Duisburg. Für Bezirk, Rat und Bund ist Thomas Wolters (55) bereits als FDP-Kandidat angetreten. Jetzt will der Vorsitzende des Kreisverbandes OB werden.
- Thomas Wolters, Kreisvorsitzender der FDP und Geschäftsführer der Ratsfraktion, möchte Oberbürgermeister werden
- Seine Plakate hängt der 55-Jährige selbst auf, die Rückmeldungen seien positiv, berichtet er
- Für seinen Wahlkampf präsentiert der liberale Bewerber 50 Ideen für Duisburg in kleinen Youtube-Videos
Thomas Wolters, Kreisvorsitzender und Geschäftsführer der Duisburger FDP-Fraktion möchte Oberbürgermeister von Duisburg werden. Als „Parteisoldat“ stellte Wolters er sich in der Vergangenheit als FDP-Kandidat für Bezirk, Rat und Bund zur Verfügung. Oft erfolglos. In die Partei ist er 1999 eingetreten, weil er vom Stil des damaligen Vorsitzenden Möllemann angetan war. Mitglied zu werden ohne sich zu engagieren kam für ihn allerdings nie in Frage. Das hat er von seinem Vater, der selbst Sänger und Dirigent war und in Gesangsvereinen und Chören aktiv war. Die FDP-Karriere war also irgendwie vorgezeichnet. Im vergangenen Jahr wurde er Vorsitzender des FDP-Kreisverbands. Rund 200 Mitglieder zählt die FDP.
„Die OB-Wahl ist eine reine Personenwahl“
Seine Plakate hängt Thomas Wolters selbst auf, dann allerdings ohne Jackett und Krawatte, aber immer im Hemd. Hemden trug er schon als 16-Jähriger. Die Rückmeldungen seien positiv, berichtet der 55-Jährige. Sogar etwas positiver als wenn er am Info-Stand steht. Könnte daran liegen, dass das FDP-Logo auf seinen Plakaten kaum erkennbar ist. „Die Oberbürgermeisterwahl ist eine reine Personenwahl, bei der die Partei keine Rolle spielen sollte“, begründet er.
In 50 Youtube-Clips stellt er seine Ideen für Duisburg vor. Numero eins: „Ich möchte alle Sitzungen des Stadtrats live im Internet übertragen, damit die Bürger genau wissen, was da alles beraten und beschlossen wird.“ Weiter geht’s mit Bürger-Meinungsumfragen, die zu kommunalpolitischen Themen durchgeführt werden sollen. Außerdem würde er nur wenig Zeit für Eröffnungen, Grundsteinlegungen oder symbolische Spatenstiche verwenden und stattdessen die Zeit für „sinnvolle Gespräche“ nutzen. Nun denn: Ein Gespräch über Politik, Zauberei und Duisburg.
Wie kam’s dazu, dass Sie 50 Filmchen mit ihren Forderungen gedreht haben?
Thomas Wolters: Die 50 Ideen habe ich relativ schnell aufgeschrieben. Erst wollte ich Facebook-Folien daraus erstellen, aber meine Frau hatte die Idee, daraus lieber Filme zu machen.
„Mit Selbsthypnose habe ich 17 Kilo abgenommen“
Sie sind seit 15 Jahren Geschäftsführer der FDP. Was ist der Unterschied zu Ihrem früheren Job als Raumausstattermeister?
Wolters: Der Unterschied liegt in der Kreativität. Eigentlich wollte ich nach der Schule Schaufenstergestalter werden. Als ich dann beim Arbeitsamt war, haben sie mir eine Lehre zum Raumausstatter vermittelt – für die war das irgendwie das gleiche. Nach der Meisterschule habe ich mich dann mit einer Polsterei selbstständig gemacht. Das war kreativ und hat Spaß gemacht: Die Leute brachten ihre alten Schätzchen, die wir wieder hübsch aufarbeitet haben. Da sieht man, wie sich etwas verändert und etwas neues entsteht. In der Politik ist das eher selten der Fall.
