Duisburg. . Bürgerinitiative arbeitet an einer Aufsatzsammlung „Duisburgum Doctum“ über das Gelehrtennetzwerk um den berühmten Kartografen.
Mit einer Aufsatzsammlung will die Duisburger Bürgerinitiative „Mercators Nachbarn“ öffentliches Interesse auf ausgewählte Wissenschaftler und Humanisten ziehen, die den berühmten Kartografen Gerhard Mercator umgaben. In etwa einem Jahr soll das Buch fertig werden.
Einen Einblick in Mercators „Album Amicorum“, sein Freundschaftsbuch, versprachen jetzt die Historiker, Archivare, Stadtführer, Archäologen und Geschichtsinteressierten, die sich als Mercators Nachbarn organisiert haben, bei der Vorstellung ihres Buchprojektes „Duisburgum Doctum – Das Gelehrtennetzwerk um Gerhard Mercator“ im Kultur-und Stadthistorischen Museum.
Stubenhocker Mercator
Gerhard Mercator selber sei zwar eher ein Stubenhocker gewesen, der kaum seine Werkstatt und Studierstube verließ, räumten seine kundigen Nachbarn rund um den Mercatordarsteller und Stadtführer Roland Wolf ein. Dennoch habe er mit vielen anderen Gelehrten regelmäßig in Kontakt gestanden. Darunter waren direkte Nachbarn wie der Sprachwissenschaftler Cornelius Wouters und der Theologe Georg Cassander, die ganz in der Nähe von Mercators Behausung an der Ecke Gutenberg und Poststraße das gemeinsame Haus „Overnest“ besaßen. Mercator pflegte aber auch europaweite Korrespondenz, etwa mit John Dee, dem Mathematiker, Astronom und Mystiker am Hof von Elisabeth I in England, den er aus Studienzeiten kannte.
Knapp zwanzig Juristen, Ärzte, Theologen, Dichterinnen, Pädagogen und Autoren des 16. Jahrhunderts, die mit Mercator in Verbindung standen, wollen die Nachbarn in ihrem Buch in kurzen bebilderten Aufsätzen vorstellen. Dabei bearbeitet jeder Nachbar seinen Lieblingsgelehrten. Die Fülle des bereits vorhandenen Wissens ist groß und die Begeisterung auch, wie sich bei der Befragung der Autoren herausstellte, die zur Sammlung beitragen werden. Roland Wolf hatte als Moderator manchmal Mühe, dem akademischen Austausch von Fakten zeitliche Grenzen zu setzen.
Streitigkeiten am akademischen Gymnasium
Im fertigen Buch wird man ebenso mehr über Arnold Mercator erfahren, den Sohn des Kartografen, der von Duisburg-Laar bis -Mündelheim über die Dörfer ging, um ein Katasterbuch der Bauernhöfe anzulegen, in dem sogar einzelne Zäune und Bienenkörbe eingezeichnet sind. Es wird um Johann Weyer gehen, einen Arzt, der quasi aus psychologischer Sicht gegen die Hexenverbrennung argumentierte und um eine adelige Dichterin, die in Köln verhaftet wurde, weil sie im Verdacht stand, dem Irrglauben der Wiedertäuferei anzuhängen.
Die Autoren versuchen auch mehr darüber herauszufinden, wie es zu den Streitigkeiten am Duisburger akademischen Gymnasium kam.
Vielleicht lässt sich am Ende noch die Vermutung belegen, dass der Mercatorschüler Johannes Corputius auf dem uralten Werthschenhof in Duisburg-Friemersheim gewohnt haben könnte.