Duisburg. Ein Gespräch mit Werner Ruzicka, seit 1985 Leiter der Duisburger Filmwoche. Auch nach drei Jahrzehnten hat sich keine Routine bei ihm eingeschlichen.

  • Die Duisburger Filmwoche erlebt nun ihre 40. Auflage – bei 32 davon war Werner Ruzicka der Festivalleiter
  • In den drei Jahrzehnten ist nie Langeweile aufgekommen, meint der Leiter
  • Diesmal sind vom 7. bis 13. November im Filmforum am Dellplatz insgesamt 27 Dokumentarfilme zu sehen

. Die Duisburger Filmwoche erlebt vom 7. bis zum 13. November ihre 40. Auflage. Bei 32 dieser Festivals für den deutschsprachigen Dokumentarfilm war Werner Ruzicka der Leiter. Und obwohl er seit 1985 die Verantwortung trägt, hat sich bei ihm in all den Jahrzehnten keine Routine eingeschlichen. Im Gegenteil: „Jedes Festival hat eine eigene DNA. Es gibt keine Wiederholung. Die Chemie, die zwischen dem Publikum sowie den Filme- und Festivalmachern entsteht, ist immer wieder eine neue“, erläutert der 69-Jährige. Vielleicht kommt er auch deshalb zu dem offenherzigen Bekenntnis: „Ich habe hier den besten Job der Welt.“

Seit 1985 Festivalleiter

Als Ruzicka im Jahr 1985 die Leitung der Duisburger Filmwoche übernahm, war es für ihn nicht der gefährliche Sprung ins kalte Wasser. Denn in den Jahren zuvor hatte er bereits als junger Dokumentarfilmer selbst zu jener Kommission gehört, die die Beiträge für das Festival auswählt. „Ich kannte daher die Abläufe und die Rituale, die zur Filmwoche gehören. Es gab eine Vertrautheit“, so Ruzicka.

Die Rolle des Festival-Gastgebers habe er sich dennoch erarbeiten müssen. „Die Begrüßung und die Eröffnung vor Publikum war eine Situation, die man sich im Vorhinein gar nicht vorstellen kann“, sagt der Leiter. Es bedürfe einer gewissen Lust, in der Öffentlichkeit stehen zu wollen, um authentisch aufzutreten. Doch die kollegiale Grundstimmung im Team habe es ihm auch leicht gemacht, in diese Rolle hineinzuwachsen.

Auch diesmal wird Ruzicka wieder die Moderation einiger Diskussionen übernehmen, die direkt im Anschluss an die jeweilige Dokumentation erfolgen und die von Beginn an das Markenzeichen der Filmwoche waren. Diese Kombination aus Beständigkeit (über jeden Film wird gesprochen) und Wechsel (jede Diskussion in den 40 Jahren verlief anders) ist es, die Ruzicka als so besonders empfindet.

Eine der Dokus, die er diesmal als Moderator betreut, ist „Landstück“ von Volker Koepp. Dieser Filmemacher ist seit den 90er Jahren ein Stammgast beim Duisburger Festival und hat laut Ruzicka in dieser Zeit „stilbildende Arbeiten mit opulenten Bildern“ abgeliefert. Er freue sich auf diese neuerliche Begegnung. Denn wenn ein Festival runden Geburtstag feiert, müsse man eben immer auch ein Stück weit zurückschauen. Und das, so Ruzicka, sei mit alten Weggefährten besonders erfüllend.

Er freue sich in diesem Jahr aber auch auf die Begegnung mit Werner Schweizer. Der Filmemacher stellt sein Werk „Offshore“ vor. In dem wird Whistleblower Rudolf Elmer porträtiert, der als Erster die Kundendaten von Schwarzgeld-Kontoinhabern bei Schweizer Banken klaute und an ausländische Regierungen verkaufte.

An jedem der sieben Festivaltage steht den Besuchern auf Wunsch ein echter „Guck-Marathon“ bevor. Der erste Film läuft vormittags um 10 Uhr, die letzte Diskussion endet nach Mitternacht. „Wir haben es in den letzten Jahren geschafft, dass auch die Vormittags-Vorstellungen bestens besucht sind“, freut sich Ruzicka über das große Interesse an der Filmwoche. Die lebendigsten Diskussionen, geführt voller Obsession und manchmal auch Aggression, fänden aber immer am frühen Abend statt, weiß der Festivalleiter aus Erfahrung zu berichten. Und es liegt in den Händen von sieben Protokollanten, diese Gespräche für die Nachwelt festzuhalten.

Wieder genesen

Das Ruzicka das Festival auch bei seiner 40. Auflage leiten kann, war übrigens gar keine Selbstverständlichkeit. Denn im Sommer war der Mann mit der markant grauen Stachelfrisur erkrankt. Die Genesung ging nach einer notwendigen Operation aber so gut und schnell voran, dass er nun wieder bereit ist. „Und ich will die Filmwoche so lange machen, wie ich es kann“, stellt der Festivalleiter klar.