Ohne sie wäre die Not der Obdachlosen in Duisburg noch größer: Die ehrenamtlichen Helfer von „Gemeinsam gegen Kälte“ begehen in diesem Winter das 20-jährige Jubiläum ihres Vereins. Ein Grund zum Feiern ist das für den 1. Vorsitzenden Kurt Schreiber nicht. Er erwartet ein „heißes Wochenende“ – und meint damit die eisigen Temperaturen, die für die Menschen auf der Straße Lebensgefahr bedeuten.
Ohne sie wäre die Not der Obdachlosen in Duisburg noch größer: Die ehrenamtlichen Helfer von „Gemeinsam gegen Kälte“ begehen in diesem Winter das 20-jährige Jubiläum ihres Vereins. Ein Grund zum Feiern ist das für den 1. Vorsitzenden Kurt Schreiber nicht. Er erwartet ein „heißes Wochenende“ – und meint damit die eisigen Temperaturen, die für die Menschen auf der Straße Lebensgefahr bedeuten.
Normalerweise fahren er und seine Kollegen nur viermal in der Woche mit dem Kälte-Bus durch die Stadt, aktuell jeden Tag. „Wir fahren dorthin, wo Hilfebedürftige sind und wo wir sie vermuten“, sagt Schreiber. Zu den regelmäßigen Adressen zählen die Königstraße in der Stadtmitte, das Rathaus in Hamborn und der August-Bebel-Platz in Marxloh. „Wenn uns Passanten anrufen und jemanden gesehen haben, der Hilfe benötigt, fahren wir auch dahin.“
Dann verteilen die Ehrenamtlichen das Nötigste: Decken, Kleidung, aber auch Kaffee und Essen. „Wir sind aber nicht nur da, wenn es draußen kalt ist. Die Menschen haben ja auch so Probleme“, bekräftigt Schreiber. „Wir wollen eine Anlaufstelle für Bedürftige sein und ihnen durch Gespräche und Beratung den Weg zu professionellen Hilfestellen zeigen.“ Unterkünfte beispielsweise zählten nämlich nicht zum Angebot des Vereins. Auf bis zu 40 Klienten trifft das Team von „Gemeinsam gegen Kälte“ täglich.
Auch Hartz IV-Empfänger kämen häufig zu ihnen, berichtet Schreiber. „Die brauchen Hilfe, weil ihnen die Leistungen gekürzt wurden. Da setzen wir uns mit dem Jobcenter in Verbindung.“ Auch, um die Leute vor der Wohnungsnot zu bewahren. Prävention sei besonders wichtig, meint Schreiber. „Wenn das Jobcenter die Wohnung nicht mehr zahlt, landen die Leute auf der Straße. Deswegen sprechen wir auch mit den Eigentümern, um das zu verhindern.“ Neben dem Kälte-Bus ist auch der ambulante Ärzte-Bus regelmäßig unterwegs. Das Team kümmert sich um medizinische Probleme von Obdachlosen.
Ambulanzwagen mit Ärzten
Gegründet hat sich der Verein im Winter vor 20 Jahren, als die Stadt Duisburg nach dem Erlass ihres Wohnungsnotfallplans sämtliche Familienunterkünfte schloss und vor allem Männer keine neue Bleibe fanden. Der Cellist Thomas Beckmann veranstaltete damals ein Benefizkonzert, dessen Einnahmen dem neuen Projekt, das zuvor eine informelle Initiative war, zugute kamen. Kurt Schreiber, heute 83 Jahre alt, kam als ehemaliger Sozialarbeiter aus dem Metier und gehörte zu den Gründungsmitgliedern.
Nicht jeder Mensch lasse sich helfen, berichtet er. „Dann können wir nichts tun. Das ist mitunter frustrierend. Man muss damit leben können und eine gewisse Professionalität entwickeln, damit die Emotionen nicht zu heftig werden und man in Mitleid ertrinkt.“
Er berichtet von einem Fall aus der Fußgängerzone vor einigen Tagen, bei dem ein obdachloser Mann sich partout nicht habe helfen lassen wollen, auch durch intensive Fürsprache durch die Polizei nicht.
„Gemeinsam gegen Kälte“ finanziert seine Arbeit ausschließlich durch Geld- und Sachspenden. „Wir sind außerdem gut mit der Diakonie und der Stadt vernetzt, seit kurzem unterstützen uns auch Streetworker“, sagt Schreiber.
Er wünscht sich trotzdem eine bessere staatliche Versorgung. „Ich sage mal so: Es sollte uns eigentlich nicht geben. Auch die Gesellschaft muss ihren Teil dazu beitragen, damit Leute nicht auf der Straße leben müssen.“