Duisburg. „Ich habe einen tollen Job“, sagt Sören Link. Den möchte er am liebsten behalten. Ein Gespräch übers Shoppen, Currywurst, Politik und die Wahl.

  • Am 24. September wird in Duisburg ein neuer OB gewählt: OB Link hofft auf einen Sieg im ersten Wahlgang
  • Im Gespräch erklärt er, dass er seinen Job mag. Im Wahlkampf wird er auf die Bäume und DOC angesprochen
  • Er steht auch rückblickend zu seinen markigen Aussagen – und habe für sie viel Zuspruch erhalten

Sören Link ist im Wahlkampfmodus: Er trifft sich mit Bürgern auf eine Currywurst, schaut sich als OB Firmen an, putzt Klinken, um seine Politik zu erklären. Mit seiner Entscheidung, die OB-Wahlen vorzuziehen und auf den Tag der Bundestagswahl, hat er seine Konkurrenten überrascht, einige sagen gar „überrumpelt“.

Duisburgs OB Sören Link im WAZ-Interview

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    Der Wahlkampf lief schleppend an, die Kandidaten blieben bisher blass. Dennoch: Am 24. September sollen die Duisburger entscheiden, wer künftig OB wird. Zwischen den Terminen gönnt sich Link manchmal eine Zigarettenlänge Pause – aber das soll eigentlich nicht verraten werden. SPD-Pfefferminz-Dragees mit der Aufschrift „Echt. Stark“ sorgen danach wieder für frischen Atem.

    Die Stadt spart durch die Kombi-Wahl viel Geld

    Der Schulz-Effekt ist verpufft. War es trotzdem eine gute Entscheidung, die OB-Wahl mit der Bundestagswahl zu kombinieren?

    Sören Link: Die Entscheidung ist unabhängig von Umfragewerten gefallen. Zum einen können wir bei der Wahl mit einer höheren Beteiligung rechnen, zum anderen spart die Stadt so mehrere 100.000 Euro Kosten.

    Auf Ihren Plakaten versprechen Sie 40 Millionen Euro mehr für die Ausbesserung von Straßen und Infrastruktur. Das ist wohlfeil, denn das Geld kommt vom Bund. Schmücken Sie sich mit fremden Federn?

    Link: Nein, ich habe nie gesagt, dass das Geld aus der Stadtkasse kommt. Aber wir sorgen dafür, dass das Geld auch wirklich verbaut wird und in Duisburg ankommt. Das gleiche gilt für die über 100 Millionen Euro von Bund und Land für unsere Schulen.

    Auf welche Themen werden Sie am meisten angesprochen?

    Link: Das DOC ist ein großes Thema, der Zustand unserer Straßen, aber auch die Baumschutzsatzung. Es sind zum Teil kritische Gespräche, aber es macht mir trotzdem Spaß, mit den Bürgern ins Gespräch zu kommen.

    Oberbürgermeister Sören Link ist für das Outletcenter. Am liebsten geht er mit seiner Frau Sonja shoppen.
    Oberbürgermeister Sören Link ist für das Outletcenter. Am liebsten geht er mit seiner Frau Sonja shoppen. © Stephan Eickershoff

    DOC, ja oder nein?

    Link: Ja. Ich möchte, dass wir die Möglichkeit prüfen, ein Outlet zu bauen und die Fläche neben dem Bahnhof zu entwickeln. Deswegen werde ich mit „Nein“ stimmen.

    Shopping-Tour und Wahlkampfstrategien

    Wann waren Sie das letzte Mal shoppen?

    Link: Oh, das ist länger her. Wenn ich etwas brauche, zum Beispiel einen neuen Anzug, gehe ich ins Fachgeschäft, lasse mich beraten und bin da nach wenigen Minuten wieder draußen. Wenn ich shoppen gehe, dann mit meiner Frau Sonja.

    Wohnzimmertour, Currywurst-Einladungen – klingt nicht besonders digital. Geht der Trend wieder zum analogen Wahlkampf?

    Link: Wir verfolgen eine digitale Wahlkampfstrategie, das ist wichtig. Aber ich möchte mit den Menschen auch persönlich ins Gespräch kommen. Ich bekomme Zuspruch, das sind keine gestellten Begegnungen.

    Sein Weg bis zum "Neuanfang für Duisburg"

    Sören Link hat auf seiner offiziellen Facebook-Seite 5648 Abonnenten. Aktuell wirbt er auf der Seite für das geplante Outlet.

    Link, Jahrgang 1976, hat am 28. Juni Geburtstag, wohnt im Stadtteil Walsum und ist gelernter Diplom-Verwaltungswirt. Nach dem Abi und dem Grundwehrdienst, begann er zunächst ein Studium an der Uni Duisburg-Essen (Politikwissenschaften, brach es aber nach vier Semestern ab. Stattdessen machte er eine Ausbildung bei der Bezirksregierung, die er 2001 abschloss. Danach war er für Personalangelegenheiten von Lehrern an Gesamtschulen zuständig.

