Duisburg. . Das Museum DKM in Duisburg zeigt „Die schwarze Seite“ im Rahmen des Ruhrkunst-Museen-Projekts „Kunst & Kohle“ zum Ende des Bergbaus.
Dass in der Ausstellung „Die schwarze Seite“ viel Herzblut und intensive Vorbereitungen stecken, vermittelt sich auch ohne Worte. Und sie zeigt, wie fruchtbar das Zusammenwirken der ebenso leidenschaftlichen wie kenntnisreichen Sammler Dirk Kramer und Klaus Maas mit langjährig verbundenen Künstlern ist. Diesmal wurde die Kunst Kohle befeuert. Das Bauunternehmen Maas ist dem Bergbau seit 1910 verbunden, es war in Schachtanlagen am Niederrhein und im Ruhrgebiet in Einsatz. „Die Faszination ist nie abgerissen“, sagt Maas. Im Museum DKM an der Güntherstraße ist „das für uns größte Projekt im Rahmen der Ruhrkunst-Museen“ entstanden.
Einmalig dürfte sein, wie Kramer und Maas „ihre“ Künstler zu neuen Werken angeregt haben. Eine der eindrucksvollsten ist von Claudia Terstappen, die einen Altar aus Figuren der heiligen Barbara errichtet hat, der Schutzpatronin der Bergleute. Nach einem Aufruf seien sie geradezu mit Figuren überschwemmt worden, sagt Maas, der jede der etwa 50 Barbaras aus ihrem privaten Umfeld abgeholt hat. Die im Halbrund gruppierten Figuren werden beleuchtet von einer Traube aus Grubenhelmen.
Eigens entstanden auch die lebensgroße Pferde-Mensch-Skulptur von Thomas Virnich, mit der er Tobias, der 1966 als letztes von etwa 18 000 Grubenpferden im Ruhrgebiet ans Tageslicht geholt wurde, ein besonderes Denkmal setzt – und dem kameradschaftlich verbundenen Bergmann. Die mit Wachs überzogene Hohlform wartet auf einen Spender, der den Bronzeguss ermöglicht.
An die Kanarienvögel, die früher eingesetzt wurden, um eine giftige Gasentwicklung anzuzeigen, erinnert wiederum Olaf Metzel; zu den Vogelstimmen ist ein Modell der Installation „Volière“ mit Drahtkörben zu sehen, die er 1991 für die Schachtanlage Rheinpreußen entwickelt hatte.
Die Erinnerung bewahren
Die in Duisburg lebende Lyrikerin Barbara Köhler steuert eine Rauminstallation bei. Wie ein Flöz zieht sich ein etwa 22 Meter langes Band entlang der Wände, unterbrochen von den Buchstaben Lethe, Name des mythologischen Flusses, der das Leben bei der Fahrt in die Unterwelt vergessen ließ. Mit schwarzen Buchstaben hat Barbara Köhler auf diese Band eines ihrer exakt komponierten Gedichte geschrieben, das auf bergmännischen Begriffen beruht.
Schwarz auf Schwarz gemalt hat Sven Drühl zwei großformatige Bilder nach Fotografien aus der Vergangenheit und Gegenwart des Steinkohlebergbaus. Eines zeigt die bedrückende Enge eines Flözes, das andere eine moderne Abbaumaschine.
Drei sechs Meter große Zirkel von Richard Long aus Rindenstücken von Lärchen, Anthrazitkohle (für die Ausstellung von Prosper-Haniel angeliefert) und Holzkohle erinnern an die Entstehung des wertvollen Stoffs. In sachlich-kühlen Fotografien dokumentiert Götz Diergarten Duisburger Zechensiedlungen aus besonderen Blickwinkeln.
Eine faszinierende Ausstellung auch wegen ihrer vielfältigen Ansätze und Perspektiven.