Duisburg. . Die Preise der 41. Duisburger Filmwoche gehen an „Atelier de Conversation“, „Tiere und andere Menschen“ sowie „Spineless Kingdom“.
- Nach sechs Tagen mit 26 Filmen wurden am 11. November die Preise im Filmforum vergeben
- Der Arte-Preis geht an Bernhard Braunstein für seinen Film „Atelier de Conversation“
- 3sat-Preis für „Tiere und andere Menschen“ von Flavio Marchetti, Duisburger Förderpreis für Max Sänger
Die Preisverleihung der 41. Duisburger Filmwoche am Samstag im Filmforum am Dellplatz glich wieder einer großen Familienfeier. Der „liebe Werner“ (Ružička) freute sich als Festivalleiter, dass Pepe Danquart (Oscarpreisträger und Jury-Mitglied) trotz nachmittäglichen Unwohlseins noch rechtzeitig eintraf. Kulturdezernent Thomas Krützberg riet dem Förderpreisträger Max Sänger, den Scheck über 5000 Euro „aus der ärmsten Kommune NRWs“, die ihr brandneues Wirtschaftsdezernat erstmal von der Bezirksregierung genehmigen lassen müsse, schnell einzulösen.
Preisträger Braunstein „ein biss’l überwältigt“
3-Sat-Dokumentarfilmpreisträger Flavio Marchetti widmete seinen Preis den beiden Schimpansen, die in seinem Film „Tiere und andere Menschen“ mitspielen, der das Wiener Tierschutzhaus erkundet. Und Johannes Dicke von der 3-Sat-Programmplanung, der den mit 6000 Euro dotieren Preis überreichte, erzählte eine launige Hamstergeschichte aus seiner Kindheit in einer Tierarzt-Familie.
Bei aller Freude und Dankbarkeit gab es natürlich auch ernste und rührende Momente. „Ein biss’l überwältigt“ zeigte sich Arte-Dokumentarfilmpreisträger (6000 Euro) Bernhard Braunstein, der für „Atelier de Conversation“ das Sprachlabor im Centre Pompidou besuchte; darin erproben syrische Geflüchtete, britische Banker, chinesische Studentinnen und türkische Richter gemeinsam die französische Sprache. „Vielfältig, komplex, wunderbar“, nannte Arte/ZDF-Kulturchef Dieter Schneider den Film, der zeige, dass es keine einfachen Erklärungen gebe. Die Jury lobte: „In einem dem Diskurs verschriebenen Festival wie der Duisburger Filmwoche artikuliert ,Atelier’ etwas Zentrales über das Kino und die Kommunikation, wird zum Scharnier zwischen dem Sehen und dem Sprechen, dem Kino und dem Grammatikoff.“
Der Dokumentarfilm sei ein „wichtiges Medikament gegen eine dysfunktionale Gesellschaft“ sagte Flavio Marchetti. Die Jury befand: „Letztlich geht es um Kommunikation – um die zwischen den Menschen und den Tieren, aber auch um die zwischen Menschen und Menschen über Tiere, wenn selbst nur einseitige gefilmte Telefonate präzise Vorstellungen über das Misslingen des Miteinanders eröffnen.“
Die Welt des Insektenforschers
Max Sängers Film „Spineless Kingdom“ taucht in die Welt des britischen Insektenforschers Patrick Saunders ein, „einen der Zivilisation entfremdeten und der Natur umso zugewandteren Walden unserer Zeit“, so die Jury. Sänger mache einen Menschen, der ein anderes Leben für sich gewählt habe, nicht einfach nur sichtbar, sondern auch „Rhythmus und Körperlichkeit, Lebenseinstellung und spezifischen Blick auf die Welt“ spürbar.
Die „Carte Blanche“, der mit 5000 Euro dotierte Nachwuchspreis des Landes NRW, ging an „Spielfeld“, in dem die jungen Filmemacherinnen Kristina Schranz und Caroline Spreitzenbart die österreichische Gemeinde Spielfeld zeigen. Sie hat sich mit Stacheldraht, Feldbetten und „Crowdmanagement-Systemen“ auf Flüchtlinge eingerichtet – die nicht mehr kommen. Was bleibt ist Leere. Der Film zeigt auch, wie aktuelle Aufregungen hochkochen und politischen Aktionismus in Gang setzen.