Altstadt. . Das Traditionscafé ist bei Gästen und Promis beliebt. Anja und Heike führen den Betrieb in der fünften Generation fort.

Klaus Schunke und Hans-Jürgen Hörnemann sind Stammgäste. Sie sitzen an einem Ecktischchen im Café Dobbelstein am Sonnenwall. Der Kuchen schmeckt, der Kaffee ebenso. Ihre Nachmittagstreffen haben Tradition, manchmal kommt Dichter Schunke auch zum Schreiben her. „Meine Mutter war Sängerin und hat früher nach dem Krieg bei Dobbelstein auch Auftritte gehabt“, erinnert sich Hörnemann. In diesem Jahr feiert das Caféhaus seinen 160. Geburtstag.

Ur-Ur-Großvater und Firmengründer Friedrich Dobbelstein mit Bierglas
Ur-Ur-Großvater und Firmengründer Friedrich Dobbelstein mit Bierglas © Andreas Mangen

Gegründet wurde es von Friedrich Dobbelstein, am 28. April 1858, um genau zu sein. Zunächst wurden die Türen am Burgplatz geöffnet. Wegen des großen Erfolgs folgte nach eineinhalb Jahren ein Umzug zum Knüppelmarkt. Dobbelstein verkündete den Duisburgern, dass er bei seiner „Conditorei eine Caffee-Stube“ errichtet hatte und empfahl ihnen den Genuss von „Caffee, Chocolade, Thee, Punsch und Liqueren aller Art.“ Zu dieser Zeit hatten Caféhäuser ihre verruchten Zeiten hinter sich – sie galten nämlich lange Zeit als Treffpunkt für leichte Mädchen und somit schädlich für die vornehmen Stände. Nun ja, 160 Jahre später ist der Kaffeegenuss am Sonnenwall eine äußerst sittliche Angelegenheit. Ab und zu kommen mal ein paar Künstler vorbei, die im Theater oder am Dellplatz einen Auftritt haben. Die Schimanski-Crew und Götz George waren nicht nur in den Pause zu Gast. „Unser Haus ist in einige Tatorten zu sehen“, sagt Heike Dobbelstein stolz.

Kaffee wird von Hand gefiltert

Otto Dobbelstein – der vierte – sammelt historische Kaffeemühlen und anderen Konditorei-Bedarf, wie die 100 Jahre alte Spekulatiusform.
Otto Dobbelstein – der vierte – sammelt historische Kaffeemühlen und anderen Konditorei-Bedarf, wie die 100 Jahre alte Spekulatiusform. © Lars Froehlich

„Zur Königstraße gehen eher die Jüngeren, die es schicker mögen, zu uns kommen die Älteren, die das Flair schätzen“, erklärt Otto Dobbelstein, seines Zeichens die vierte Generation. Er bewahrt die Traditionen, filtert auch heute noch den Kaffee von Hand. „Damals hat man mich für verrückt erklärt, als alle Latte Macchiato trinken wollten oder der Espresso modern wurde.“ Heute gäben ihm die Kundenwünsche recht. Es gibt nämlich wieder einige Gäste, die bei den beschürzten Kellnerinnen Filterkaffee ordern.

© Tanja Pickartz

Schon eher musste sich Dobbelstein-Senior an den Gedanken gewöhnen, dass das Caféhaus nun komplett in Frauenhand ist. Oft wurde er angesprochen, dass es ja gar keinen Sohn in der Familie gebe. Doch sie hatten die Rechnung ohne Heike Dobbbelstein gemacht. Sie machte eine Ausbildung zur Konditorin – und wird heute manchmal noch gefragt, wo denn bloß der Chef sei. „Die müssen sich echt anstrengen und durchsetzen“, sagt Otto Dobbelstein anerkennend. Anja wollte zunächst nichts mit dem Cafébetrieb zu tun haben, überlegte es sich dann aber doch anders. Gemeinsam mit ihrem Mann führt sie das Haus am Sonnenwall. Ihre Schwester ist für die Königstraße und die neue Filiale in Wedau verantwortlich. Auf dem Papier wurden die Geschäfte übrigens getrennt. „Aber im Herzen sind wir vereint.“ Und die Torten kommen ohnehin alle aus der gleichen Backstube. „Wir kaufen nichts zu, alles wird selbst gemacht“, betont Heike Dobbelstein. Den 175. Geburtstag, da ist sich die Familie einige, erlebt der Betrieb sicherlich.

>>>> Größte Kaffeemühle der Welt am Sonnenwall

„Wir übernehmen bei uns die Beratung für die Hochzeitstorten“, erklärt Heike Dobbelstein. Dazu können die künftigen Eheleute in einem Eckchen mit historischem „Dobbelstein“-Fenster Platz nehmen.

Geprägt ist das Haus am Sonnenwall von den zahlreichen Kaffeemühlen, die Otto Dobbelstein sammelt. Das größte Exemplar, 450 Kilo schwer, steht im Guinessbuch der Rekorde. Die wertvollsten Stücke sind allerdings aus Porzellan. „Die Sammlung ist größer als hier zu sehen ist.“