Duisburg. . Von heimlichen Kneipenbesuchen, Konzertproben und Schlittenrennen: Leser denken mit viel Freude an die Zeit im Schullandheim in Udenbreth zurück.

Die Schüler sollten nach dem Krieg den Trümmern im zerstörten Duisburg entkommen. Dieses Ziel verfolgte 1951 Werner Wild, Rektor des Max-Planck-Gymnasiums, als er das nach ihm benannte Schullandheim im Eifel-Dorf Udenbreth gründete.

Das Meidericher Gymnasium stellte ihr Heim auch anderen Schulen zur Verfügung. Theo Küpper und Werner Heib waren im Sommer 1957 mit ihrer Klasse der Knaben-Realschule Wacholderstraße dort. „Unser Klassenlehrer Linus Peiler, ein Lehrer vom alten Schlag, nötigte uns zu etlichen Wandertouren“, so Küpper. Heib erinnert sich an „Turnübungen“ im Schlafraum, „bei denen wir mit den Füßen an die Zwischenwand zum Lehrerzimmer stießen“. Prompt habe Lehrer Peiler in der Tür gestanden. „Er hatte wenig Humor.“ Die Strafe folgte auf dem Fuße.

Jungs voller Tatendrang

„Wir waren ja alle 15 bis 17 Jahre alt und voller Tatendrang“, sagt Küpper. „Einmal von zu Hause losgelassen, machten wir unsere Erfahrungen mit Bier und Zigaretten bei einem heimlichen Kneipenbesuch. Und weil Udenbreth an der belgischen Grenze liegt und die Grenze damals noch scharf bewacht wurde, war das für uns sehr aufregend. Wir besuchten den Westwall mit den Panzersperren und erlebten so hautnah die Geschichte des Zweiten Weltkrieges.“

Johannes Nienhaus war 1965 zum ersten Mal als Schüler des Max-Planck-Gymnasiums im Eifel-Dorf. Da lag der Krieg zum Glück schon weiter zurück. Der Meidericher Junge fuhr bis 1972 mit seinen Mitschülern jedes Jahr dorthin – und genoss die Zeit, die für ihn untrennbar mit dem Lehrer Günter Eumann verbunden ist.

„Er hat immer einen genauen Tagesplan aufgestellt“, so der 63-Jährige, der mittlerweile in Wachtendonk wohnt. „Aufstehen, waschen, anziehen, singen, Morgengebet, Frühstück, danach zwei bis drei Stunden Unterricht.“ Als begeisterter Musiker habe Eumann jedem Schüler ein Instrument nahe gebracht und das Programm für ganze Konzerte in Udenbreth einstudiert. Nienhaus erinnert sich vor allem an das Mozart-Singspiel „Die Entführung aus dem Serail“, das später dann in der Aula des Max-Planck-Gymnasium groß aufgeführt wurde. „Ein weitere große Leidenschaft von Eumann war die Meteorologie. Wir haben Sternenwanderungen gemacht und hatten richtige Wetterstationen im Schnee.“

Schnee türmte sich in Massen

Apropos Schnee: Nienhaus war mit seiner Klasse fast ausnahmslos im Winter in Udenbreth. Die weiße Pracht türmte sich dort regelmäßig auf ungeahnte Höhen. „Nachmittags haben wir regelmäßig Schlittenrennen veranstaltet – mit Pudelmütze auf dem Kopf und der Stoppuhr in der Hand.“

An Schlittenfahren und Schneeburgenwettbewerbe erinnert sich auch Renate Habets. Als Lehrerin des Leibniz- und Elly-Heuss-Knapp-Gymnasiums verbrachte sie ab 1972 viele Wochen mit verschiedenen Klassen in Udenbreth. „Später, als die Schneeverhältnisse nicht mehr so gut waren, habe ich das Schullandheim dazu genutzt, Römerlager abzuhalten“, so Habets. „Die konnte man wunderbar im Deutsch- und Geschichtsunterricht vorbereiten.“ Höhepunkte dieser immer mindestens zehn Tage dauernden Aufenthalte seien dann die Fahrten nach Trier „in die Römerzeit“ gewesen.

„Ich habe die allerbesten Erinnerungen an Udenbreth“, sagt die Neudorferin. „Es war eine Zeit, in der die Gemeinschaft im Vordergrund stand, Regeln ganz leicht einzuhalten waren und die Schüler ein ganz anderes Verhältnis zu ihren Lehrern haben konnten als in der Schule.“

>> FAKTEN ZUM SCHULLANDHEIM UDENBRETH

Das Schullandheim des Max-Planck-Gymnasiums wurde 1925 als Rathaus der ehemaligen Gemeinde Udenbreth gebaut und diente im Zweiten Weltkrieg als Arbeitslager. 1951 kaufte das Gymnasium das Haus. 14 Tage Urlaub waren damals für 42 Mark zu haben.

2007 wurde das mal mit 60 Betten ausgestattete Heim auf einem fast 3000 Quadratmeter großen Grundstück wegen finanzieller Probleme verkauft. Seit 2011 gehört das Haus den Wassersportfreunde Herdecke.