Duisburg. . Bündnis für Toleranz und Zivilcourage ehrt interkulturelle Fußball-Arbeit. Armin Schneider und Dmitrij Yegudin warnen vor Antisemitismus.

Das Bündnis für Toleranz und Zivilcourage in Duisburg verleiht alljährlich zum Auschwitz-Gedenktag den Preis für Toleranz und Zivilcourage. Es steht nicht gut um die Toleranz in Duisburg und Deutschland – darin sind sich Dmitrij Yegudin, der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde, und Armin Schneider, Sprecher des Bündnisses einig. Deutlichstes Zeichen war die Absage des Chanukkafestes. „Im Ruhrgebiet habe ich gelernt, dass Kanarienvögel unter Tage als Indikatoren für saubere Luft eingesetzt werden. Die Juden sind die Indikatoren für die Offenheit der Gesellschaft", so Yegudin. „Jude“ sei als Schimpfwort auf Bolzplätzen wieder salonfähig geworden. Auch deshalb geht die Auszeichnung in diesem Jahr an das Fanprojekt Duisburg, das 2017 ein interkulturelles Fußballturnier veranstaltet hat. Für das musikalische Rahmenprogramm sorgten die Gelsenkirchener Swingfoniker.

Zur Preisverleihung in die Jüdische Gemeinde kamen zahlreiche Vertreter der Stadtgesellschaft, darunter auch ehemalige Preisträger. Zusätzlich gratulierte der Staatssekretär Andreas Bothe vom NRW-Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration und hielt die Laudatio auf das Projekt. „Mit der Auszeichnung des Fanprojekts setzt das Bündnis ein Zeichen für eine vielfältige und weltoffene Stadt. Solche Beispiele brauchen wir“, sagte Bothe.

Symbolische Hand und ein Trikotsatz

13 Mannschaften, darunter viele Flüchtlingsteams, kickten 2017 in Beeck gegeneinander. Tagessieger wurde damals die Flüchtlingshilfe Neudorf. „Aber gewonnen haben alle. Beim Fußball braucht man keine Sprache“, erklärt Andreas Scholz, Leiter des Fanprojekts. Jugendliche aus Syrien, Eritrea, Afghanistan und Deutschland machten mit. „Die Teams haben sich kennen gelernt und haben auch bei anderen Aktionen Kontakt miteinander“, erzählt Scholz weiter. So gab es etwa eine Graffiti-Aktion, bei der sich auch Mitglieder der Fanszene engagierten. Scholz hatte auch die Idee, sich für den Preis zu bewerben. „Ich freue mich sehr, dass das geklappt hat.“ Die Finanzierung für eine Neuauflage des interkulturellen Turniers ist übrigens schon gesichert. Es soll im Sommer stattfinden. Neben der symbolischen Hand bekommt das Fanprojekt einen Gutschein für einen Trikotsatz und einen Pokal für das nächste Turnier, gestiftet vom Bündnis.

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Armin Schneider, Sprecher des Bündnisses für Toleranz und Zivilcourage, lobt das Engagement: „Viele Akteure im Fanprojekt haben ein vorbildliches Integrationsprojekt geschaffen, das junge Menschen über den Sport zusammenbringt.“ Gerade in Zeiten wie diesen sei es wichtig, sich für Respekt und gegen Antisemitismus zu engagieren. Es sei richtig, dass mit den Flüchtlingen auch Menschen ins Land gekommen seien, die mit einem Hass auf Israel aufgewachsen sind. „Aber das ist eine Minderheit. Wenn Frau von Storch im Bundestag den gestiegenen Antisemitismus kritisiert, dann tut sie das nur, um Stimmung gegen Muslime zu machen. Dem treten wir entschieden entgegen.“

Preis wird seit 2002 vergeben

Der Preis für Toleranz und Zivilcourage wird seit 2002 verliehen. Das Bündnis hat sich bereits ein Jahr vorher, nach den Anschlägen auf die Düsseldorfer Synagoge, gegründet. Es vereint Kirchen, Parteien und Gewerkschaften.

In der Vergangenheit wurden sowohl Einzelpersonen als auch Initiativen ausgezeichnet. Helga Maria Poll, Zülfiye Kaykin, die Autorin Hatice Akyün und Alt-Oberbürgermeister Josef Krings gehören ebenso zu den Preisträgern wie die Neumühler Erklärung, das Tanztheater von Ulla Weltike und die Band Poedra.