Duisburg. . Wolfgang Petry ist zurück. Das Musical “Wahnsinn“ hatte in Duisburg Premiere. Zu hören gibt's alle Gröl-Hymnen des erfolgreichen Schlagersängers.
Wolfgang Petry selbst ist gar nicht da und doch allgegenwärtig. Als die Band die ersten Takte des Musicals „Wahnsinn“ anstimmt, das gerade im Duisburger Theater am Marientor uraufgeführt wird, klatscht das Publikum sofort mit: Gröl-Hymnen wie „Wahnsinn“, „Verlieben, verloren, vergessen, verzeihn“, „Geil, Geil, Geil“ – sämtliche Superhits des mega-erfolgreichen Schlagersängers hat der Autor Heiko Wohlgemuth in das neue Stück eingearbeitet, das nun „Weltpremiere“ mit prominenten Gästen feiert: „Bronze, Silber und Gold, hab’ ich nie gewollt.“ Musicals, die um eine Reihe von bekannten Hits herum gestrickt sind, haben Konjunktur, mit „Mamma Mia!“ voller Abba-Erfolge als Schnittmuster vorneweg.
Heino, Guildo Horn, Guido Cantz
Heino und Hannelore, Ralph Siegel, Guildo Horn, Guido Cantz und einige Fans mit Matte und Schnauz im Wolle-Stil promenierten über den Roten Teppich und fanden, dass es längst Zeit gewesen ist für ein Petry-Musical. Im Saal saß allerdings nur dessen Sohn Achim – der Schlagerstar selbst, der sich 2006 von der Bühne verabschiedete, inzwischen eine Art Phantom der Schlagerszene, das unter dem Pseudonym Pete Wolf auf Englisch singt, ohne öffentlich aufzutreten, schickte einen Brief mit Grüßen an die Zuschauer. Darin entschuldigte er sich: „Zu meinem neuen Leben passt kein roter Teppich und kein Rampenlicht. Aber: Reißt die Hütte ab und habt Spaß!“ Die Besucher taten wie geheißen. Der als schüchtern geltende Star, der sich heute nicht mehr vorstellen kann, wieder auf die Bühne zu steigen, wäre stolz gewesen.
Die Geschichte von vier Paaren und Familien, die alle ihre Problemchen haben, passt aber auch zu gut zu den lebensnahen Songs. Bei Lkw-Fahrer Peter (hervorragend gespielt von Enrico de Pieri) und Sabine (Vera Bolten als typisches Ruhrpott-Göre) kriselt es. Peter müsste eigentlich gar nicht mehr seinen Lastwagen fahren, seine Spedition läuft gut. Aber er sitzt gern am Steuer, einfach so – und lässt seine Frau oft allein zu Haus. Sie verlässt ihn, weil er ausgerechnet am 20. Hochzeitstag noch 20 Tonnen Garnelen nach Göteborg bringen muss. Die gibt es dann später bei der Bahnhofsmission in Duisburg.
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Karsten (Detlef Leistenschneider) will nicht, dass sein Sohn Tobi (Thomas Hohler) Musiker wird. Die Mutter wundert sich eher um den „Puma“ Gianna (Durina Garuci), die irgendwann bei ihrem Söhnchen, dem sie noch „die Bütterkes“ schmiert, aufwacht. Mit reichlich Ruhrgebietskolorit von gestern – die Kulisse sind ein Lkw mit Zechenturm im Hintergrund – „dat“ und „wat“ oder lockeren Sprüchen wie „Du bist sensibel wie ne Abrissbirne“ erobern die Schauspieler schnell die Herzen der Zuschauer. Noch dazu trägt Peter in einer Szene ein Shirt vom MSV. Mehr Liebe zum Detail geht ja fastgar nicht!
„Endlich mal wieder frischer Wind!“
Nach der Pause führt die Geschichte allerdings aus dem Pott hinaus nach Bahia del Sol. Hier will Sabine zu sich selbst finden, Tobi hat sein erstes Ferien-Engagement als Musiker und Peter fährt mit seinem Truck hinterher. Vor Ort treffen sich dann alle wieder...
Die Musik wurde teilweise komplett neu arrangiert und ist weit weg vom Discofox-Partykeller-Sound. Die Besucher sind ohnehin textsicher, und wenn’s wieder näher ans Original geht, klatschen sie auch laut mit. „Dat is nicht gerade Shakespeare, aber es passt gut zum Ruhrgebiet. Die Schauspieler sind toll. Endlich mal wieder frischer Wind in der Musicalszene“, lobt Sängerin Yara Hassan. Auch die Wolle-Petry-Doppelgänger sind zufrieden: „Wir haben nix erwartet, aber das Stück ist super“, sagt Sabine aus Wattenscheid und rückt ihren Schnäuzer zurecht.
Noch bis Ende April haben Petry-Fans die Gelegenheit, das Musical live zu erleben. Danach ist eine Tour durch Deutschland geplant. Es scheint, als hätten die Fans nur darauf gewartet, rund 70.0000 Tickets sind bereits verkauft worden.
Petry-Musical feiert in Duisburg Premiere