Duisburg. . Seit 25 Jahren versorgt das Festival seine Besucher mit frischer, unbekannter Musik und ganz viel entspannter Atmosphäre.
Eigentlich, erklärte Mitorganisator Jan Krause, habe das Folkfestival am Tempel in Rheinhausen nicht mehr viel mit seinen Ursprüngen zu tun. Eigentlich. Denn obwohl schon länger kein Irish Folk mehr durch Rheinhausen schallt, wird jedes Jahr immer noch Volksmusik gespielt, bloß eben ein bisschen anders, moderner. Etwa bei der diesjährigen Ausgabe am Samstag: Shishko Disco spielten Balkan, Jazz und mehr, das Broken Brass Ensemble, hüllten Volksmusik aus New Orleans in ein neues Gewand.
Natürlich hatte die 25. Ausgabe des Festivals mehr als nur zwei Bands zu bieten, „Chanson Trottoir“ etwa. Die verfrachteten auf der Mühlenbühne französische Chansons in einen tanzbaren Rahmen, auch für die jungen Gäste, die am Festival genauso ihren Spaß hatten wie die Besucher aller anderen Altersklassen. Gleich danach spielte das Calypsonic Steel Orchestra, und schleppte eine Menge Metall auf die Bühne. Steeldrums, von Sopran bis Bass, nutzten die Dortmunder Musiker, um bekannte Songs aller Genre das gewisse karibische etwas zu verleihen.
Wütender Gesang auf türkisch
Außergewöhnlich, und außergewöhnlich gut, war auch der Sound von Kent Coda. Das Trio schien zunächst die gewohnte Indie-Schiene zu fahren, machte dann aber eine scharfe Kurve in den orientalischen, speziell den türkischen Bereich. Wovon der Kölner Sänger da auf Türkisch so wütend sang, konnten sich die Hörer auch ohne entsprechende Sprachkenntnisse zusammenreimen.
Aber auch abseits der zwei Bühnen war an der Mühle eine Menge los. Die gut 8000 Besucher konnten über einen kleinen Flohmarkt bummeln, Schallplatten, Schmuck oder anderen Kleinkram kaufen und sich an diversen Infoständen über die neuesten Schritte im Kampf für die Erde informieren.
Nachbarn veranstalten Grill-Party
Nicht nur wegen des vielfältigen Angebots und der tollen Musik herrschte eine entspannte Atmosphäre, auch die unmittelbaren Nachbarn halfen dem Festival auf ihre Weise, etwa mit einer Grillparty im Vorgarten. Das Publikum war gemischt – Alt und Jung, Folkfestival-Veteranen und –Neulinge, alle ließen sich von den, eher unbekannten, Bands überraschen.
Für den nötigen Druckablass gegen Ende des Festivals sorgten dann das Broken Brass Ensemble und Shishko Disco. Die Bläser aus den Niederlanden beeindruckten mit präzisem Spiel, ohne dabei die Freiheit und den Flair der Straßenmusik über Bord zu werfen. Nach kurzer Umbaupause konnte bei Shishko Disco gleich weitergetanzt werden. So wirklich ließen sich die Berliner nicht in eine Kategorie stecken, zu vieler, geschmackvoll gemischter Einflüsse bediente sich die Band. Mit dabei waren zwei alte Bekannte des Folkfestivals, zwei Musiker von Shishko Disco waren vor einigen Jahren schon mit Bukahara in Rheinhausen – die Band hat sich mittlerweile in die erste Liga deutscher Musik gespielt.
In diesem Jahr geht der Erlös aus den Festival-Einnahmen an das Friedensdorf Oberhausen. Dort werde Kindern aus aller Welt geholfen, die in ihrer Heimat keine Chance auf medizinsche Versorgung haben, so die Veranstalter.