Duisburg. Ärger über Adler Real Estate und LEG. Mieterschutzbund: Gewinnmaximierung hat oftmals Priorität vor notwendigen Reparaturen und Instandhaltung.
Seit dem Sommer wohnt Bianca P. aus Rheinhausen in einer Dauerbaustelle. Mit Schimmel im Flur fing alles an. Der Vermieter – anfangs noch Immeo, dann Adler Real Estate – habe sich sechs Wochen lang nicht um den Schaden gekümmert. „Dann konnte ich an einem Regenwochenende zugucken, wie sich an der nächsten Wand der Schimmel hochzog“, erzählt die 47-Jährige. „Anruf beim Vermieter, eine Firma kam raus, alle Wände in Bad, Flur, Gästetoilette und Küche klatschnass durch einen Schaden im Abwasserrohr. Aber nicht nur die Wände, auch die Böden waren nass.“
Küche komplett abmontiert
Die Folge: Die Böden wurden herausgerissen, ihre Küche komplett abmontiert, es wurden Bautrockner aufgestellt, die laut P. Tag und Nacht mit 90 Dezibel arbeiteten. Die Fenster in Bad und Küche habe man nicht mehr schließen können, weil Abluftschläuche aus dem Fenster hingen. „Und ohne Küche kann man halt schlecht kochen“, sagt die Duisburgerin. „Geschirrspülen war im Handwaschbecken im Badezimmer angesagt. Und bei jedem Gang zur Toilette konnte ich die Tür nicht schließen, weil auch dort Schläuche lagen.“
Irgendwann sei die Firma, die die Feuchte oder die Trocknung kontrollieren sollte, nicht mehr gekommen. Weitere vier Wochen seien vergangen, der Vermieter habe sie nach Anrufen immer nur vertröstet und auch auf ein Schreiben des Mieterschutzbund nicht reagiert. Erst als Bianca P. mit einem Anwalt drohte, kam Bewegung in die Sache. Danach habe die Renovierung bis Anfang November gedauert.
Ende gut, alles gut? Denkste! Vor rund zwei Wochen kam es zu einem Kurzschluss. „Der Elektriker prüfte alle Geräte und fand nichts“, so die 47-Jährige. „Dann stellte sich heraus, dass es im Bad zu einem Rohrbruch gekommen war – gleiche Wand.“ Alles musste wieder aufgerissen. Da diesmal der Strom mitbetroffen ist, saß sie in Bad, Flur und Schlafzimmer ohne Strom. Man werde sich kümmern, hieß es von Vermieterseite. Am Mittwoch ging das Licht wieder an.
Der Fleck an der Decke
Elvira Schüller aus Wanheimerort hat seit Ende September Ärger mit der LEG. Das Dilemma begann bei ihr mit einem Fleck an der Decke. „Der zog sich im Laufe der Zeit vom Schlafzimmer übers Badezimmer bis zur Diele“, erzählt die 66-Jährige. „Es war ganz klar feucht, doch das wollte mein Vermieter wochenlang nicht einsehen.“ Eine Tasche und Schuhe im Schrank sowie Bilder seien schimmelig geworden. „Mein Sohn hat dann alles fotografiert und ist bis zum Kundencenter in Düsseldorf gefahren, um dort alle Unterlagen abzugeben“, erzählt Schüller. „Danach ist wieder jemand von der LEG zu mir nach Hause gekommen, hat mich endlich bestätigt und mir versichert, dass nun alles geregelt wird.“
Am 7. Dezember dann die Ernüchterung: Ein Reparateur klingelte, beseitigte anschließend aber nicht die Schäden. Es sei ja gar nicht feucht...
„Ich habe die Faxen jetzt endgültig dicke“, sagt die Duisburgerin. „Ich habe Asthma, was sich verschlimmert hat, schlafe seit Wochen im Wohnzimmer und nix passiert.“ Schriftlich machte die 66-Jährige ihrem Ärger gegenüber der LEG Luft und kündigte gleichzeitig an, die Miete um zehn Prozent zu mindern. Die einzige Reaktion sei ein Mahnschreiben gewesen...
Peter Heß, Geschäftsführer des Mieterschutzbundes in Duisburg, kennt solche Fälle und die Problematik aus Rheinhausen nur zu gut. Bianca P.. hat ihn zu Rate gezogen. Heß spricht von einer zunehmenden Kommerzialisierung der Vermietung. Börsennotierte Unternehmen wie die LEG , aber auch Vonovia seien an einer Gewinnmaximierung interessiert. „Da gibt man nicht so schnell Geld für notwendige Reparaturen oder die Instandhaltung aus“, so Heß. „Und die Adler Real Estate kann man getrost mit in die Reihe stellen.“
>> Das sagt die Adler Real Estate
Beeinträchtigungen, wie sie die 47-jährige Bianca. P jetzt erfahren hat, seien „ärgerlich und lästig“, räumt Rolf-Dieter Grass, Leiter der Unternehmenskommunikation bei der Adler Real Estate ein. „Es ist aber unser ureigenes Interesse, dass sich unsere Mieter in unseren Wohnungen wohl fühlen. Deshalb kümmern wir uns immer möglichst rasch um die Beseitigung entstandener Mängel oder versuchen, sie von vornherein zu vermeiden“, erklärt er weiter.
Nach seinen Worten ist die Ursache für den neuerlichen Schaden in ihrer Wohnung nach einer Leckortung „aller Wahrscheinlichkeit“ nutzungsbedingt in der Wohnung über Frau P. zu suchen. Ein Kontakt zu den Mietern sei aber nicht möglich gewesen, weil niemand die Tür öffnete. Am Mittwoch sei die Stromversorgung wiederhergestellt worden. Grass erklärt weiter, dass es „Kommunikationsschwierigkeiten“ mit den Mietern darüber gebe: „Wir versuchen es aber weiterhin.“
Was die Kommunikation mit der Mieterin betreffe, so Grass, habe es in der letzten Zeit mehrfache Kontakte auch zu den Technikern gegeben. Der Sprecher verweist auch auf die ständig erreichbare Notfallnummer und die Mieter- App.
>>Das sagt die LEG
Eine Sprecherin der LEG bedauert sehr „das unglückliche kommunikative Hin und Her mit Elvira Schüller“. Bei verschiedenen Feuchtigkeitsmessungen seien unterschiedliche Ergebnisse herausgekommen.
„Daher gehen unsere Techniker der Sache weiter auf den Grund“, so Sprecherin. Unabhängig sei damit begonnen worden, den Schimmel in der Wohnung zu beseitigen.