Duisburg. . Im März legen die Stadtwerke das Kohlekraftwerk in Hochfeld still. Bei den letzten Besuchern kam da auch Wehmut auf.

„Ich habe 30 Jahre hier gearbeitet. Es ist schon ein komisches Gefühl zu wissen, dass bald alles geschlossen sein wird“, sagt Wolfgang Poerschke zu seinem Arbeitsplatz: dem Heizkraftwerk I der Duisburger Stadtwerke in Hochfeld. Bevor das Werk im März geschlossen wird, hatten Interessierte beim Tag der offenen Tür am Sonntag das letzte Mal die Möglichkeit, hinter die Kulissen zu schauen. Wolfgang Poerschke arbeitet momentan als Blockleitstandfahrer und führte die Besucher am Sonntag durch das Kraftwerk, das momentan noch 800 Tonnen Kohle am Tag verbraucht, um Energie zu erzeugen.

Überwachung an 16 Bildschirmen

Mit orangefarbenen Helmen und Kopfhörern ausgestattet, macht sich die Besuchergruppe auf dem Weg ins Kraftwerk. Es geht ein paar Treppen hoch, dann stehen die Besucher vor dem Kontrollraum. Auf 16 verschiedenen Bildschirmen beobachten Mitarbeiter hier etwa den Kessel, den Wasser und die Turbinen.

„Die Dampftemperatur muss bei 535 Grad liegen. Fünf Grad mehr und ein Alarm-Signal ertönt. Zehn Grad mehr und die Turbine schaltet sich automatisch vom Netz“, erklärt Poerschke einen der Punkte, auf den seine Kollegen achten.

Weiter geht es für die Besuchergruppe zur Kesselanlage des Werks. Dabei handelt es sich um einen 30 Meter langen Zylinder mit neun Meter Durchmesser. „Hier wird die Kohle zu Asche“, sagt Poerschke, während sich einige Besucher die Jacken ausziehen. Wer neben dem Heizkessel steht, spürt Wärme auf seiner Haut.

Mit fachkundiger Erläuterung bei einer Führung ist leicht nachzuvollziehen, was die ganze Technik mit Strom und Heizung zu tun hat.
Mit fachkundiger Erläuterung bei einer Führung ist leicht nachzuvollziehen, was die ganze Technik mit Strom und Heizung zu tun hat. © Fabian Strauch

Deutlich kühler ist es neben dem 20 Meter tiefen Kohlebunker. „Früher wurde hier nur deutsche Kohle verwendet, beispielsweise aus Bottrop. Da die deutsche Kohle aber relativ teuer war, schaute man sich auf Weltmarkt um“, sagt Poerschke. Ab 2000 verwendete das Heizkraftwerk unter anderem russische oder kolumbianische Kohle. „Und wie kommt die hierhin?“, fragt ein Führungsteilnehmer. „Mit dem Schiff. Lkw fahren die dann zum Werk“, antwortet Poerschke.

Mit dem Aufzug fahren die Besucher in die unterste Etage des Heizkraftwerks. Hier dürfen sie einen Blick in das Gebläsehaus werfen. In dem Raum wird die für die Energieproduktion benötigte Luft produziert. Eintreten dürfen die Besucher aber nicht. „Dadrin ist eine Lautstärke, als ob in Düsseldorf ein Flugzeug startet“, nennt Poerschke den Grund.

Zweieinhalb Monate hat der Stadtwerke-Mitarbeiter noch an seinem Arbeitsplatz, bevor das Werk geschlossen wird. „Da ist schon viel Wehmut da“, spricht er für seine Kollegen und sich. Poerschke wird sich nach Schließung keinen neuen Job suchen.

1986 ging das HKW I in Betrieb

1982 wurde mit der Planung des Heizkraftwerks I begonnen. 1986 ist es in Betrieb gegangen. „Aufgrund der Verdrängung konventioneller Stromerzeugung durch erneuerbare Energien schreiben die Stadtwerke Duisburg mit ihren beiden Heizkraftwerken in Hochfeld und Wanheim hohe Verluste“, nennen die Stadtwerke in einer Mitteilung den Grund für die Schließung des Heizkraftwerks I. Das Hochfelder Werk hat in seiner Geschichte mehr als sieben Millionen Tonnen Kohle verfeuert.