    Seit Mitte 2005 wurde er als Beamter beurlaubt, er zog für die SPD in den Landtag ein. Dem gehörte er bis 2012 an. Nach dem Bürgerentscheid zur Abwahl von OB Sauerland im Jahr 2012 trat er als SPD-Kandidat an, versprach einen „Neuanfang“ für Duisburg und setzte sich bei der Stichwahl durch.

    Link trat bereits als 16-Jähriger in die SPD ein, war viele Jahre Vorsitzender der Jungsozialisten in Duisburg. Von den eher linken Thesen, die der SPD-Nachwuchs vertritt, hat sich Link allerdings längst verabschiedet. Stattdessen fiel er in der Zuwanderungs- und Flüchtlingsdiskussion mit dem Zitat auf: „Ich hätte gerne das Doppelte an Syrern, wenn ich dafür ein paar Osteuropäer abgeben könnte.“

    Bereuen Sie eigentlich diese Aussage?

    Link: Ich habe mich damals für die Wortwahl entschuldigt, aber zu der Kernaussage stehe ich. Manchmal muss man klare Worte wählen. Ich habe danach übrigens auch viel Zustimmung aus der Bevölkerung erfahren, denn die Menschen wissen es zu schätzen, wenn man auch mal offene Worte findet.

    Ihr Spruch „asozial bleibt asozial“ nach einem Polizeieinsatz in Bruckhausen hat Ihnen immerhin einen Gegenkandidaten eingebracht.

    Link: Die Aussage bezog sich nicht unmittelbar auf den Polizeieinsatz. Es ging um eine Vielzahl von Fällen, nicht nur in Duisburg, über die auch in vielen Zeitungen berichtet wurde, unter anderem einen Unfall, bei dem sich Gaffer versammelt hatten und die Polizei Hunde einsetzen musste, damit die Rettungskräfte vor Ort überhaupt ihren Job machen konnten. Wir dürfen nicht zulassen, dass Einsatzkräfte durch Massenaufläufe behindert oder gar bedroht werden.

    Bivsi und die Belastungen des Amtes

    Haben Sie sich schon Bivsis ­Abiball-Termin in den Kalender eingetragen?

    Link: Nein. Aber wenn Sie mich einlädt, komme ich gerne vorbei. Ich freue mich, dass es uns gelungen ist, dass sie wiederkommen konnte, um hier ihren Abschluss zu machen.

    OB Sören Link bei der Demo der Steinbart-Gymnasiasten, die für die Rückkehr von Bivsi demonstriert haben.
    OB Sören Link bei der Demo der Steinbart-Gymnasiasten, die für die Rückkehr von Bivsi demonstriert haben. © Lars Heidrich

    Wie oft am Tag denken Sie sich eigentlich „Warum tu’ ich mir das an?“

    Link: Nie, ich habe einen tollen Job.

    Sören Link erzählt, dass er manchmal 14 Stunden im Einsatz ist, wenn man alle Sitzungen und Termine zusammennimmt. Oft ist er bei Festen von Vereinen, Eröffnungen oder beim Sport. Die Frage ist also berechtigt:

    Wie viele Bratwürste verputzen Sie pro Woche?

    Link: Ach, es hält sich in Grenzen. Ab und zu mag ich mal eine Currywurst oder einen Burger. Fragen Sie doch mal, wo.

    Das ist langweilig, in Walsum. Sie standen ja schon als Burgermeister in der Zeitung. Ich frage lieber: Ist Duisburg eine Großstadt oder eine große Stadt?

    Link: Eindeutig Großstadt, nicht nur wegen der Einwohnerzahl.

    Aber manchmal trotzdem ein bisschen provinziell, oder?

    Link: Das würde ich nicht sagen. Wir können auch feiern, haben das Haniel-Open-Air, das Sommerkino und andere Feste, zu denen viele Menschen kommen, übrigens auch aus anderen Städten. Die Menschen sind stolz auf die Philharmoniker, die Oper und das Theater. Dennoch sind wir da noch ausbaufähig.

    Wo trifft man Sie auf ein Bier?

    Link: Im Brauhaus Walsum. Aber auch der Dellplatz hat Flair.

    Und, glauben Sie, dass Sie es im ersten Anlauf schaffen?

    Link: Das wäre toll. Natürlich arbeiten wir daran, dass ich im ersten Wahlgang gewählt werde.

    Wäre eine Stichwahl eine Niederlage?

    Link: Nein, gewählt ist gewählt.