Duisburg. . „Steinreich - Wenn die Galle zwackt“: Das war Thema des WAZ-Medizinforums im Evangelischen Klinikum Niederrhein in Duisburg-Fahrn.
Zwei, drei Minuten dauert der kleine, gut ausgeleuchtete und geschnittene Film, den eine Kamera an der Spitze des endoskopischen OP-Werkzeugs „drehte“, dann war sie raus, die Gallenblase: Eine Operation, zu der Prof. Dr. Daniel Vallböhmer auf dem WAZ-Medizinforum riet, wenn Gallensteine zu Entzündungen geführt haben.
Im Konferenzraum des Evangelischen Klinikums Niederrhein in Fahrn sitzen am Mittwochabend auch Mutter und Tochter. Die Mutter hat die Gallenblasenoperation längst hinter sich, der Tochter steht sie wohl irgendwann bevor. Eine typische Konstellation: Frauen sind dreimal häufiger von entzündlichen Gallensteinen betroffen als Männer und Veranlagungen lassen die familiäre Häufung ansteigen. Auch dies kann kein Arzt besser erklären: „Ich lebe ganz normal ohne Gallenblase“, sagt die Mutter.
Operation ist die beste Therapie
Denn in der Tat: Ist die daumengroße Gallenblase entfernt, ändert sich für die Betroffenen nichts: Sie leben, essen und verdauen wie bisher, die in der Leber produzierte Gallenflüssigkeit wird nur nicht mehr in der Gallenblase gespeichert, sondern tröpfelt stetig in den Darm. Auch deshalb ist für den Chirurgen Vallböhmer die Operation die beste Therapie. Dann ist der Patient den Ärger los. Und von ihnen gibt es viele: Rund 190 000 Gallenblasen-Operationen zählen die Kliniken bundesweit im Jahr - Platz zwei in der OP-Rangliste. In Fahrn sind es 150 im Jahr.
Vor der Operation haben die Betroffenen meist eine hochgradig schmerzende Gallenblasenentzündung hinter sich, mit kolikartigen Schmerzen im rechten Oberbauch. Eine internistische Untersuchung mit Blutlaborwerten und Ultraschall, so Oberarzt Dr. René Esch, bringt schnell Gewissheit, ob Gallensteine die Ursache sind, die in der Gallenblase Druck machen oder die Gallengänge verstopfen. Der Internist kann dann noch krampf- und schmerzlindernde Medikamente geben, leitet den Patienten dann aber meistens an den Chirurgen weiter. Denn Stoßwellen-Therapie oder Medikamente, die kleinere Gallensteine zertrümmern oder auflösen, gelten heute in der Medizin als überholt: Gallensteine können sich immer wieder neu bilden. Das Übel bleibt.
20 Prozent haben Gallensteine
Also die Operation, die jenseits des Filmzeitraffers im echten Leben eine Dreiviertelstunde dauert. Und minimal-invasiv durchgeführt wird. Durch kleine Öffnungen arbeitet sich der Operateur vor, trennt den Gallengang ab, legt die Gallenblase frei und entfernt sie. „Nach zwei, drei Tagen kann der Patient wieder nach Hause“, so Vallböhmer.
Operieren, betont er, ist aber nur nötig, wenn die Gallensteine Probleme bereiten. 20 Prozent aller Menschen habe welche, aber nur bei einem Fünftel von ihnen bereiten sie die Beschwerden. Bei Artischocken-Präparaten, auf die manch Betroffener schwört, hält es Vallböhmer mit der alten Weisheit: Wenn es denn hilft...
Bei Ängsten vor Gallenblasenkrebs beruhigt Vallböhmer mit Statistikzahlen: Zwar haben 80 Prozent der Gallenblasenkrebs-Erkrankten auch Gallensteine. Umgekehrt erkrankt jedoch nur ein Prozent der Patienten mit Gallensteinen an einem Tumor. Ein Zusammenhang zwischen beiden Erkrankungen ist also nachweisbar, seine Signifikanz jedoch unklar, sagt die Deutsche Krebsgesellschaft dazu.