Duisburg. Der Einzelhandelsverband sieht Potenzial für Karstadt und Kaufhof. Verdi-Bundesverband stellt klare Forderungen an die Konzernspitzen.

Verunsicherung macht sich in diesen Tagen bei den Mitarbeitern von Karstadt und Galeria Kaufhof in Duisburg breit. Wie berichtet soll es zur Fusionen beider Unternehmen kommen. Offizielle Angaben dazu gab es bislang nicht. Nach der Aussage eines Insiders sollen an sogenannten Doppelstandorten 15 von insgesamt 180 Häusern in Deutschland geschlossen werden.

Diskussion existiert seit Jahren

Wilhelm Bommann, Geschäftsführer des für Duisburg zuständigen Einzelhandelsverbandes Niederrhein, äußert sich nur kurz und knapp: „Duisburg als Halbmillionenstadt kann beide Warenhäuser vertragen. Die Diskussion um die Standorte gab es vor Jahren schon einmal.“ Die Position des Einzelhandelsverbandes habe sich diesbezüglich nicht geändert.

Galeria Kaufhof an der Düsseldorfer Straße.
Galeria Kaufhof an der Düsseldorfer Straße. © Robin Kunte

Selbst Kunden dürfte der Bestand beider Häuser entgegen kommen. So sind die Standorte mit dem Forum an der Tonhallenstraße (Karstadt) und Düsseldorfer Straße (Galeria Kaufhof) weit genug auseinander und dennoch zentral. Unterschiedliche Marken und Angebote geben dem jeweiligen Warenhaus das eigene Gesicht.

Arbeitsplätze und Standorte erhalten

Günter Isemeyer, Sprecher für den Bundesvorstand von Verdi Nordrhein-Westfalen sagt: „Wir wollen sichere Arbeitsplätze und Standorte erhalten.“ So habe die Gewerkschaft auf Empfehlung ihrer eigenen Wirtschaftsprüfer gerade begonnen, den Sanierungstarifvertrag mit Kaufhof zu verhandeln. „Da platzte diese Geschichte rein“, so Isemeyer, „die Verhandlungen haben wir jetzt erst mal auf Eis gelegt. Wir wollen jetzt Klarheit.“

Stefanie Nutzenberger.
Stefanie Nutzenberger. © Kay Herschelmann

Verdi möchte wissen, wie die Unternehmen sich verhalten. Den Sanierungstarifvertrag gibt es immer dann, wenn es einem Unternehmen nicht gut geht. Für eine befristete Zeit können der Verzicht auf Weihnachtsgeld oder Lohnerhöhung vereinbart werden.

Rückführung zu normalen Flächentarifverträgen

Bei Karstadt wurde ein solcher Tarifvertrag vor einigen Jahren abgeschlossen, er läuft jetzt aus. Bis 2021 erfolgt schrittweise die Rückführung in den normalen Flächentarifvertrag. Bei dem Thema einer möglichen Fusion erwartet Günter Isemeyer von den Konzernspitzen, dass sie jetzt mal „Futter bei die Fische tun“. Die Erwartungshaltung, umfassende Information zum Sachstand, hat auch Stefanie Nutzenberger, Bundesvorstandsmitglied von Verdi: „Die Beschäftigten müssen bei einer möglichen Fusion der Unternehmen im Mittelpunkt stehen, einen wirksamen Schutz gibt es nur durch einen Tarifvertrag.“

Die Geschichte beider Konzerne geht weit zurück. Exakt am 14. Mai 1881 gründete Rudolph Karstadt sein erstes Geschäft in Wismar unter dem Namen „Tuch-, Manufactur- und Confectionsgeschäft Karstadt“. Erfolg hatte das Geschäft schon damals mit günstigen Festpreisen.

Filialen in Norddeutschland

Schnell eröffneten Filialen in 24 Städten in Norddeutschland. Als Karstadt im Jahre 1920 die Unternehmung Althoff des Dülmeners Theodor Althoff übernahm, war der Karstadt-Konzern ab 1899 als Altholf-Filiale in Duisburg vertreten. 1925 übernahm die Rudolph Karstadt AG ein Kaufhaus an der Münzstraße in der Altstadt. Wegen der starken Konkurrenz wurde es 1932 wieder geschlossen. 1927 wurde ein Standort am Neumarkt/Ecke Harmoniestraße in Ruhrort übernommen. Das Haus schloss Jahre später.

Verdi-NRW Pressesprecher Günter Isemeyer.
Verdi-NRW Pressesprecher Günter Isemeyer. © Verdi

Lange stand das Karstadt-Haus an der Königstraße. Im Laufe der Zeit klagte die Stadt Duisburg über einen Kaufkraftabfluss in benachbarte Städte und deren Einkaufszentren, wie zum Beispiel das Centro in Oberhausen. Erste Überlegungen, dem Trend entgegenzuwirken, führten zu Planungen von Multi Casa. Nachdem der erste Investor abgesprungen war und die Planungen eine verkleinerte Fläche vorsahen, gab es Planungen für das Einkaufszentrum „Forum“ an der Tonhallenstraße mit Karstadt als Ankermieter.

Grundsteinlegung des Forums

Nach dem endgültigen „Aus“ von Multi Casa im September 2005 war die Grundsteinlegung vom Forum beschlossen. Am 23. Februar 2007 begann der Bau, die Eröffnung fand am 18. September 2008. statt.

Die Erfolgsgeschichte von Galeria Kaufhof startete 1879 mit der Eröffnung eines kleinen Textilgeschäftes in Stralsund. Leonhard Tietz legte damals den Grundstein für das Warenhausunternehmen. In Duisburg wurde das Gebäude für die Galeria Kaufhof 1959 aus der Tradition von „Horten“ kommend gebaut.