Duisburg. . Mit Autokorsos, Fußgängergruppen und Feuerwerk feierten über 1500 Duisburger mit türkischen Wurzeln am Sonntag den Ausgang der Präsidentenwahl.
Anhänger von Recep Tayyip Erdogan sind am späten Sonntagabend im Duisburger Norden auf die Straße gegangen, um zu feiern, nachdem sich der amtierende Staatschef der Türkei gegen 20 Uhr selbst zum Sieger der gestrigen Präsidentschaftswahl erklärt hatte. Hunderte Autos und über 1500 Menschen zu Fuß waren zwischen Alt-Hamborn und Marxloh unterwegs.
Viele von ihnen schwenkten Türkei-Fahnen oder hatten sich diese über die Schultern gehängt. Es gab Hupkonzerte, Feuerwerkskörper wurden bis in die Nacht gezündet. Die Stimmung war friedlich-ausgelassen, zu keiner Zeit aggressiv.
Verstoß gegen das Sprengstoffgesetz
Die Polizei war mit mehr als einem Dutzend Streifenwagen und insgesamt 80 Beamten an der Duisburger Straße vor Ort. Laut Polizeisprecher Ramon van der Maat erstatteten sie in zehn Fällen Anzeige wegen Verstoßes gegen das Sprengstoffgesetz und Gefährdung des Straßenverkehrs. „Es gab einige Anrufe von Anwohnern, die sich wegen anhaltender Ruhestörung beschwert haben“, erklärte van der Maat am Montag. Es sei bei solchen Massenaufläufen aber stets sehr schwierig, konkrete Straftaten einzelnen Personen zuordnen zu können. „Bei angemeldeten Versammlungen ist das etwas Anderes. Da erhält im Zweifel der Versammlungsleiter die Anzeige.“ Grundsätzlich seien Autokorsos wie dieses verboten, so der Sprecher.
Ein Blick auf die Nummernschilder der Autos verriet, dass die Feiernden nicht nur aus Duisburg, sondern aus dem gesamten westlichen Ruhrgebiet und dem Rheinland gekommen waren. Viele Erdogan-Anhänger jubelten aus geöffneten Seitenfenstern oder Sonnendächern der Autos heraus. Zunächst hatte sich auch noch eine kleinere Gruppe mit etwa 60 Personen am Marktplatz in Hochemmerich getroffen. Sie war aber dann auch gen Norden weitergezogen.
Ein Anwohner macht seinem Unmut Luft
„In Deutschland wird immer nur darauf geschaut, was es an Erdogan zu kritisieren gibt. Was er alles für die Menschen in der Türkei getan und erreicht hat, wird immer ausgeblendet“, sagte ein Mittzwanziger mit türkischen Wurzeln am Straßenrand. Er selbst sei in Duisburg geboren und aufgewachsen, habe die deutsche Staatsangehörigkeit. Dennoch zog auch ihn das Wahlergebnis und die Freude vieler Türken auf die Straße.
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„Wenn die den Erdogan alle so toll finden, warum leben die dann in Duisburg und nicht in der Türkei?!?“, sagte ein älterer Anwohner aus Hamborn, der namentlich nicht genannt werden wollte. Er ärgerte sich über den nächtlichen Radau. Dieser hielt laut Polizei bis 0.30 Uhr an. Erst dann konnten die Ordnungshüter ihren Einsatz beenden.
Reaktion einer aus Duisburg stammenden Autorin
In den sozialen Netzwerken wird die Freudenfeier der Erdogan-Anhänger in Duisburg heftig kritisiert. Viele türkenfeindliche Sprüche machen die Runde.
In die Debatte schaltet sich auch die aus Duisburg stammende Autorin Hatice Akyün ein. In einem Facebook-Post betont sie, dass es nicht um „27 Zillionen Türken“ gehe, die für Erdogan gestimmt hätten. „Von den knapp 3 Millionen [in Deutschland lebenden Türken, die Red.] sind 1,4 Millionen wahlberechtigt. Von denen sind knapp 50 Prozent wählen gegangen. Also nach Adam Riese sind das 700 000. Von denen wählten 65 Prozent Erdogan, also 455 000“, rechnet sie vor.
Diese Relativierung sei sehr wichtig, „um denjenigen, die sagen, siehste, alle nicht integriert, mit Fakten entgegentreten zu können“.