Duisburg. . Um Lehrstellen zu besetzen, fordern die Gewerkschaften VBE und GEW in Duisburg die Bildungsministerin auf, zum Listenverfahren zurückzukehren.
Nachdem Elternvertreter der Förderschule Am Rönsbergshof eklatanten Lehrermangel öffentlich gemacht hatten und Versuche der Schulverwaltung, über 100 vakante Grundschul-Stellen zu besetzen, erfolglos blieben, üben der Verband Bildung und Erziehung (VBE) und die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in Duisburg heftige Kritik an der Bezirksregierung in Düsseldorf und Bildungsministerin Yvonne Gebauer (FDP).
„Sie hat keinen Plan“, sagt Michael Fuchs, Duisburger VBE-Vorsitzender. Auf den GEW-Vorsitzenden Norbert Müller macht die liberale Politikerin „einen hilflosen Eindruck“. Beide Verbände fordern eine Rückkehr zum Listenverfahren, um freie Stellen dort zu besetzen, wo der Mangel am größten ist.
Verfahren wie bei der Polizei
Dieses Procedere werde etwa bei der Polizei angewendet. Dort werden die Beamten nach Beendigung ihrer Ausbildung für fünf Jahre einer Dienststelle zugewiesen, erst danach können sie einen Antrag auf Versetzung an einen Ort ihrer Wahl stellen. Für Junglehrer hingegen gilt das „schulscharfe“ Besetzungsverfahren: Schulen schreiben vakante Stellen aus, Bewerber können auswählen. Mit der Folge, dass Schulen in oder in der Nähe der ausbildenden Universitäten sich großer Nachfrage erfreuen, während angesichts sinkender Absolventenzahlen durch die Verlängerung der Lehrerausbildung und mangelnder Kapazitäten an den Hochschulen die Not in Regionen wie dem Ruhrgebiet unaufhaltsam weiter wächst.
„Ich verstehe nicht, warum die Ministerin nicht schon längst zum Listenverfahren zurückgekehrt ist. Es ist die einzige Möglichkeit, die Not kurzfristig zu lindern“, sagt Michael Fuchs. Offenbar, so vermutet er, gebe es keine Einigkeit unter den fünf Bezirksregierungen in NRW – Arnsberg und Detmold befürchteten offenbar für sich Nachteile. Fuchs geht wie Norbert Müller davon aus, dass auch die nächsten Besetzungsrunden in Duisburg ähnlich erfolglos verlaufen wie die vorherigen. „Derzeit haben wir 50 Referendare an den Grundschulen die im Mai ihre Ausbildung beenden. Selbst wenn sie alle hier blieben, könnten wir nicht einmal die Hälfte der vakanten Stellen besetzen.“
Die Idee der Ministerin
Eine prinzipiell „gute Idee“, nennt der VBE-Vorsitzende die Idee der Ministerin, unversorgte Lehramtler aus dem Sek II-Bereich mit dem Versprechen einer späteren Anstellung für zwei Jahre befristet in Grundschulen einzusetzen. „Aber leider zieht das in Duisburg nicht, Bewerber kommen hier nur sehr schleppend an.“
Weil das, wie Fuchs berichtet, nun auch die Schulverwaltung der Bezirksregierung Düsseldorf festgestellt habe, werde nun der Druck auf die Leiter der Grundschule erhöht, damit die auch Seiteneinsteiger engagieren, die nicht über die geforderten Qualifikationen verfügen (abgeschlossenes Studium in den Fächern Sport, Musik, Kunst, Englisch oder Lehramtsstudium).
„Das Dilemma wird auf dem Rücken der Schüler und Lehrer ausgetragen“, kritisiert Michael Fuchs. Den VBE erreichten immer mehr Anrufe auch jüngerer Lehrer an Grundschulen, berichtet der Vorsitzende. „Sie fühlen sich überfordert, weil sie ihren Schülern nicht gerecht werden können.“
„Das Schwein wird nicht durchs Wiegen schwerer“
Der VBE hat Kritik geübt am Haushaltsentwurf der schwarz-gelben Landesregierung. „Enttäuschend“ nennt der Verband, dass die gleiche Besoldung aller Lehrkräfte weiterhin ausgeklammert werde. Gleicher Lohn für gleiche Arbeit sei „die beste Werbekampagne für den Lehrerberuf“.
„Kontraproduktiv“ sei der Plan, allein 183 Stellen zur Erfassung des Unterrichtsausfalls einzurichten. „Wir brauchen kein weiteres Messsystem, sondern müssen den Lehrermangel angehen“, so der scheidende Landesvorsitzende Udo Beckmann. Dazu könnten die 183 Stellen besser genutzt werden. Michael Fuchs vom VBE Duisburg dazu: „Das Schwein wird nicht durchs Wiegen schwerer.“