Duisburg. . Das 41. Festival des deutschsprachigen Dokumentarfilms ist eröffnet. Mit dem Motto „Mittel der Wahl“ liefert es eine Steilvorlage für Reflexionen.

  • Das 41. Festival des deutschsprachigen Dokumentarfilms wurde im Filmforum am Dellplatz eröffnet
  • Zum Auftakt wurde „Die anderen Plätze“ über Fußballspieler gezeigt, die sich im Sportpark Wedau fit halten
  • Insgesamt 26 Produktionen laufen im Hauptprogramm, dazu kommen die Filme für Kinder und Jugendliche

Die Glitzerwelt der Fußballstars ist die eine Seite der Medaille. Auf der anderen ist der graue Alltag der Spieler, denen zwar der Sprung ins Profigeschäft gelungen ist, aber wieder im Abseits gelandet sind. Weil sie verletzt waren, weil der neue Trainer sie aussortiert hat, weil sie nicht abgebrüht genug waren für die Härten des Berufs. Sich fit halten und eine Rückkehr versuchen können sie in den Kursen der Spielergewerkschaft VDV im Sportpark Wedau. Hinter die Kulissen des Proficamps schaut der Film „Die Plätze der anderen“ von Marco Kugel und Simon Quack, mit dessen deutscher Erstaufführung die 41. Duisburger Filmwoche am Montag im Filmforum eröffnet wurde. Ein Dokumentarfilm, der ganz im Sinne des Genres das Bild von der Fußballerkarriere realistischer zeichnet. „Scheitern ist der Normalfall“, sagt der Cheftrainer – doch ob’s die Millionen von Jungs hören, die von Ruhm und Reichtum träumen?

Der Film zeigt in langen Sequenzen das Training von Bewegungsabläufen auf dem Platz, die Sportler beim Medizincheck auf dem Laufband, motivierende Ansprachen oder eine lange Busfahrt zu einem Trainingsspiel; er holt die Gesichter der jungen Männer ganz nah, die sich noch Chancen auf einen Profi-Vertrag ausrechnen oder beginnen, sich auf einen anderen Beruf einzustellen. 84 Minuten, in denen wenig überraschen kann und die Spannungskurve kaum ausschlägt – zu früh geht dem Film die Puste aus.

Motto als Steilvorlage

Mit ihrem Motto „Mittel der Wahl“ hatten die Filmwochenmacher hingegen eine Steilvorlage geliefert, so Ruth Schiffer, Filmreferentin im NRW-Kulturministerium. Sie sprach von einer „Steilvorlage zur Befragung der Filme“. Und „mit allen Risiken und Nebenwirkungen“ sei bei der „mit kluger Sorgfalt beratenen Programm“ stets Verlass auf intellektuelle und ästhetische Reize.

Für Oberbürgermeister Sören Link stellt sich die Frage, welchen Anteil Bilder an den Wahlkämpfen des Jahres hatte – in den USA, aber auch in Deutschland. Dokumentarfilme erzählten von realen Schicksalen, Orten und Landschaften, sie machten die Welt sichtbar in ihrer Widersprüchlichkeit, aber auch in ihrem Zukunftsmut.

Festivalleiter Werner Ružička brachte das Motto in Verbindung mit einer „Welt, die nicht im günstigsten Zustand sei – trotz oder auch wegen der vielen Wahlen, die in diesem Jahr stattgefunden haben.“ Im Programm gebe es „Themen statt Twitter, teilnehmendes Reden statt Talkshows.“ Gudrun Sommer, Leiterin der Jugendsektion „doxs!“, berichtete, die Jugendjury, die über die „Großen Klappe“ entscheidet, schaue zwar ratlos aufs ZDF, habe aber einen frischen Blick für Dokumentarfilme.

>> PUBLIKATION ZUR FILMWOCHE

Zum Festival erschienen ist die Publikation „AusSichten. Öffentliches Reden über Dokumentarfilm.“ Sie ist kostenlos im Grammatikoff erhältlich.

Darin denken Freunde, Wegbegleiter, Kritiker und Beobachter darüber nach, wie der Dokumentarfilm und seine Debatten sichtbar und relevant bleiben können.