.
Von Wohnung zu Wohnung
Wie es scheint auch bei dieser wilden Müllkippe nicht. Die Männer beginnen, sich von Wohnung zu Wohnung durchzuklingeln, in der Hoffnung denjenigen zu finden, dem der Sperrmüll, der den ganzen Gehweg und die halbe Straße versperrt, gehört. Erfolglos. Niemand öffnet die Tür. „Das passiert ständig und ist sehr ärgerlich“, sagt Helmdach. Können sie den Verursacher des Mülls nicht ausfindig machen, werden die Müllhalden auf Kosten der Stadt beseitigt.
Manchmal, erzählen sie, findet sich jedoch ein Zeuge, der gesehen haben will, wer den Müll an die Straße gestellt hat. Wie es scheint, haben die Männer Glück. Ein Anwohner kommt auf die Beamten zu: „Ich habe gesehen, dass der Müll hier schon seit vier Tagen liegt.“ Helmdach nimmt die Aussage und die Daten des Mannes auf, falls es zu einer Anhörung kommt und die Beamten Zeugen benötigen.
Ein paar Schritte weiter finden die Beamten eine ganze Couchgarnitur am Straßenrand. „Das ist eine Sauerei. Das waren wieder die von oben“, ruft eine Frau aus der Haustür. „So einem konkreten Hinweis gehen wir natürlich nach“, meint Platen. Die Beamten laufen die Treppen hoch und klingeln an den Türen der oberen Stockwerke.
Mieter sind oft keine Hilfe
Die Tür geht auf, wirklich weiterhelfen kann die ausländische Frau den Männern jedoch nicht. „Ich nix verstehen. Ich nix Deutschland“, sagt sie nur. Mit Händen und Füßen versuchen Platen und Helmdach nun der Frau das Problem zu schildern, um herauszufinden, ob ihr die Möbel auf der Straße gehören oder ob sie weiß, wer sie dort abgestellt hat. Doch sie wiederholt nur: „Ich nix deutsch.“
Man merkt den Männern die Verärgerung an, trotzdem bleiben sie ruhig, bedanken sich und verabschieden sich von der Frau. „Das ist natürlich manchmal frustrierend. Vor allem weil man nicht weiß, ob sie einen wirklich nicht versteht oder einfach nicht verstehen will“, meint Platen.
Achtlos auf die Straße gestellt
Sie schreiben die achtlos auf die Straße gestellten Möbelstücke, Kühlschränke oder Matratzen auf. Die Liste wird dann an die Wirtschaftsbetriebe weitergeleitet. Sie holen die wilden Müllkippen binnen von 48 Stunden ab und entsorgen sie. Beim weiteren Streifzug durch das Viertel entdecken die Beamten zwei weggeworfene Müllsäcke sowie einen kaputten Stuhl, der am Straßenrand steht. Wieder beginnen die Männer sich durch das Wohnhaus zu klingeln.
Ein junger Mann öffnet die Tür. Er gibt zu, dass ihm der Müll vor der Tür gehört. „Ich war am Wochenende nicht da, als der Müll abgeholt wurde, deswegen konnte ich die Säcke erst heute, am Montag, raus stellen“, verteidigt er sich. Trotzdem bleiben die Männer streng und verlangen ein Verwarngeld von 25 Euro: „Mir tut es auch leid. Er war ja auch geständig und die 25 Euro sind bestimmt viel für ihn. Aber trotzdem müssen wir auch bei solchen Fällen hart bleiben.“
Aus Sicherheit immer zu zweit unterwegs
Widerwillig überreicht der Mann den Beamten das Geld, nicht jedoch ohne zu versuchen mit den Beamten zu diskutieren. „Ach das haben wir oft. Ich wurde auch schon mal körperlich angegriffen“, erzählt Helmdach. Deswegen sind die Kontrolleure immer zu zweit unterwegs. „Falls man mal angegriffen wird, hat man immer einen Zeugen“, erklärt Helmdach. Genau in diesem Moment klingelt sein Diensthandy.
Ein Bürger hat einen umgekippten Ölkanister und einen alten Reifen an der Wilhelmstraße/Ecke Elisabethstraße unter der Autobahnbrücke an der A 59 gemeldet. Kurzerhand unterbrechen die Männer ihren Rundgang und fahren zum angegebenen Ort. Gerade aus dem Auto gestiegen, entdecken sie drei Schrottautos. Diese werden mit einem leuchtend orangenen Aufkleber versehen, mit dem Hinweis das Fahrzeug innerhalb von vier Wochen vom Platz zu entfernen.
Fotos der Pkw sollen den Männern helfen, das Auto bei der Kontrolle in vier Wochen, besser wieder zu erkennen, falls die Besitzer dieses immer noch nicht abgeholt haben. Um den eigentlichen Auftrag der Beamten, Reifen und die Ölkanister aufzunehmen, müssen sich die WBD kümmern. „Das muss sofort beseitigt werden und kann nicht warten. Die Wirtschaftsbetriebe haben ein Schadstoffmobil und können damit direkt das ausgelaufene Öl von der Straße aufnehmen“, erklärt Helmdach.
Ordnungsamt sieht nur wenige Verbesserungen
Im ersten Halbjahr 2018 hat der Abfalldienst im gesamten Duisburger Stadtgebiet schon 2752 wilde Müllkippen entdeckt und durch die Wirtschaftbetriebe entfernen lassen. „Das war aber schon mal mehr“, erklärt Thorsten Bleckmann, Sachgebietsleiter der Abfallaufsicht im Ordnungsamt Duisburg.
Trotzdem schafft das Team des Ordnungsamts es nicht immer gegen alle Ordnungswidrigkeitsverstöße anzugehen: „Wir gehen mit offenen Augen durch das Stadtgebiet. Aber es ist ein Kampf gegen Windmühlen. Räumt man an einem Tag Müll weg, liegt am anderen Tag wieder neuer dort“, ärgert sich Abteilungsleiter Frank van Staa. Dem ständigen Müll versucht das Ordnungsamt schon durch Sensibilisierung entgegen zu wirken: „Wir haben schon probiert über Streetworker oder Stadtteilpaten, die auch die Sprache der ausländischen Mitbürger sprechen, an die Menschen heranzutreten“, so van Staa.
Große Mülleimer aufgestellt
Außerdem wurden größere Mülleimer dort aufgestellt, wo viel Müll verursacht wurde. „In Teilansätzen sieht man dadurch auch Verbesserungen.“ Vielleicht auch, weil die Bürger selbst vermehrt auf die Sauberkeit ihrer Stadt achten, denn oft sind sie es, die die wilden Müllkippen beim Ordnungsamt melden.
Von der Meldung einer Kippe bis hin zur Abholung, dürfen nie mehr als 48 Stunden vergehen, erklärt Bleckmann. Dabei werden „Marxloh und Hochfeld jeden Tag kontrolliert.“ Während der Kontrolle darf die Abfallaufsicht ein maximales Verwarngeld von 55 Euro vom Verursacher einnehmen. „Alles was darüber liegt, fällt dann unters Bußgeld. Die Meldung darüber wird dann per Post geschickt“, so Bleckmann.