Duisburg. . Nach drei Jahren endete die Pilotphase von „Lernen 25“ an der fünf Schulen beteiligt waren. Es gibt Fortschritte, aber auch viel Luft nach oben.
Vor drei Jahren, im Januar 2015, startete an fünf ausgewählten Duisburger Schulen das Modellprojekt „Lernen 25 – Digitale Medien in Duisburger Schulen“. Die vereinbarte Pilotphase endete im vergangenen Dezember. Bei einer Zwischenbilanzkonferenz, die nun in der Erich-Kästner-Gesamtschule stattfand, zogen die Beteiligten ein Resümee, blickten zurück auf das Erreichte und nach vorn auf die nächsten sieben Jahre. Da soll der Ausbau der technischen Infrastruktur Grundlage sein für den vermehrten Einsatz von neuen Lernkonzepten, bei denen digitale Technik zum Einsatz kommt. Für die Digitalisierung aller Duisburger Schulen ist Roger Rixfehren, Leiter Schulservice im Amt für Schulische Bildung zuständig. „Das Glas ist halbvoll“, sagt er zuversichtlich. Ein Überblick über den Stand in den verschiedenen Handlungsfeldern.
Die Netz-Infrastruktur
Den Ausbau der Ausstattung der Schulen mit W-lan und Breitband-Internet bezeichnet Roger Rixfehren als die „derzeit größte Herausforderung“. Eine Breitbandversorgung mit 20 Mbit/sek und mehr stehe derzeit an etwa einem Drittel der weiterführenden Schulen zur Verfügung, schätzt er. Das Ziel: Mit den Mitteln, die der Stadt im Landesprogramm „Gute Schule 2020“ zur Verfügung stehen, soll bis Ende des Jahres 2020 in allen weiterführenden Schulen Duisburgs eine Übertragungsrate von 50 Mbit sowie ein leistungsfähiges W-lan-Netz verfügbar sein, um digitale Medien problemlos einsetzen zu können. Für die Grundschulen habe die Telekom der Stadt versprochen, sie innerhalb der kommenden drei Jahre an Breitband-Technik anzuschließen.
Endgeräte-Ausstattung
Sie ist an den Schulen sehr unterschiedlich. In vierjährigem Rhythmus bekommt jede Schule Mittel zur Anschaffung von digitalen Medien – Voraussetzung ist dafür die Entwicklung eines schuleigenen Medien-Konzepts. Allerdings ist das Budget – pro Jahr rund 1,4 Millionen Euro – gerade ausreichend, um Ersatz für defekte oder beschädigte Technik zu beschaffen. Eltern, Fördervereine und Spenden von Unternehmen helfen den Schulen, Geräte anzuschaffen. Je nach Engagement der genannten Helfer und den individuellen Medienkonzepten varriieren Umfang und Qualität der Ausstattung.
Die Geräte der Schüler nutzen
Den einfachsten Ausweg aus dem Finanzdilemma propagieren die Bildungsforscher der Universität Duisburg-Essen mit dem Motto: Bring your own device (Byod – zu deutsch: Nutze dein eigenes Gerät). Es zielt darauf ab, die Handys und Tablets der Schüler in Konzepte für digitalen Unterricht einzubinden, statt das Fehlen von Technik zu beklagen. Für viele Schulen bedeutet diese Strategie allerdings einen Paradigmen-Wechsel: Sie hatten bislang Anstrengungen unternommen, die Nutzung von Schülerhandys stark einzuschränken oder sie gar ganz vom Schulhof zu verbannen. „Es war eines der dicksten Bretter, das wir zu bohren hatten“, sagt Roger Rixfehren.
Kompetenz/Weiterbildung
Grundvorausetzung für digitalen Fortschritt sind Kollegien, die auf Lehrer zählen können, die das Thema intern vorantreiben. „Es steht und fällt mit der Schulleitung“, sagt Rixfehren. Etwa 50 Workshops wurden bisher angeboten für die Weiterbildung in Sachen Digitale Medien. „Dass wir über das Kompetenzteam und die Schulräte auch nicht nur Zugriff auf die Gebäude, sondern auch auf die Kollegien hatten, war hilfreich“, sagt der Leiter Schulservice rückblickend. Gute Erfahrungen machen die Pilotschulen mit selbstentwickelten Formen der internen Qualifikation: Ein Beispiel sind regelmäßige Mediencafés oder Digital-Sprechstunden, in denen Lehrer ihr Wissen an Kollegen weitergeben oder Fragen beantworten.
Software und Plattformen
Hier gleicht die Schullandschaft einem bunten Flickenteppich, geschuldet der unterschiedlich ausgeprägten Kreativität der Schulen bei der Nutzung von Programmen und Apps für Unterrichtsgestaltung, interne Verwaltung und Kommunikation zwischen Lehrern, Schülern und Eltern. Ein großes Thema bleibt für viele der Datenschutz – auch hier sind die Bedenken unterschiedlich stark ausgeprägt. Auf Landesebene führte er dazu, dass die geplante Einführung der Plattform Logineo vom Schulministerium zuletzt vorerst gestoppt wurde. Gute Erfahrungen mache man mit der Linux-basierten Plattform IServ, alle weiterführenden Schulen nutzen die einheitliche Oberfläche seit nunmehr fünf Jahren. Zukunftsmusik ist noch eine gemeinsame Plattform, auf der Lehrer ihre Erfahrungen austauschen können.
Wartung und Support
Wer übernimmt die Wartung, Aktualisierung und Reparatur einer zunehmend komplexeren Netz-Infrastruktur? Bisher engagieren sich hier technikaffine Lehrer als System-Administratoren. „Das werden wir nicht dauerhaft leisten können“, signalisierten die Pilotschulen schon vor einiger Zeit. „Das war ein Riesenproblem, weil Land und Schulträger sich eine Zeitlang die Verantwortung gegenseitig zugeschoben haben“, so Rixfehren. Nun sei aber die Lösung gefunden: Der Dienstleister DuIT, der auch die Systeme der Verwaltung betreut, sei dabei, eine Support-Struktur aufzubauen. Anders ging es nicht.“
Projekt wird auf alle Schulen ausgerollt
Als Pilotschulen starteten Anfang 2015 die Gesamtschulen Erich Kästner (Homberg), Emschertal (Hamborn-Neumühl) und Meiderich, Sekundarschule Hamborn und Krupp-Gymnasium (Rheinhausen) im Modellprojekt „Lernen 25 – Digitale Medien an Duisburger Schulen“. Unterstützt wurden sie vom Amt für Schulische Bildung, dem Schulmedienzentrum der Stadtbibliothek, dem „Learning Lab“ der Mediendidaktiker der Uni Duisburg-Essen und dem Kompetenzteam Duisburg.
Ziel ist es nun, „Lernen 25“ bis 2025 auf alle Duisburger Schulen auszudehnen, dabei die Erfahrungen der Pilotschulen und deren Expertise zu nutzen. Roger Rixfehren: „Die digitale Kompetenz auf ein ganzes Kollegium auszurollen, bleibt dennoch schwierig.“