Duisburg. . Ralf Jäger ist beim Duisburger SPD-Parteitag als Vorsitzender bestätigt worden. AfD-Wählern attestiert er „berechtigte Sorgen“.

Damit hatte der Duisburger SPD-Vorstand wohl nicht gerechnet: Parteichef Ralf Jäger, der am Donnerstagabend auf dem Unterbezirksparteitag erneut für den Vorsitz kandidierte, bekam einen Gegenspieler. Norbert Fabian, Mitglied im SPD-Ortsverein Rheinhausen-Mitte, stellte sich in der Rheinhausenhalle „ganz spontan“ ebenfalls zur Wahl. Nicht, weil er denkt, „dass der Vorstand schlechte Arbeit geleistet habe.“ Aber er wolle eine Alternative anbieten, nach nunmehr 13 Jahren Ralf Jäger an der hiesigen SPD-Spitze. Letztlich blieb es bei dem Angebot. Aber immerhin konnte Fabian 32 Genossen mal eben so hinter sich vereinen. 188 Delegierte sagten „Ja“ zu Ralf Jäger, 43 enthielten sich – macht 71,5 Prozent der Stimmen für den alten und neuen Parteichef Jäger. Ein überraschender Dämpfer.

Auch interessant

Mehr Vertrauen brachten die letztmalig 290 Delegierten Sarah Phillip entgegen, die mit 85,9 Prozent der Stimmen neben Gisela Walsken (61,9 Prozent) zur stellvertretenden Parteichefin gewählt wurde. Neu im geschäftsführenden Vorstand ist die Meidericher Bezirksbürgermeisterin Daniela Stürmann, die sich bei der Wahl der Schriftführerin durchsetzte.

Rederecht für alle Mitglieder

Die SPD-Landtagsabgeordnete Sarah Phillip folgt der Bundestagsabgeordneten Bärbel Bas, die sich auf ihre Fraktionsarbeit in Berlin konzentrieren will. Phillip betonte, dass der Partei in „diesen spannenden und schwierigen Zeiten für die SPD“ neben den organisatorischen Fragen „die Inhalte nicht fehlen dürfen.“

Auf die kann sich die Partei nun konzentrieren. Denn die strukturelle Erneuerung haben die Delegierten per Satzungsänderung mit der notwendigen Zweidrittel-Mehrheit beschlossen. Die Basis folgte dem Vorschlag des Vorstandes, die Zahl der Delegierten auf 200 zu reduzieren und zugleich allen Delegierten auf Parteitagen ein Rederecht einzuräumen.

Ein Schritt, der angesichts deutlich gesunkener Mitgliederzahlen auf unter 4000 notwendig geworden sei, um die Partei beschlussfähig zu halten: „Wir müssen uns ehrlich machen: Wir haben nicht mehr knapp 12 000 Mitglieder wie 1976“, erklärte Ralf Jäger diesen Schritt. Viele Ortsvereine hätten Schwierigkeiten, die notwendige Anzahl Delegierter zu finden. Selbst als Sigmar Gabriel im vergangenen Jahr zum Parteitag in die Mercatorhalle kam, blieben über 50 Stühle leer.

AfD "kleinkriegen mit seriöser und kompetenter Politik"

Auch eine stärkere Präsenz in den sozialen Netzwerken und digitale Diskussionsplattformen sollen die Partei für Mitglieder attraktiver machen und Möglichkeiten zur Diskussion über Grenzen der Ortsvereine hinweg bieten. „Es kann ja sein, dass sich jemand aus Walsum mit demselben Thema beschäftigt wie jemand aus einem Ortsverein im Süden. Über die Diskussionsplattform könnten sie sich dann austauschen“, sagte Jäger. Eines habe nämlich die GroKo-Debatte anfang des Jahres, aus der die Partei in Duisburg verstärkt hervor gegangen sei, gezeigt: „So unterschiedlich wir auch in der Sache waren, in einem waren wir uns einig: Wir hatten eine hervorragende Diskussionskultur“, motivierte Ralf Jäger die Genossen zur weiteren inhaltlichen Aussprache. Die werde umso wichtiger, als „unsere Hochburgen keine mehr sind“, so der Parteichef.

Entweder gingen die Stammwähler gar nicht mehr wählen, oder, wenn doch, dann die AfD. Was also tun? „Die Wähler der AfD sind keine Rechtsradikalen. Die haben berechtigte Sorgen und Ängste, auf die wir bislang keine passenden Antworten gefunden haben. Wir können die AfD wieder kleinkriegen, indem wir seriöse und kompetente Politik machen“, so Jäger. Dazu müsse die Partei einerseits dorthin gehen, „wo unsere Hochburgen waren, Gesicht zeigen und Kreuz breit machen. Andererseits müssen wir auch in den bürgerlichen Milieus Antworten auf die Probleme haben.“ Denn auch die seien mittlerweile die Basis der SPD – „unsere Hochburg.“