Duisburg. Jedes Jahr helfen Carsten Schütz und Co ehrenamtlich Wildtieren in Not, für die niemand aufkommt. 10 000 Euro könnten Kosten decken.

Wer rettet den Habicht aus der Mercatorhalle oder die entfleuchte Kobra aus dem Keller? Wenn die Feuerwehr mitten im Brandeinsatz steckt oder eben nicht für giftige Haustiere ausgerüstet ist, helfen die Duisburger Tierretter aus. Die Zahl ihrer Noteinsätze wächst beständig, und doch müssen die Gründer Carsten Schütz und Anja Tillmann nicht nur jedes Jahr darum bangen, dass ihr Verein die Mittel aufbringt, um in Notlagen helfen zu können.

„Manchmal werden wir auch übel beschimpft, wenn wir nicht sofort rauskommen, um eine verwirrte Taube abzuholen“, sagt Tillmann, die ehrenamtlich und mit Engagement notleidenden Tieren aus der Patsche hilft. Denn während Einsätze für die Feuerwehr oder die Stadt nach Aufwand bezahlt werden, gilt das nicht für diese so genannten privaten Einsätze. „Manche Anrufer vergessen das oder wollen selbst nicht für die gefundenen Tiere aufkommen“, schildert Schütz.

Einsätze oft auf eigene Kosten

Dabei hat der engagierte Retter Verständnis für Menschen, die Funde melden und auf Hilfe hoffen. „Sie haben meist schon bei der Stadt oder im Tierheim angerufen und haben keine Hilfe bekommen oder wurden an uns weiterverwiesen.“ In den allermeisten Fällen übernehmen die Tierretter auf eigene Kosten den Fall, machen die Arbeit, die ansonsten keiner übernimmt. Der gegründete Verein und Spenden machen das möglich.

Doch ein kräftiger Sponsor würde das Dilemma für alle Duisburger Wildtiere vom aus dem Kobel gefallenen Eichhörnchen bis zum verletzten Bussard lösen, „mit rund 10 000 Euro im Jahr könnten wir die Fahrtkosten, Ausrüstung, Reparaturen usw. finanzieren“, meint Schütz – den Zeitaufwand würden er und seine Helfer ehrenamtlich leisten. Auch seinen Wagen würde er für den guten Zweck als fahrende Werbetafel zur Verfügung stellen. Bislang hat das Klinkenputzen für den Tierschutz bei Duisburger Firmen nicht zum Erfolg geführt.

Reptilien und schwarze Schafe

Vor zwölf Jahren fing es an. Dass Schütz zum Tierretter wurde – mit sogar medialer Aufmerksamkeit im Fernsehen – hat er eigentlich seiner Partnerin Anja Tillmann zu verdanken, die mit ihm den Verein und das Geschäft in Krefeld leitet.

Ein Notfall in der eigenen Familie brachte Tillmann auf den Gedanken, einen Hilfsverein zu gründen: „Mein Hund war knochenkrank und konnte sich bei einem Spaziergang plötzlich nicht mehr bewegen“, schildert sie. Was aber tun mit einem 45 Kilo schweren Tier? Tillmann beschloss, auch anderen Tieren und Menschen Hilfe in der Not zu leisten.

Freizeit und natürlich Geld steckten beide in ihren Beruf zum Hundeausbilder, Reptilienexperten bis hin zu Großtieren wie Kuh, Pferd und Co. „Wir sind zertifiziert nach Paragraph 11 des Tierschutzgesetzes, ähnlich wie ein Handwerksmeister“, versichert Schütz, denn einen geschützten Beruf „Tierretter“ gibt es nicht.

Daher sieht er auch eine Gefahr durch „Schwarze Schafe“: „Jeder darf sich Tierretter nennen, ohne dafür ausgebildet zu sein. Man sollte sich unbedingt Zertifizierungen zeigen lassen, bevor man jemanden beauftragt.“ Wichtig sei ebenso, dass man versichert sei gegen mögliche Unfälle bei einem Tiertransport. Wer Fallen aufstellt, muss dafür eine Erlaubnis vom Amt haben.

Das Frühjahr wird wieder stressig

An der Seite der Tierretter sind Helferinnen wie Ute Organiska und Miriam Zill, die ihre ehrenamtliche Arbeit neben ihren Berufen im Büro und dem Familienleben leisten. „Ich bin mit Tieren groß geworden und will anpacken, nicht jammern“, sagt Miriam Zill. Auch die 25-Jährige hat sich in ihrer Freizeit weiterqualifiziert. Ute Organiska kümmert sich dagegen um die großen Tiere, wenn etwa Pferde, Schweine und Kühe entwischen.

In Düsseldorf, Krefeld und Kaarst werden die Retter regelmäßig von der Stadt beauftragt. In Duisburg kooperieren sie etwa mit der Feuerwehr. Doch der wahre Stress beginnt ab Februar: „Im Frühjahr treffen viele Meldungen für aufgefundene Jungtiere ein“, sagt Carsten Schütz, der die Tiere aufnimmt oder sie in Auffangstationen bringt.

>> DER KONTAKT ZU DEN TIERRETTERN

Vor allem Vögel nehmen die Leute mit nach Hause, „obwohl die Eltern sie auch am Boden versorgen“. Problematisch sei es jedoch bei Babyeichhörnchen, „sie brauchen sofort Wärme, weil sie noch kein Fell haben. Außerdem brauchen sie alle zwei Stunden Futter“, weiß Tierretter Carsten Schütz.

Angst vor Flöhen braucht man bei ihnen übrigens nicht haben. Die gehen nicht auf Menschen über, „Flohmittel soll man auf keinen Fall benutzen - das kann für die jungen Tiere tödlich sein. Wer sich über die Tierretter informieren möchte: www.tiertransport-online.com