„Traumzeit“: Beseelte Musikfans und jubelnde Fußballfreunde
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Duisburg. . Am Samstagabend mussten sich viele Besucher des „Traumzeit“-Festivals zwischen Soundgenuss und Jogi Löws Elite-Kickern entscheiden.
Es war um kurz vor zehn, als einige Besucher des „Traumzeit“-Festivals noch ein bisschen lauter jubelten als zuvor beim Auftritt der Mighty Oaks in der Gießhalle. Soeben hatte der „kroosartige Toni“ zum Sieg eingenetzt. An zwei Getränkewagen verfolgten die fußballverrückten Festivalgäste das WM-Spiel der Deutschen gegen Schweden. Aber dieses TV-Angebot wirkte nicht auf alle Besucher wie ein Magnet. „Wir sind ein Musikfestival und veranstalten kein Public Viewing“, ermahnte Marcus Kalbitzer scherzhaft die an den Bildschirmen gebannt mitfiebernden Zuschauer. Die Konzerte von Mogwai, Blumfeld oder Mogli erwiesen sich auf jeden Fall als nervenschonender als dieser deutsche Zittersieg.
Erstmals zwei Tage ausverkauft
„Dieses Jahr sind extrem viele Bands und Acts dabei, die mich interessieren. Außerdem ist das ja hier auch eine schöne Location“, gerät Vanessa mit Blick auf das am Freitag und Samstag ausverkaufte Festivalgelände im Meidericher Landschaftspark ins Schwärmen. Sie freut sich, dass sie bei Mogli noch einen Platz ergattern konnte. Die Schlange zog sich am späten Samstag quer über das Gelände. Rund 700 Personen wollten gerne in die Gießhalle. Rein kamen aber nur 480. Die konnten sich glücklich schätzen, erlebten sie doch eine sympathische Sängerin, die ihre Zuhörer mit sphärischer Musik auf eine traumhafte Reise schickte. „Wanderer“ heißt Moglis Album denn auch, erzählt vom Unterwegssein. „Alaska“ ist der bekannteste Hit. Die Lieder, die die 23-Jährige geschrieben hat, klingen nach Weite. Sie war selbst auf Reisen, als die Lieder entstanden. „Expedition Happiness“ lautet der Titel eines dazugehörigen Films. Ihr Publikum macht die Frankfurterin an diesem Abend sehr glücklich.
Überhaupt fällt auf, wie entspannt die Musiker und Besucher des Festivals sind. Jochen Distelmeyer, Frontmann der „Hamburger Schule“-Kombo Blumfeld bedankt sich mehrfach bei seinem „wunderbaren“ Publikum. Die Zuschauer vor der Bühne auf dem Cowperplatz sind weitestgehend textsicher, wenn Distelmeyer seine intellektuellen und zeitlosen Texte mit authentischer Rocker-Pose vorträgt.
Musik mit deutschen Texten hat auf dem Festival ebenso seinen Stammplatz wie hochwertige Instrumentalmusik oder folkig-poppige Klänge – wie von den Mighty Oaks. „Die meisten Bands sind geflasht, wenn sie das Ambiente erleben“, sagt Festivalchef Frank Jebavy. Und die Mighty Oaks freuen sich schon, dass sie nicht vor leeren Rängen spielen müssen. „Wir dachten, alle wollen Deutschland gucken.“ Wollen sie zum Glück nicht. Stattdessen tanzen sie, bis der Boden schwingt zum Gute-Laune-Folk-Pop der Wahl-Berliner.
Beinahe für Deutschland zum ESC 2018 gereist
Das schaffte auch Xavier Darcy. Der Mann mit langen Haaren, Drei-Tage-Bart und englischen Wurzeln hätte um ein Haar Deutschland beim ESC 2018 vertreten. In der Quali musste er nur Michael Schulte den Vortritt lassen. Die schöne Stimmung in der Gießhalle packte auch ihn. „Ich bin mit einem fetten Kater hier angekommen. Aber dank Euch bin ich jetzt wieder richtig gut drauf“, rief er dem Publikum zu, ehe er seinen Hit „Jonah“ anstimmte. Die Zuhörer tanzten beschwingt mit. Und schwupps, waren Darcys Kopfschmerzen komplett verschwunden. Für ihn: ein Traum!
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