Duisburg. . Interessierte Besucher wurden auf der Königstraße über die Arbeit verschiedener Selbsthilfe-Gruppen aufgeklärt. Betroffene kämpfen mit Problemen.

Zwischen City-Palais und Forum fand am Freitag bei bestem Wetter der zehnte Duisburger Selbsthilfetag statt. Eine große Bühne und rund 20 Stände säumten den Platz zwischen den zwei Einkaufszentren. Moderiert wurde der Aktionstag von WAZ-Redakteurin Annette Kalscheur.

„Wir sind froh, dass das Wetter mitgespielt hat. Das war mit die größte Sorge“, berichtet Anja Hoppermann, Fachberaterin in der Selbsthilfe-Kontaktstelle in Hochfeld. Die Mitverantwortliche möchte beim Selbsthilfetag vor allem für Aufklärung sorgen. „Die Menschen wissen nicht, dass es viele verschiedene Arten von Problemen gibt. Die, die eins haben und sich Hilfe suchen, müssen meist mit Vorurteilen innerhalb der Gesellschaft kämpfen“, so Hoppermann zur Bedeutung der Aktion

Bei der Cannabis-Patientenhilfe konnten Interessierte das „Vaporisieren“ testen.
Bei der Cannabis-Patientenhilfe konnten Interessierte das „Vaporisieren“ testen.

39 verschiedene Gruppen hatten sich für den Selbsthilfetag in Duisburg angekündigt. In diesem Jahr ist die Cannabis-Patientenhilfe neu dabei. Sie setzt sich für die medizinische Verwendung von Cannabis ein. Am Stand erhalten Interessierte eine „Vaporisator-Lehrstunde“. Ähnlich wie bei einer E-Zigarette entsteht beim „Vaporisieren“ kein Rauch, sondern Dampf, der mit der Atemluft aufgenommen wird.

Cannabis-Hilfe: Gesetzeslage ist vielfach unbekannt

Allein in Duisburg gebe es über 100 Patienten, die zumeist im Alter zwischen 45 und 50 Jahren sind, so die Bilanz von Christina Huitkam, einem ehrenamtlichen Vereinsmitglied. Seit Anfang Januar 2017 ist in Deutschland Cannabis als Medizin auf Rezept freigegeben. Die Cannabis-Hilfe freut sich über die gute Vernetzung mit Apotheken in Duisburg, die „fünf Gramm weiterhin für 60 Euro verkaufen“, so Huiskamp. Andere Apotheken würden deutlich mehr nehmen. Ein großes Problem, das die Gruppe seit der Gründung begleitet: Fehlende Aufklärung über die Gesetzeslage in der Gesellschaft. „Selbst die Polizei weiß manchmal nicht Bescheid und beschlagnahmt die Arzneimittel unserer Patienten“, ärgert sich die Ehrenamtlerin.

Mit seinem „Tour 41“-Wohnwagen kämpft Marcus Diegmann für die Abschaffung der Verjährungsfrist bei sexuellem Kindesmissbrauch in Deutschland.
Mit seinem „Tour 41“-Wohnwagen kämpft Marcus Diegmann für die Abschaffung der Verjährungsfrist bei sexuellem Kindesmissbrauch in Deutschland.

Ärger verspürt Marcus Diegmann wegen der Stadt Duisburg. Der 52-Jährige ist Gründer von „Tour 41“. Mit seinem Wohnwagen, in dem er seit einiger Zeit auch lebt, fährt Diegmann von Ort zu Ort in Deutschland und informiert über das Thema sexueller Kindesmissbrauch. Der 52-Jährige war selbst Betroffener. Es ist das erste Mal überhaupt, dass er in Duisburg über die sensible Thematik aufklären darf. „Die Stadt hat mir in den vergangenen Jahren Steine in den Weg gelegt. Sie haben mir nicht die nötige Genehmigung für den Wohnwagen erteilt“, sagt er. Die Zahl 41 steht für „die durchschnittliche Anzahl an Kindesmissbrauchs-Fällen, die pro Tag in Deutschland angezeigt werden“.

Genauso wichtig ist die Arbeit von Knut Dehnen bei „SHALK“, einer Selbsthilfe für suchtkranke Homosexuelle. „Bei uns wird kein Suchtkranker abgelehnt“, stellt er klar. Mit dem Coming Out käme in manchen Fällen die Sucht nach Alkohol oder Drogen. Klienten seien auch verheiratete Männer. Dehnen: „Die größte Hürde ist, sich als Schwuler anderen zu öffnen.“

>>>> „Rauschbrille“ zeigt Wirkung von Alkohol

An einem Selbsthilfe-Stand zum Thema Alkohol konnten Besucher ihre Geschicklichkeit mit Rauschbrillen testen.

Die Brillen simulierten den Zustand mit 0,8 oder 1,3 Promille. Aus einem Meter sollten Bälle in einen Putzeimer geworfen werden.

Ein Teilnehmer traf nicht ein einziges Mal den Eimer.