Duisburg. . In der Mottowoche steht vor allem „Partymachen“ auf dem Stundenplan. Damit es friedlich bleibt, schließen Schüler und Lehrer einen Vertrag.
- In Köln kam es in den vergangenen Jahren immer wieder zu Krawallen zwischen Abiturienten
- In Duisburg blieb es bislang friedlich, trotzdem müssen Schüler einen „Friedensvertrag“ unterschreiben
- Auch am Franz-Haniel-Gymnasium verkleiden sich die Schüler und spielen den Lehrern Streiche
Wenn Schülerinnen in Herrenanzügen über die Königstraße hüpfen und Jungs in Netzstrumpfhosen auf High Heels aus dem Schulbus stöckeln, ist das kein neuer Frühlingstrend, sondern: Mottowoche. Die Duisburger Abiturienten lassen es in der letzten Schulwoche ihres Lebens noch einmal richtig krachen. An jedem Tag der Woche verkleiden sie sich zu einem bestimmten Thema, spielen den Lehrern Streiche und besetzen die Klassenzimmer. Für die Jugendlichen ist dies die emotionalste Zeit ihrer Schullaufbahn.
Einigung der Innenstadt-Gymnasien
Abi-Fehden aus Köln hatten in den vergangenen Jahren Schlagzeilen gemacht. Erst flogen Wasserbomben über die Schulhöfe, dann Steine. So weit ist es in Duisburg nicht gekommen. Doch gibt es auch hier vor jeder Mottowoche Wettkämpfe zwischen den Schülern. Daher haben sich die Rektoren der Innenstadt-Gymnasien darauf geeinigt, das Feiern nur noch an drei Tagen zu erlauben – und das an unterschiedlichen Wochentagen, um „Rivalitäten einzuhalten und den Charakter einer Feier zu erhalten“, erklärt Thomas Herden, Leiter des Mercator-Gymnasiums. Die Schüler haben den Kompromiss angenommen und feiern nun friedlicher, findet Herden.
An fünf Tagen besetzen dagegen die Zwölfer des Franz-Haniel-Gymnasiums in Homberg ihre Schule. Eine Spur aus Luftschlangen führt die Besucher vom Eingang über den Schulhof bis hinter die Turnhalle. Dort dröhnt Musik aus den Klassenzimmern, die 69 Mädchen und Jungs haben die Fenster mit Zeitungen zugepappt und über die Tafel das Banner mit ihrem Motto gespannt: „Abi Amigos – nach der Siesta kommt die Fiesta“. Die Mädels ziehen sich den Lippenstift nach oder pusten Party-Palmen auf.
„Wir haben heute das Motto ,Bad Taste’, also schlechter Geschmack“, verraten David (19) und Olivier (18), die heute Spaghettiträger-Top und Stöckelschuh tragen. „Jeden Tag haben wir ein anderes Thema: ,Mein erster Schultag’, ,Kindheitshelden’ oder ,Ballermann’“, sagen die drei. Regulären Unterricht gibt es in dieser Woche nur noch vereinzelt. „Die meisten Lehrer lassen uns Raum zum Quatschmachen.“ Donnerstag setzen sie zum großen Streich an und entführen eine Lehrerin. „Ein anderer Lehrer muss dann einen Parcours überwinden, um sie zu retten“, erklären David und Olivier. Und wie steht es um Wettstreits mit anderen Schulen? „Das gibt es bei uns nicht, weil wir eh die Besten sind“, lacht die 17-jährige Morena.
Der Höhepunkt des Jahres
Für die 18-jährige Rebecca ist es „der Höhepunkt des Schuljahres“, auf den sie und ihre Mitschüler sich ein Jahr lang vorbereitet haben. „Alle verstehen sich super“, schwärmt sie. Die Jugendlichen ahnen: Wenn sich nach der Schule die Wege trennen, ist heute eine der letzten Gelegenheiten gemeinsam zu feiern. Doch der Abschiedsschmerz muss warten, heute steht nur noch „Party“ auf dem Stundenplan.
Ein 18-Jähriger lüftet seinen Minirock, klettert auf das Pult und kreist die Hüften zur Musik. Die anderen feuern ihn an – so macht Schule Spaß. Bis Bernhard Olschowka dazwischen pfeift: „Die Musik bleibt aus, nebenan ist jetzt Unterricht.“ Ok, dafür muss der Oberstufenkoordinator aber noch für Selfies herhalten, die sollen später in die Abi-Zeitung. „Zu Schlägereien ist es bei uns zum Glück noch nie gekommen“, sagt Olschowka. „Trotzdem gibt es seit letztem Jahr die Anweisung aus Düsseldorf, mit den Schülern einen Vertrag aufzusetzen.“ Den haben David, Olivier und die anderen bereitwillig unterschrieben. „Wir sollen eben keine Wasserpistolen benutzen oder Masken tragen.“ Das finden sie fair.
Ab Samstag ist Schluss mit lustig. „Dann werden die Bücher aufgeschlagen“, sagt David. Schließlich steht am zweiten Tag nach den Osterferien schon die erste Klausur an.