Duisburg. Der 13-jährige Marvin K. ist seit dem 11. Juni wie vom Erdboden verschluckt. Die Kriminalpolizei fahndet mit Fotos nach dem Duisburger Jungen.
Marvin K. wird seit dem 11. Juni 2017 vermisst. Die Polizei hat kaum Anhaltspunkte, wo sich der 13-jährige Duisburger aufhalten könnte. Seine Mutter und seine Patentante suchen aktiv auf Facebook, teilen bundesweit immer neue Vermisstenaufrufe, posten Videos mit Fotos des sympathisch ausschauenden Jungen mit der markanten Hornbrille.
Vor seinem Verschwinden hat er in einer Wohngruppe in Oer-Erkenschwick gewohnt. Hier werden bis zu neun Jugendliche zu einer selbstständigen Lebensführung befähigt. Warum er dort weggelaufen ist? Unklar. Die Einrichtung äußert sich nicht zum Fall.
In mehreren Orten Deutschlands gesehen
Angeblich wurde Marvin nach der Vermisstenmeldung in Duisburg gesehen. „Gesehen“ wurde er auch in Berlin und Saarbrücken. Jedesmal ein Hoffnungsschimmer für Angehörige, dem ein niederschmetterndes Ergebnis folgt: Nein, das ist er doch nicht. Aktuell werde eine mögliche Spur in Hamburg verfolgt, bestätigt Polizeipressesprecherin Daniela Krasch. Die Sachbearbeiter würden jeden Hinweis prüfen, manche kämen aber auch von dubiosen Wahrsagern.
Ursprünglich hatte die Polizei Recklinghausen nach dem Jungen gesucht, weil die Jugendeinrichtung zu ihrem Beritt gehört. Seit September ist die Behörde in Duisburg zuständig. Zum einen, weil der Junge Duisburger ist. Zum anderen, weil Zeugen glaubten, Marvin in Hochfeld gesehen zu haben. Das ist allerdings auch schon wieder fünf Monate her. Damals suchte die Mutter mit Plakaten im Umfeld nach ihrem Kind.
Vater des Jungen starb vor sieben Jahren
Ende April wird Marvin 14 Jahre alt. Vor sieben Jahren starb sein Vater, danach sei er nicht mehr wie vorher gewesen, erzählt seine Mutter. Schulprobleme folgten. Das Jugendamt hat vor dem Verschwinden des Jungen verschiedene Hilfen zur Erziehung eingesetzt, einschließlich der Heimunterbringung, erklärt eine Stadtsprecherin. Anzeichen von besonderen Konflikten in der Einrichtung in Oer-Erkenschwick habe es aber nicht gegeben.
In Duisburg werden regelmäßig Menschen als vermisst gemeldet. Meist handelt es sich um demenzkranke Senioren, die orientierungslos sind und schnell wiedergefunden werden. Kinder sind eher als „Ausreißer“ unterwegs, ein Mädchen hat es schon auf 14 Versuche gebracht, berichtet Krasch. Fälle wie der von Marvin seien die große Ausnahme.
Drei Prozent der Vermisstenfälle bleiben länger als ein Jahr ungeklärt
Bundesweit werden täglich 250 bis 300 Fahndungen erfasst, genauso viele werden auch wieder gelöscht, erklärt das Bundeskriminalamt. Rund die Hälfte der Fälle lasse sich binnen einer Woche klären, weitere 30 Prozent innerhalb eines Monats. Etwa drei Prozent der Fälle seien auch nach einem Jahr noch nicht geklärt. Aktuell werden in Deutschland 14 000 Menschen als vermisst geführt. Fast 70 Prozent sind männlich, rund die Hälfte sind Kinder und Jugendliche.
Die Initiative Vermisste Kinder hilft rund um die Uhr kostenlos mobil oder via Festnetz über diese Hotline: T. 116 000. www.initiative-vermisste-kinder.de