Duisburg. Konditor Otto Dobbelstein erhielt von der Innung den “Goldenen Meisterbrief“. Seine Töchter setzen die Geschichte der traditionsreichen Dynastie fort.
50 Jahre meisterlichen Schaffens haben den Kunden und vor allem den Kundinnen des Konditors Otto Dobbelstein nicht nur jede Menge Hüftgold beschert, sondern ihm nun auch den „Goldenen Meisterbrief“. Den erhielt er in dieser Woche aus den Händen des Obermeisters Hubert Cordes und des Geschäftsführers Stefan Piel von der Konditoren-Innung Rhein-Ruhr.
1970 hatte Otto III. aus der Dobbelstein-Dynastie das Stammhaus am Sonnenwall 8 von seinem Vater übernommen. Damit setzte er die traditionsreiche Familiengeschichte des Cafés fort, die bis ins 19. Jahrhundert zurückreicht.
Umzug zum Knüppelmarkt
Anno 1858 war’s, da ließ Friedrich Dobbelstein den etwa 19.000 Einwohnern der aufstrebenden Stadt Duisburg „ergeben“ in der Zeitung anzeigen, „daß ich mit dem heutigen Tage am hiesigen Platze eine Conditorei eröffnete, und empfehle ich mich, unter Zusicherung der besten und pünktlichsten Bedienung, auf’s Angelegentlichste.“ Man schrieb den 28. April 1858, als Friedrich Dobbelstein, allenthalben auch unter dem Spitznamen „Mols“ bekannt, am Burgplatz „in dem früher von dem Herrn W. Falk bewohnten Hause“ den Grundstein der Duisburger Dobbelstein-Dynastie legte, was damals niemand ahnen konnte.
Der Burgplatz war allerdings zu jenen Zeiten keine 1a-Lage. Wegen großen Erfolges und des Rathausneubaus verlegte Friedrich Dobbelstein sein Geschäft eineinhalb Jahre später zum Knüppelmarkt. Und am 5. Februar 1860 tat er den Duisburgern kund und zu wissen, dass er bei seiner Conditorei eine „Caffee-Stube“ errichtet hatte und empfahl „namentlich Caffee, Chocolade, Thee, Punsch, Liqueure aller Art, Madeira und Portwein“.
Während des Weltkriegs nur 30 Tage geschlossen
Zu der Zeit hatten die Kaffee-Stuben und -Häuser ihre ruchlose Vergangenheit des 17. und 18. Jahrhunderts, in der sie als die Ständegesellschaft schädigend und als von losen Weibsbildern in eindeutiger Absicht besucht galten, weitgehend hinter sich. Zudem war es, wie Otto Dobbelstein, der heutige Senior, betont, „nicht nur das erste Kaffeehaus in Duisburg, sondern im ganzen Ruhrgebiet“. Da wundert es nicht, dass ihm die Duisburger den „geeigneten Zuspruch“ gewährten, um den er in seiner Anzeige gebeten hatte. Das tun sie noch bis heute.
Wie der Gründervater ist auch der heute 74-jährige Otto Dobbelstein nach seinen Lehrjahren auf Wanderschaft gegangen und darauf nach wie vor stolz. Ebenso wie darauf, dass sein Opa, übrigens auch ein Otto, „während des gesamten Zweiten Weltkriegs das Geschäft nur 30 Tage geschlossen“ hatte. Konditoren seien nun mal kreativ und hätten selbst in Notzeiten aus dem wenigen, dessen sie habhaft werden konnten, Genießbares gezaubert.
Das Stammhaus am Sonnenwall
Dieses Schaffenstalent wird den Dobbelsteins augenscheinlich immer wieder in die Wiege gelegt. Und so fiel es Otto Dobbelstein, der sich selbst einmal als „Auslaufmodell“ bezeichnete, auch nicht schwer, die Backstube und die Cafés nach 34 Jahren als Oberhaupt der süßen Dynastie in die Hände seiner Töchter zu geben. Seitdem ist das Familien-Unternehmen erstmals ganz in weiblicher Hand. Anja übernahm das Stammhaus auf dem Sonnenwall, Heike die Dependance auf der Königstraße. Doch ganz loslassen kann Otto Dobbelstein nicht. Noch immer ist er mit seiner Frau Margret zuweilen hinter der Theke eines der Familiencafés anzutreffen.
Und auch die sechste Generation der Dynastie steht mit Otto Dobbelsteins Enkelkindern Anna Lena (11), Anjas Tochter, sowie Nils (11) und Katrin (14), den Kindern von Heike, schon in den Startlöchern.
1953 wich das Haus am Knüppelmarkt der Neuordnung des Burgplatzes. In weiser Voraussicht hatte aber Otto Dobbelstein, der Erste, bereits 1949 auf dem Sonnenwall eine Dependance gegründet. Sie wurde zum Stammhaus für Geschäft und Familie.
Das Café am Sonnenwall zeigt deutlich die Auswirkungen der zweiten Leidenschaft von Otto Dobbelstein III.: eine beeindruckende Sammlung alter Kaffeemühlen, die inzwischen mehr als 1000 Stück umfasst und ihresgleichen sucht.