Duisburg. . In der letzten Schulwoche ihres Lebens feiern Schüler die Mottotage. Jeden Tag verkleiden sie sich und treiben Späße mit Lehrern und Mitschülern.

Mädchen kleben sich Bärte auf die Wangen, und Jungs ziehen den Lippenstift nach – das kann nur eines bedeuten: Mottowoche. Duisburgs Abiturienten lassen es in der letzten Schulwoche vor den Osterferien noch einmal richtig krachen. Sie verkleiden sich jeden Tag zu unterschiedlichen Themen, bespaßen die Stufen unter ihnen und stellen den Schulalltag auf den Kopf.

In den Gymnasien und Gesamtschulen der Innenstadt gilt bereits seit vergangenem Jahr die Regel: Nur drei Mottotage in der Woche sind erlaubt. Einige Schulen lassen sich zudem Verträge unterzeichnen, in denen sich die Schüler verpflichten, auf Alkohol zu verzichten und keine Wasserpistolen auf dem Schulgelände zu benutzen. Zu sehr waren die Mottotage in den vergangenen Jahren ausgeschweift.

Lukas und Lena freuen sich über ihre Verkleidungen.
Lukas und Lena freuen sich über ihre Verkleidungen. © Daniel Elke

Am Abtei-Gymnasium in Alt-Hamborn ist ein solcher Vertrag nicht nötig. „Wir machen Party, aber nicht zu exzessiv“, sagt Lukas Krol (18). Schließlich habe man sich mit den Lehrern auf gutes Benehmen verständigt. Als Reifeprüfung vor der Reifeprüfung sozusagen. „Das klappt gut, die Schüler sind gesittet“, sagt Jahrgangsleiterin Sigrid Nonn-Hahn. Gut, gestern haben die Abiturienten den Unterricht der 9. Klasse gesprengt und dem Lehrer eine ausgehebelte Klassentür zum Abschied geschenkt. „Aber die Tür lehnte schon an der Wand und sollte ohnehin ausrangiert werden. Danach haben die Schüler sie brav wieder zurück getragen“, sagt Sigrid Nonn-Hahn mit einem Lachen. Sie weiß: Auch die Lehrer haben Spaß an der Mottowoche.

Mädchen in Petticoats, Jungs mit Babyflasche

An diesem sonnigen Dienstagvormittag ist die Party in vollem Gang. „Ey, Macarena“ dröhnt es über den Schulhof, Mädchen in Petticoats lassen die Röcke fliegen, Jungs nuckeln an Babyflaschen, sie knipsen Fotos, gibbeln, tanzen – und genießen den Ausnahmezustand. „Heute ist das Motto ,Zeitreise’“, sagt Lena Pollmann. Die 18-Jährige trägt ein barockes Kleid, ihr Mitschüler Lukas ein Hippie-Outfit mit Blümchen-Schlaghose und Afro-Perücke. „Mittwoch haben wir ,Rentner’, Donnerstag ,Urlaubsreif’ und Freitag ,Red Carpet’“, verraten die beiden. Die Vor-Abi-Klausuren sind bereits geschrieben, „so haben wir den Kopf frei“. Aber nur bis zu den Abi-Prüfungen nach den Ferien, dann lautet das Motto „Ernst des Lebens“.

Wehmut schwingt mit

Luca (19) hat sich als Jesus verkleidet.
Luca (19) hat sich als Jesus verkleidet. © Daniel Elke

Schon als Fünftklässler stand Lukas dort, wo nun die „Kleinen“ neidisch zu ihm rüberblinzeln. „Auf diese Woche hat man sich zwölf Jahre lang gefreut.“ Daher gehört das Bespaßen der unteren Stufen auf jeden Fall dazu. Mit Tänzen in den Pausen animieren sie die Jüngeren mitzumachen. Auch Streiche sind erlaubt: „Wir haben uns etwa in der Sporthalle im Geräteraum versteckt und sie dann im Unterricht erschrocken.“

Fran, Yannik und Luka finden das „lustig“. Sie besuchen die 9. Klasse und verfolgen das bunte Treiben auf dem Schulhof begeistert. „Eine schöne Abwechslung vom Unterricht“, finden die Jungs. „Viel besser als Mathe.“

Ein bisschen Wehmut schwinge in diesen letzten Schultagen aber schon mit, finden Lena und Lukas. „Ist schließlich die letzte Woche, in der wir alle zusammen sind.“ Daher wollen sie noch einmal die Gemeinschaft aufleben lassen. Lukas findet: „Das fühlt sich mehr nach Familie als nach Schule an.“