Duisburg. Eine Woche vor der Bundestagswahl spürt die Duisburger SPD die CDU im Nacken. Wer die beiden Direktmandate gewinnt, kann spannend werden.
- Nach dem WAZ/NRZ-Wahlbarometer sind viele Wähler noch unentschlossen. Also Endspurt für die Parteien
- Die SPD muss in ihrer Hochburg möglicherweise um die beiden Direktmandate bangen. „Jetzt erst recht“, sagt sie
- Die CDU hat ihr Wählerpotenzial stärker mobilisiert und macht sich nun Hoffnungen
Auf der Zielgeraden wird es beim Bundestagswahlkampf spannend. Weil nach dem WAZ/NRZ-Wahlbarometer mehr als ein Drittel der Wähler noch unentschlossen ist. Und weil im Kampf um die beiden Duisburger Direkt-Wahlkreise das Rennen zwischen SPD und CDU offener denn je erscheint.
Bärbel Bas, SPD-Bundestagsabgeordnete und Kandidatin im südlichen Wahlkreis, hatte zumindest am Freitag „keinen schönen Morgen“. Bundesweit ist die SPD in den Umfragen auf 20 Prozent abgerutscht, lauteten die Meldungen, und in Duisburg hat nach der WAZ/NRZ-Umfrage die CDU ihre Stammwähler offenbar stärker mobilisieren können, so dass die Union knapp vor der SPD lag.
Parteien gehen in den Endspurt
„Jetzt ist die letzten Tage Nahkampf angesagt. Viele an den Infoständen sagen, dass sie noch überlegen. Wir müssen die Unentschlossenen erreichen“, gibt sich Bas kämpferisch. „Unser Wählerpotenzial hadert mit uns“, räumt sie ein. Ihr entgeht zugleich nicht, dass alte Hochburgen zerbröseln. Problem der SPD zudem: Sie werde zwischen den Lagern zerrieben. „Jetzt erst recht“, motiviert Bas sich selbst und ihr Wahlkampfteam.
2013 gewann sie den Wahlkreis 115 mit 46,6 Prozent gegen CDU-Kontrahenten Thomas Mahlberg (32,2 Prozent). Im Stadtnorden hatte sich Mahmut Özdemir (SPD, 43,2 %) mit ähnlichem Abstand gegen Volker Mosblech (CDU, 29,6 %) durchgesetzt. Bei der Landtagswahl im Mai mussten die vier gewählten SPD-Direktkandidaten schon Stimmeinbußen von zehn Prozent und mehr hinnehmen. Es kann also knapp werden. Die sicher geglaubten Direktmandate für die SPD wanken.
CDU-Kandidat und Duisburgs CDU-Parteichef Thomas Mahlberg ist in Lauerstellung. Kann er Bärbel Bas das Direktmandat abluchsen? „Das wäre eine Überraschung. Wir kämpfen dafür“, meint Mahlberg, der über die Landesliste in den Bundestag eingezogen war. „Die Vormachtstellung der SPD hier ist vorbei“, schöpft er unerwartete Hoffnung aus dem Polittrend und dem WAZ/NRZ-Wahlbarometer. „Umfragen sind aber nur Umfragen“, schränkt er ein und macht weiter Wahlkampf – am Freitag am DGB-Aktionsstand zur Rente.
„Jamaika“ ist umstritten
Grünen-Kandidat Felix Banaszak will für seine Partei zumindest das Sechs-Prozent-Ergebnis von 2013 halten, das Stimmungsbild der WAZ-Umfrage sortiert er tiefer ein. „Dazu braucht es noch einen Schub. Wir sind ununterbrochen unterwegs “, sagt Banaszak, gerade auf Wahlkampftour in Walsum. Heute fährt er kurz zu einem Parteitag nach Berlin – letztes Positionieren für den Endspurt und für mögliche Wahlausgangs-Optionen. Seine persönliche Meinung: „Für Jamaika, für Schwarz-Gelb-Grün, fehlt mir die Fantasie“. Dieses Berliner Dreier-Bündnis jenseits einer Großen Koalition lehnt Duisburgs FDP-Vorsitzender Thomas Wolters kategorisch ab, „Welten“ lägen zwischen Grünen und Liberalen. Dass die FDP im WAZ/NRZ-Wahlbarometer bei den schon entschlossenen Wählern auf dem dritten Platz landet, „freut uns“, sagt Wolters. Das wäre auch bundesweit das Ziel.
Drei Prozent hatten bei der Umfrage angegeben, die AfD zu wählen. Trendforscher wissen aber, dass viele AfD-Anhänger sich in Umfragen nicht äußern. Auch deshalb ist sich Duisburgs AfD-Vorsitzender Alan Imamura sicher: „Duisburg ist eine AfD-Hochburg. Wir kommen wieder auf Platz drei wie bei der Landtagswahl.“ Das wollen die Linken verhindern: „Wir machen jetzt auch da Wahlkampf, wo die AfD stark ist“, so Parteisprecher Lukas Hirtz. „Wir sind im Endspurt“, sieht er noch Luft nach oben für die Linken.
>> Noch Plätze für die OB-Talkrunde
Thema OB-Wahl: Am Montag, 18. September, stellen sich die OB-Kandidaten Sören Link, Gerhard Meyer, Erkan Kocalar und Thomas Wolters von 18 bis 20 Uhr im „Kleinen Prinz“ in einer Wahlrunde den Fragen von WAZ/NRZ und Radio Duisburg. Der Kandidat Yasar Durmus hat kurzfristig abgesagt. WAZ/NRZ-Leser können an dem OB-Wahltalk teilnehmen. Plätze gibt’s unter: 0201/804 80 58.