Haben Sie zu Hause auch ein Plüschsofa?
Wolters: Nein, wir sind eher modern eingerichtet.
Bei Ihrem früheren Job sah man direkt das Ergebnis. Was haben Sie bisher konkret mit Ihrer Politik erreicht?
Wolters: Als Bezirksvertreter kann ich für mich verbuchen, dass in Rheinhausen eine Mittelinsel eingerichtet worden ist, damit die Menschen sicherer über die Straße kommen. Alle anderen FDP-Ideen wurden immer abgelehnt.
Sie sind Zauberer und Hypnotiseur. Sind Sie manchmal versucht, einen Konkurrenten zu hypnotisieren?
Wolters: Das würde nicht funktionieren. Denn der andere muss das auch wollen.
Wie sind Sie überhaupt auf so ein Hobby gekommen?
Wolters: Mit dem Zaubern habe ich relativ spät angefangen. Ich habe es auf einem Geburtstag für meine Nichte ausprobiert und gemerkt, dass sie daran großen Spaß hatte. Wenn man zaubert, kommt man irgendwann auch zur Hypnose. Das hat mich sofort fasziniert. Im Trance-Zustand ist der kritische Verstand ausgeschaltet. So ist auch zu erklären, warum Leute auf der Bühne Michael Jackson imitieren. Sie sind in dem Moment sehr entspannt und lassen sich darauf ein. Mit Selbsthypnose habe ich 17 Kilo abgenommen.
„Ein Tropical Island würde viele Besucher anlocken“
Und, haben Sie es gehalten?
Wolters: Nein, fünf Kilo sind wieder drauf. Das liegt aber auch an meinen Meniskusproblemen und dass ich deswegen momentan nicht so viel Sport machen kann.
Die vielen Bratwürste, die man auf den Festen isst, tun ihr Übriges.
Wolters: So oft bin ich gar nicht auf Festen.
Stehen Sie eigentlich noch als Zauberer oder Hypnotiseur auf der Bühne?
Wolters: Im Moment eher selten. Öfter begleite ich meine Frau als Tontechniker zu ihren Auftritten. Sie singt deutsche, polnische und französische Chansons. Früher war ich selbst Musiker, habe Bass und Gitarre gespielt, mit Synthesizern experimentiert und als DJ gearbeitet.
Haben Sie auch Schlager gespielt?
Wolters: Nein. Rock, Pop und Silvester einmal Marianne Rosenberg nach Mitternacht.
Eher kreativ war ja auch Ihr Vorschlag, auf dem Krieger-Gelände ein Tropical Island zu bauen.
Wolters: Das ist durchaus ernst gemeint. So etwas gibt es hier nicht, es würde Leute von weit her anlocken und die Innenstadt nicht schädigen. Und die Duisburger hätten mal etwas, was auch Freude macht. Ich würde Herrn Krieger bitten, das Projekt zu realisieren. Wenn nicht, würde ich mich aber auch nicht von ihm unter Druck setzen lassen. Dann bleibt das Gelände eben brach liegen und es entsteht ein neuer Duisburger Wald.
„Allein die Idee vom DOC löst Stillstand aus“
DOC ja oder nein?
Wolters: Nein. Schlimm ist, dass allein die Ankündigung, ein DOC zu bauen, dazu geführt hat, dass die Geschäftsleute nicht mehr investieren, keine Leute einstellen und ihre Mietverträge nicht verlängern. Allein die Idee hat also einen Stillstand ausgelöst, der unsere Stadt nach unten ziehen wird, noch bevor das DOC gebaut wird.
Ist Duisburg eine Großstadt oder eine große Stadt?
Wolters: Es ist schon eine Großstadt, auch wenn vieles nicht so läuft wie es sollte. Wenn man in Rheinhausen oder Walsum ist, merkt man, dass diese Stadt nicht natürlich zusammengewachsen ist.
Was ist Ihr Ziel bei der Wahl?
Wolters: In die Stichwahl kommen und dann neuer OB werden.