Duisburg. Beim Erweiterungsbau der Küppersmühle werden die ehemaligen Getreidesilos besonders genutzt: Für Übergänge und eine Plattform auf der Spitze.
Der Erweiterungsbau des Museum Küppersmühle im Innenhafen steht kurz vor dem Richtfest. Beim Rundgang durch den fast fertigen Rohbau, der sich sowohl in seiner Fassadengestaltung als auch in seinen Räumen dem bestehenden Museumsgebäude harmonisch anpassen wird, lenkten zwei architektonische Besonderheiten die Aufmerksamkeit auf sich: Die Verbindung von Alt- und Neubau durch die ehemaligen Getreidesilos dürfte weithin einmalig sein; hier sind die Durchbrüche zwischen Alt- und Neubau geschafft. Und die Aussichtsplattform in etwa 40 Metern Höhe auf den Silos wird einen spektakulären 360-Grade-Rundumblick über Duisburg ermöglichen.
Per Aufzug auf die Plattform
Wie Robert Hösl, der das Projekt für das Architekturbüro Herzog & de Meuron leitet, erläuterte, wird diese Plattform ausschließlich über einen eigenen Eingang und per Aufzug erreichbar sein, ist also auch für Besucher zugänglich, die nicht ins Museum kommen. Eingeschränkt wird der Besuch nur durch die Witterung, denn die Plattform wird nicht überdacht.
„Die Plattform bietet Ausblick, Innen gibt es Einsicht“, so Museumsdirektor Walter Smerling, der sicher ist, „dass sich das Projekt in die Zielgerade bewegt“ und eine Eröffnung für Ende 2019 in Aussicht stellte. Diesmal laufe „alles planmäßig“, sagte er mit Blick auf die vormalige Skandal-Baustelle, bei der das Museum um einen leuchtenden Glaskubus auf den Silos erweitert werden sollte. Dieser Plan der Schweizer Star-Architekten Herzog & de Meuron hatte die städtische Baugesellschaft Gebag fast in die Pleite gestürzt. „Jetzt hat’s wunderbar funktioniert, zeitweilig waren bis zum 100 Arbeiter beschäftigt, fast 900 Tonen Stahl wurden verbaut“, so Smerling.
Der jetzige Erweiterungsbau ist ein kompletter Neuanfang. Er wird weniger spektakulär und sich äußerlich vom Altbau in Maßstab und Material kaum unterscheiden. Insgesamt 100 Meter lang wird die komplette Backsteinfassade zum Philosophenweg messen. Die neuen Baukörper sollen wirken als hätten sie schon immer dort gestanden. Auch die Räumhöhen von sechs bis sieben Metern wurden denen des bestehenden Gebäudes angepasst.
Die Etagen haben jeweils eine Grundfläche von rund 700 Quadratmetern, verfügen über einen Haupt- und einen Nebenraum, das 4. Geschoss wird als Oberlichtsaal gebaut, also von oben natürlich beleuchtet. Die Geschosse können flexibel in vier bis sechs Räume von 100 bis 200 Quadratmetern unterteilt werden. Dazu werden die Wände in Leichtbauweise errichtet, erläutert Hösl. Die Räume werden in der gleichen Beton-Optik gestaltet wie im bestehenden Gebäude. Insgesamt entstehen so rund 2500 Quadratmeter zusätzliche Ausstellungsfläche für die Kunst nach 1945 aus der Sammlung Ströher. Die Wella-Erben haben die Sammlung vor zwölf Jahren gekauft und finanzieren auch den Erweiterungsbau.
Getreidesilos behalten ihre Optik
Neben der Kunst dürften die ehemaligen Getreidesilos die Blicke auf sich ziehen. Sie bleiben als Bestandteil des Industriedenkmals auch von innen in ihrer „rohen, ursprünglichen Optik“ erhalten. Verglast werden lediglich die seitlich offenen Stellen an den Fassaden. Zwei Brücken in den rund 30 Meter hohen Silos, die sonst leer und offen bleiben, verbinden die Gebäudeteile.
>>>> Museums-Altbau öffnet wieder am 11. Juni
Der historische Teil des Museums Küppersmühle, der unter anderem für den Durchbruch geschlossen blieb, wird nicht am 8. Juni, sondern am 11. Juni wieder eröffnet mit der Wechselausstellung „Hommage an Jannis Kounellis“.
Die Werkschau im Rahmen des Ruhrkunst-Museen-Projekts „Kunst & Kohle“ bleibt bis zum 28. Oktober. Auch die anderen Sammlungsetagen werden im Sommer wieder für Besucher zugänglich sein.