Duisburg. . In NRW wurden in 2017 etwa 13 Prozent aller Helfer im Einsatz körperlich angegriffen. In Duisburg blieben solche Übergriffe die Ausnahme.

  • Laut einer Umfrage wurden 13 Prozent aller NRW-Feuerwehrmänner in 2017 im Einsatz körperlich attackiert
  • In Duisburg verzeichnete die Feuerwehr vier dieser Übergriffe, Beleidigungen nehmen aber deutlich zu
  • Rettungskräfte lernen in Fortbildungen, sich im Ernstfall deeskalierend zu verhalten

13 Prozent der Kräfte von Feuerwehr und Rettungsdiensten in NRW sind in diesem Jahr während eines Einsatzes körperlich attackiert worden. Das geht aus einer Umfrage hervor, die der Lehrstuhl für Kriminologie der Ruhr-Universität Bochum in der Vorwoche vorgelegt hat. 60 Prozent der 810 Befragten berichteten von verbalen Anfeindungen. Obwohl laut Umfrage besonders Retter betroffen waren, die in Großstädten mit über 500 000 Einwohnern im Einsatz sind, hat sich dieser Trend in Duisburg nur teilweise bestätigt.

Zwar würden auch hier immer häufiger Einsatzkräfte während der laufenden Rettung beleidigt oder bedroht, bestätigte Andreas Bretten, Sachgebietsleiter für den Bereich Rettungsdienst bei der Duisburger Feuerwehr. „Körperlich angegriffen wurden in 2017 bislang aber nur vier unserer Kollegen. Und sie sind glücklicherweise mit oberflächlichen Verletzungen oder leichten Prellungen davongekommen“, sagte Bretten. Renitente Personen, die behandelt werden müssen, laufen bei der Feuerwehr unter der Bezeichnung „schwieriger Patient“. Diese reagieren extrem emotional, werden oft auch sofort aggressiv, wenn die Helfer am Einsatzort auftauchen. Ausschlaggebend für dieses Verhalten seien oft Drogen, Alkohol oder Medikamente, weiß Bretten.

Mann drohte: Ich stech euch alle ab

In einem konkreten Fall dieses Jahres wurden die Rettungsdienstkräfte alarmiert, weil ein Mann einen epileptischen Anfall erlitten hatte und hilflos auf einem Bürgersteig lag. „Als die Kollegen vor Ort eintrafen, hat der Mann ganz plötzlich um sich geschlagen. Dann griff er in seine Hosentasche und drohte: Ich stech euch alle ab. Unsere Kollegen haben sich sofort zurückgezogen“, schildert Bretten.

Eigenschutz und deeskalierende Maßnahmen seien die wichtigsten Verhaltensweisen für die Kollegen. Sie stehen deshalb auch im Fokus jener 30-stündigen Pflichtfortbildungen, die jeder der 400 Feuerwehrmänner, die hier regelmäßig im Rettungsdienst tätig sind, in jedem Jahr absolvieren muss. Geleitet werden diese Schulungen von Experten aus den eigenen Reihen.

Rettungskräfte werden laut einer Umfrage in Einsätzen immer öfter körperlich attackiert. Der Vorfall auf dem Bild ereignete sich vor zwei Jahren im niedersächsischen Bremervörde.
Rettungskräfte werden laut einer Umfrage in Einsätzen immer öfter körperlich attackiert. Der Vorfall auf dem Bild ereignete sich vor zwei Jahren im niedersächsischen Bremervörde. © Theo Bick/dpa

Der schlimmste Vorfall hat sich laut Bretten vor einigen Jahren ereignet, als ein Helfer während eines Rettungsdienst-Einsatzes plötzlich einen Faustschlag ins Gesicht erhielt: „Er hatte einen Nasenbeinbruch und ist danach länger ausgefallen“, so Bretten. Oft seien es auch nicht die Patienten, die übergriffig würden, sondern Angehörige oder sogar umstehende Unbeteiligte. Das war auch am 22. Mai 2017 der Fall, als auf der Wanheimer Straße in Hochfeld eine DVG-Straßenbahn mit einem Kleinwagen zusammengestoßen war, dessen Fahrer schwer verletzt wurde. Rund um den Unfallort hatten sich damals rund 300 Schaulustige versammelt, die den Rettungseinsatz massiv störten. Nur mit Hilfe eines Polizeihundes konnten einige besonders aggressive Gaffer zurückgedrängt werden. Es blieb damals bei Beleidigungen.

Einsatz von Alarmruf-Knopf wird geprüft

„Für Fälle wie diesen prüfen wir den künftigen Einsatzes eines Alarmruf-Knopfes, den dann jeder Retter bei sich tragen soll“, sagt Bretten. Auf Knopfdruck würde die Feuerwehr-Leitstelle alarmiert, dass eine Situation am Rettungsort eskaliert. Diese Kollegen in der Hauptwache würden ihrerseits dann sofort die Polizei alarmieren. „Wir sind da derzeit aber noch in der Testphase und müssen sehen, wann wir das umsetzen“, stellt der Sachgebietsleiter klar.

Prinzipiell würden drohende Übergriffe alle Kollegen belasten. „Die Unsicherheit“, stellt Bretten klar, „im Kollegenkreis ist da.“