Bürgerstiftung hat Dora Witkowska nach erfolgreicher Prüfung fest angestellt. Mit Desiree Felz geht eine weitere junge Mutter in die Lehre.

Eine Ausbildung in Teilzeit – für junge, alleinerziehende Müttern ist dies eine gute, mitunter die einzige Chance für einen Einstieg in den Arbeitsmarkt. Dora Witkowska hat vor drei Jahren diese Möglichkeit bei der Bürgerstiftung bekommen – als erste Azubi der Organisation überhaupt. „Sie hat uns alle überzeugt“, sagt Vorstandsmitglied Herbert Schulz.

Nach erfolgreicher Prüfung zur Bürokauffrau ist die 34-Jährige nun fest angestellt und hat entscheidend dazu beigetragen, dass das Teilzeit-Modell fortgesetzt wird. Ihre Nachfolgerin Desiree Felz (25), die Anfang September gestartet ist, hat sie mitausgesucht. Nach der Fachoberschulreife mit Qualifikation hat Dora Witkowska in der Altenpflege gearbeitet, sich um ihre Großmutter in Polen gekümmert. Ihre Tochter wird geboren. „Ich wollte meinem Kind irgendwann sagen können, das ich etwas Richtiges gelernt habe.“ Als ihr Sprössling in den Kindergarten kommt, sucht die junge Mutter deshalb das Gespräch mit Jasmin Borgstedt. Über die Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt beim Jobcenter und der Start NRW GmbH, die Arbeit suchende Menschen sozialverträglich und dauerhaft in Lohn und Brot bringen will, landet sie schließlich bei der Bürgerstiftung.

Glücklich im Projektbüro

„Das ist das Beste, was mir passieren konnte“, sagt Dora Witkowska. „Hier muss ich kein schlechtes Gewissen haben, wenn man kein Kind mal krank ist und ich zu Hause bleiben muss.“

Dora Witkowska hat ihre Nachfolgerin Desiree Felz (r.) mitausgesucht.
Dora Witkowska hat ihre Nachfolgerin Desiree Felz (r.) mitausgesucht. © Ute Gabriel

Da hat ihre Nachfolgerin Desiree Felz bei ihren ersten Versuchen, auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen, schon ganz andere Erfahrungen gemacht. Sie ist mit 16 zum ersten Mal Mutter geworden, hat dann die Gesamtschule abgebrochen, später aber den Hauptschulabschluss nachgeholt. Von der Möglichkeit, eine Ausbildung in Teilzeit zu machen, wusste sie bis zum aktuellen Angebot gar nicht. Nun ist die mittlerweile zweifache Mutter, die mit ihrem Partner in Duisburg wohnt, glücklich, das Projektbüro im Innenhafen zu unterstützen.

Noch viele Vorurteile

Norbert Maul von Start NRW wünscht sich, dass noch mehr Unternehmen eine Lehre in Teilzeit zu ermöglichen. Landesweit lag der Anteil an allen Ausbildungsverhältnissen mit insgesamt 462 neu abgeschlossenen Verträgen bei gerade mal 0,41 Prozent. „Es gibt da noch viele Vorurteile“, so Maul. „Dabei haben wir gerade in diesem Bereich die geringsten Abbrecherquoten.“

Und es gibt auch finanzielle Argumente für Firmen, mit der Start NRW zu kooperieren. Die übernimmt die Hälfte der Ausbildungskosten. Im Fall von Desiree Felz muss die Bürgerstiftung aktuell „nur“ rund 10 000 Euro stemmen. Bei Dora Witkowski hat sich die Investition bereits gelohnt.

Voraussetzungen müssen erfüllt werden

Um eine Ausbildung in Teilzeit absolvieren zu können, müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt werden. Dazu gehören laut Jasmin Borgstedt vom Jobcenter in Duisburg etwa die notwendige Betreuung der eigenen Kinder oder die Pflege von Familienangehörigen.

Durch das Teilzeit-Modell muss sich die Ausbildung nicht zwangläufig verlängern. Dazu ist, so Borgstedt, wie bei Dora Witkowska und Desiree Felz allerdings eine Arbeitszeit einschließlich des Berufsschulunterrichts von mindestens 25 Stunden pro Woche erforderlich.