Duisburg. Wie offenbar eine technische Störung in einer Bahn der Linie U 79 dafür sorgte, dass eine Frau aus Duisburg zur Schwarzfahrerin wurde.

Als Schwarzfahrerin beschuldigt – trotz gültigen Tickets: Koy Böttcher ist dies genau dies neulich passiert, wie ihr Lebensgefährte Jörg Liestmann erzählt. Demnach stieg die Frau an der Haltestelle Kesselsberg in Huckingen in die Bahn der Linie U 79 in Richtung Stadtmitte und stempelte dort die zuvor gekaufte Fahrkarte ab. Wenig später seien dann Kontrolleure auf sie zugekommen und hätten ihr mitgeteilt, dass sie das Ticket eine Station früher, am Froschenteich, entwertet habe, also auf Düsseldorfer Gebiet. Andere Tarifzone, teureres Ticket erforderlich.

Allen Beteuerungen zum Trotz erhielt Koy Böttcher einen Zahlschein in Höhe von 60 Euro mit dem Hinweis, sich im DVG-Kundencenter beschweren zu können. Was sie am nächsten Tag auch tat. „Da hat man sich die Videoaufnahmen von der Station Kesselsberg angeschaut und zweifelsfrei festgestellt, dass meine Lebensgefährtin dort eingestiegen ist, also ein gültiges Ticket hatte“, so Liestmann.

Keine Entschuldigung der DVG

© Stephan Happel

Eine Entschuldigung habe es nicht gegeben, sondern nur die Aufforderung, künftig in der Bahn auf die elektronische Haltestellenanzeige zu achten. In ihrem Fall habe der Fahrer noch nicht von Froschenteich auf Kesselsberg umgestellt. Dadurch sei die Fahrkarte nicht ordnungsgemäß entwertet worden. „Das ist doch haarsträubend“, findet Liestmann.

DVG-Sprecherin Kathrin Naß kann bestätigen, dass der Fall niedergeschlagen worden sei. Dies sei im Kundencenter allerdings nicht aufgrund von Videoaufnahmen erfolgt. „Das ist aus Datenschutzgründen so einfach gar nicht möglich“, so Naß. „Die betroffene Dame war aber sehr glaubwürdig und wir entscheiden dann trotz eines letztlich fehlenden Beweises im Zweifel immer für den Fahrgast.“

Ticketentwerter sind GPS-abhängig

Die Haltestellenansagen und Fahrkartenentwerter funktionieren laut der Sprecherin über eine Art Bordrechner und sind GPS-abhängig. Beim Verlassen einer Bahnstation werden demnach sowohl die Entwerter als auch die Ansagen nach einer bestimmten Zeit für die folgende Haltestelle umgestellt. Das erfolge automatisch – normalerweise. „Es könnte sein, dass im Fall der Bahn, in der die Dame saß, eine technische Störung am Bordrechner vorlag, so dass das Fahrzeug nicht genau geortet werden konnte“, erklärt Naß. Das lasse sich jetzt im Nachhinein leider schwer nachvollziehen.

„Der Hinweis, dass die Dame auf die Ansagen und Anzeigen achten und im Zweifel nicht stempeln soll, macht wenig Sinn“, stellt die Sprecherin klar. „Es ist nicht Aufgabe des Fahrgastes, sich zu vergewissern, dass die Anzeigen stimmen.“ Wenn dann ein Kontrolleur einsteige, könne dies, so Naß, gegebenenfalls erst recht zu Problemen führen. Auch ein Grund, warum der Fall niedergeschlagen worden sei.

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Liebe Leser, sind Sie auch schon mit gültigem Ticket unterwegs gewesen und plötzlich mit dem Vorwurf konfrontiert worden, schwarz zu fahren? Wie gut funktionieren die Fahrkartenentwerter in den und außerhalb der Bahnen?

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