Duisburg. Im Biotop „Wildnis“ des Landschaftsparks Nord brütet erstmals ein Graureiher-Paar. Die Beobachtung ist am besten per Fernglas möglich.

Bereits in diesen Tagen soll der Nachwuchs schlüpfen. Doch derzeit sind Herr und Frau Graureiher noch im Status „werdende Eltern“. Das Duo hat sich im weitläufigen Areal des Landschaftspark Nord in Meiderich angesiedelt. Es ist – außer einer kleinen Kolonie, die im Bereich der Holtumer Höfe in Serm gesichtet wurde – derzeit das einzig bekannte Graureiher-Brutpaar in ganz Duisburg.

„Ich bin jetzt seit 2012 hier. Und es ist das erste Mal, dass ich hier auf brütende Graureiher treffe“, berichtet Tobias Rautenberg, Diplom-Biogeograph in der Biologischen Station Westliches Ruhrgebiet mit Sitz am Rande des ehemaligen Hüttenwerks in Meiderich.

Tobias Rautenberg beobachtet mit seinem Fernglas das brütende Graureiher-Paar. Der Nachwuchs soll in diesen Tagen schlüpfen.
Tobias Rautenberg beobachtet mit seinem Fernglas das brütende Graureiher-Paar. Der Nachwuchs soll in diesen Tagen schlüpfen.

Bei einer seiner Routinerunden über das 180 Hektar große Areal hatte der 35-Jährige am Karfreitag im Bereich der „Wildnis“ die Graureiher entdeckt. Seitdem schaut er fast täglich dort vorbei, um den Brutvorgang zu beobachten. Das geschieht natürlich mit der gebührlichen Portion Abstand – und mit Hilfe eines Fernglases.

Bei besagter „Wildnis“ handelt es sich um ein Biotop innerhalb des Landschaftsparks, in dem die Natur sich selbst überlassen bleibt. Ein Teil davon liegt unter Wasser und erinnert an ein Überschwemmungsgebiet. Eben dort hat das Paar sein Nest errichtet. Genauer gesagt: auf einem abgestorbenen Gebüsch. „Der Graureiher brütet gern in der Nähe von Gewässern“, weiß Rautenberg. Wenn sein Nest wie hier sogar in Insellage innerhalb eines Gewässers liegt, ist dieses vor natürlichen Feinden wie Madern noch besser geschützt.

In dem Biotop namens „Wildnis“ im Landschaftspark Nord wird die Natur sich selbst überlassen.
In dem Biotop namens „Wildnis“ im Landschaftspark Nord wird die Natur sich selbst überlassen.

Als wir uns in der „Wildnis“ umsehen, zeigt Rautenberg weitere Anwohner – wie Nilgänse, Graugänse, Blesshühner oder Teichhühner. „Wir haben inzwischen rund 45 verschiedene Brutvogelarten hier im Landschaftspark gezählt.Zählt man die Durchzügler und die Wintergäste hinzu, kommen wir über das Jahr verteilt locker auf 100 Arten“, so Rautenberg.

Mit Blick durchs Fernglas fällt auf, dass die sogar in der heißesten Mittagssonne noch geduldigst brütenden Graureiher oft den Schnabel geöffnet haben und hecheln. „Denen ist warm. Die können aber nicht schwitzen. Und durch das Hecheln versuchen sie, ihre Körpertemperatur auch in der prallen Sonne abzukühlen“, erklärt der Vogelexperte.

Nahrung: Libellen und Larven

Graureiher brüten in Duisburg

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    Während das Weibchen gerade brütet, ist das Männchen wohl auf Nahrungssuche, vermutet Rautenberg. Libellen und Larven, aber auch Frösche, Mäuse und kleine Fische verputzt der Graureiher, der an seinem weiß-schwarz-grauen Gefieder und auffälligen Schmuckfedern am Kopf zu erkennen ist. Plötzlich richtet sich der brütende Vogel auf und streckt sich zu voller Größe – so, als wolle er sich nach langer Sitzung mal dehnen. Merke: Auch das Brüten kann irgendwann sehr anstrengend sein.

    >> Verschiedene Reiherarten

    In Nordrhein-Westfalen sind laut Rautenberg sieben verschiedene Reiherartenanzutreffen. Neben dem Graureiher sind dies: Seidenreiher, Nachtreiher, Purpurreiher, Silberreiher, Rohrdommel und Zwergdommel.

    Der Graureiher (Ardea cinerea) brütet gern in Kolonien. In der Mülheimer Ruhraue kämen laut Rautenberg in jedem Jahr 60 bis 90 Brutpaare zusammen.