Duisburg. . Was hinter den Kulissen passiert, wenn „Das Rheingold“ über die Bühne geht: Zehn Minuten schminken, fünf Minuten Auftritt, 30 Minuten abschminken.

Als Richard Wagners „Der Ring des Nibelungen“ mit „Das Rheingold“ in Düsseldorf gestartet wurde, waren die Vorstellungen schnell ausverkauft. Wir haben hinter die Kulissen der Produktion geschaut.

Noch gut eine Stunde bis zum Vorstellungsbeginn. Bariton Simon Neal, der den Wotan singt, sitzt in die Maske. An der Attrappe von Alberichs abgeschlagener Hand prüft er, ob der Ring, den er in gut drei Stunden vom Finger ziehen soll, auch locker genug sitzt. Dem Maskenbildner verrät Neal, dass er zu Hause sogar eine Attrappe seines abgeschlagenen Kopfes aufbewahre. „Der ist ein Souvenir von meinen Auftritten als Jochanaan in ,Salome’ in Dortmund.“

Die Solisten singen sich ein

Immer der Reihe nach: Hinter den Kulissen warten die Sänger konzentriert auf ihren Auftritt.
Immer der Reihe nach: Hinter den Kulissen warten die Sänger konzentriert auf ihren Auftritt. © Lars Heidrich

Aus den Garderoben rundherum hört man, wie sich die Solisten einsingen: Maria Kataeva als Wellgunde macht ihren Sopran mit Vokalisen, Dreiklängen und Wagner-Melodien geschmeidig. Der Orchestergraben füllt sich langsam mit den 75 Musikern, die sich in einem großen Durcheinander einspielen. Auf der rechten Seitenbühne hat sich derweil Inspizientin Annegret Frübing eingefunden, wo sie über Durchsagen und Signale den technischen Ablauf der gesamten Vorstellung steuern wird. Für die Techniker und die Sänger, die langsam eintrudeln, hat Frübing eine Kiste Weingummi bereitgestellt.

Als Generalmusikdirektor Axel Kober den Graben betritt, brandet Beifall auf. Auf einem der Bildschirme über dem Inspizienten-Pult sieht man den Dirigenten, auf dem anderen die Bühne. Das erste Wort hat an diesem Abend aber nicht Wagners Es-Dur-Akkord, der das Fließen des Rheins ausdrückt, sondern Nobert Ernst als Loge zitiert Heinrich Heines „Loreley“. Dann hebt Axel Kober den Taktstock, die Kontrabässe beginnen mit einem brummenden Es.

30 Minuten zum Abschminken

15 Techniker sind hinter den Kulissen in Aktion. Nachdem Alberich die Liebe verflucht und das Rheingold entführt hat, fährt die Rückwand langsam nach hinten und die Techniker müssen die Seitenwände nach außen ziehen. Zehn Minuten dauert diese schrittweise Vergrößerung des Bühnenraums vom Rheintöchter-Etablissement zum Götter-Salon, die so langsam abläuft, dass man sie im Saal nur wahrnimmt, wenn man genau hinschaut.

Während auf der Bühne Wotan mit den Riesen und Loge darüber verhandelt, ob seine Schwägerin Freia die angemessene Bezahlung für die Burg Walhall sei, machen sich die Statisten bereit für ihren Auftritt als Alberichs Bergarbeiter in der dritten Szene: Wolfgang Tannich: „Wir sind in zehn Minuten fertig geschminkt, haben einen fünfminütigen Auftritt und brauchen dann 30 Minuten zum Abschminken.“

Rheintöchter haben das letzte Wort

Vom Inspizientenpult steuert Annegret Frübing das Geschehen. Als Stärkung hat sie Weingummi mitgebracht.
Vom Inspizientenpult steuert Annegret Frübing das Geschehen. Als Stärkung hat sie Weingummi mitgebracht. © Lars Heidrich

Trotz der kurzen Zeit auf der Bühne zählt der Auftritt der 20 Statisten zu den optisch herausragenden Momenten des Abends. Da brechen nämlich plötzlich mit großem Getöse Kohleloren durch die Seitenwände des Salons und im Schein des Gegenlichtes, das durch dichte Nebelschwaden fällt, wird der Zuschauer in ein Kohlebergwerk versetzt. Die Loren sehen aus, als seien sie mit großen massiven Kohlestücken bepackt, doch es ist nur schwarz gefärbter Schaumstoff.

Nach der dritten Szene schließt sich der Vorhang, die Bühnenarbeiter stürmen los und positionieren Tische und Stühle. Besondere Sorgfalt wird auf das große Rundsofa auf der linken Seite gelegt. Hinter dem schlägt Wotan nämlich mit seinem Speer Alberich die Hand ab, um an den Ring zu kommen. Die blutige Handattrappe wird unter dem Sofa positioniert. Außerdem hat Susan Maclean als Erda ihren großen Auftritt, um Wotan vor dem Ring zu warnen. Nachdem der sich geweigert hat, den Ring den Riesen als Bezahlung für die Burg Walhall auszuhändigen, scheint der Handel geplatzt, doch dann wird die warnende Erda aus der Untermaschinerie in die Höhe gefahren und durchstößt den Stoff des Sofas.

Das letzte Wort des Abends haben die Rheintöchter: „Falsch und feig ist, was dort oben sich freut“, singen sie hinter der Bühne. Während das Orchester noch die triumphalen Schlussakkorde spielt, umarmen sich die Sängerinnen der Rheintöchter und Erda bereits auf der Seitenbühne.