Duisburg. Tobias Stein ist als Fachmann für Flüchtlingsarbeit international gefragt. Um sein Projekt bei der Bürgerstiftung macht er sich aber Sorgen.

Er hat mal Informatik studiert, bis sich für den Duisburger vor drei Jahren die Frage nach dem Sinn stellt. Zu dem Zeitpunkt lebt Tobias Stein in Rheinhausen Seite an Seite mit Flüchtlingen – und stellt fest: „Was dieser Stadt fehlt, sind keine Informatiker, sondern Sozialarbeiter.“ Er krempelt sein Leben um, gründet 2015 mit Freunden den Verein „Mehr Flüchtlingshilfe“ und fängt ein neues Studium an. Seit Anfang 2017 leitet der 34-Jährige hauptamtlich das Projekt „Patenschaften für Geflüchtete“ der Bürgerstiftung. Es ist eine Herzensangelegenheit für ihn, aber auch eine große Herausforderung.

Mitte 2016 fiel der Startschuss für das Projekt mit der damaligen Janine Albrecht (l.), Oleg Beridze, Nino Wijnbergen-Shatberashvile und Jörg Löbe, Vorsitzender der Bürgerstiftung.
Mitte 2016 fiel der Startschuss für das Projekt mit der damaligen Janine Albrecht (l.), Oleg Beridze, Nino Wijnbergen-Shatberashvile und Jörg Löbe, Vorsitzender der Bürgerstiftung. © Udo Milbret

„Die Bereitschaft, sich als Pate ehrenamtlich zu engagieren, hat drastisch abgenommen“, sagt Tobias Stein. Am Anfang des Mitte 2016 gestarteten Projekts gab es noch lange Wartelisten. Menschen, die aus Syrien oder anderen Kriegsgebieten nach Duisburg kamen, konnten damals sicher sein, einen „Lotsen auf Augenhöhe im Alltag“ zu finden – für Behördengänge, aber auch für Freizeitaktivitäten wie Museums- und Zoobesuche oder Fußball. Jetzt, Ende 2017, ist das nicht mehr so. Zwar kümmern sich aktuell immer noch bis zu 100 Paten um rund 200 Neuankömmlinge, aber rund 15 bis 20 Flüchtlinge, Junggesellen und ganze Familien hauptsächlich aus dem arabischen Raum und Afghanistan, schauen derzeit in die Röhre.

100 Paten kümmern sich

„Es sind Menschen, die erst in Asylunterkünften und jetzt in Wohnungen im Duisburger Norden untergebracht worden sind“, erklärt Stein. „Sie wollen den Kontakt zu den deutschsprachigen Ur-Duisburgern, um sich auch kulturell integrieren zu können. Wir haben festgestellt, dass die Integrationsbereitschaft gerade bei den jungen Männern sehr hoch ist.“

Der 34-Jährige erzählt dann die Geschichte seines Kollegen Jürgen Simeth vom zehnköpfigen Projektteam. Er hat 2016 seine erste und mittlerweile über zehn Patenschaften übernommen. „Enge Freundschaften sind daraus insbesondere mit jungen Syrern entstanden, von denen sich einige nun selbst als Paten engagieren“, erzählt Stein.

Es gibt Erfolgserlebnisse

Es sind diese Erfolgserlebnisse, die das Projekt ausmachen und mittlerweile national und international Interesse wecken. Auf dem nationalen Stiftungstag in Osnabrück im vergangenen Frühjahr wurde der Duisburger Experte für einen Vortrag angefragt und berichtete von der Flüchtlingsarbeit. Durch sein berufliches und privates Engagement gab es für Stein und weitere Vertreter der Bürgerstiftung außerdem r eine Einladung zum Sommerfest des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier in Berlin. Und im Herbst folgte der 34-Jährige einer Einladung der Europäischen Bürgerstiftung zu einer Fachtagung in Messina (Sizilien) für Projekte in der Flüchtlingshilfe.

Die Arbeit vor Ort mit den Menschen, die Hilfe brauchen, ist für Stein aber weiterhin das Entscheidende – und auch immer wieder eine persönliche Bestätigung, den richtigen beruflichen Weg eingeschlagen zu haben.

>>BUND GIBT 200 000 EURO

Die Bürgerstiftung erhält für das Patenschaftsprojekt nach eigenen Angaben jährlich 20 000 Euro an Bundesmitteln. Dazu kommen Spenden von Unternehmen, die im Vergleich zum Vorjahr aber von 8000 auf 3000 Euro zurückgegangen sind.

Die Paten für Geflüchtete entscheiden laut Projektleiter Tobias Stein ganz allein über die Art, die Intensität und die Dauer ihres Engagements. Wer Interesse hat, meldet sich bei ihm unter 0177/14 20 299.