Duisburg. Knapp drei Wochen vor dem Bürgerentscheid zum Designer-Outlet rühren die Investoren die Werbetrommel. Sie rechnen mit einem knappen Ergebnis.
Knapp drei Wochen vor dem Bürgerentscheid zum umstrittenen Designer-Outlet auf der Güterbahnhofsbrache nahe der Duisburger Innenstadt haben der Berliner Investor Kurt Krieger und der mögliche spanische Betreiber Neinver erste Planungen für Deutschlands größtes Outlet vorgestellt. In einer ersten Ausbaustufe sollen 80 bis 100 Läden mit einer Verkaufsfläche von 15 0000 Quadratmetern angesiedelt werden. Langfristig sind 30 000 qm Verkaufsfläche geplant.
Die neue Ladenstadt soll urbane Ruhrgebiets-Industriearchitektur ausstrahlen. Blickpunkt soll ein Restaurant sein, das als gläserner Container an einem Hafenkran schwebt. Ein am Montag präsentierter Animationsfilm zeigt zudem viel Grün und Wasserspiele.
Erste Läden könnten 2020 öffnen
Sollte der Bürgerentscheid am 24. September grünes Licht für das DOC geben, rechnen die Investoren mit einer rund dreijährigen Planungs- und Bauzeit und mit über 100 Millionen Euro Kosten. Krieger erwartet ein knappes Ergebnis bei der Bürgerabstimmung. 500 000 Euro lässt er sich die aktuelle Werbekampagne für das Projekt kosten. Bei einem Nein zum DOC kündigte der 69-jährige eine längere „Denkpause“ zur Entwicklung der 30 Hektar großen Fläche an. Er könne sich nicht „vorstellen“, das Grundstück der Stadt zu verkaufen, sagte Krieger.
Die DOC-Gegner befürchten vor allem eine Verödung der Innenstadt mit Umsatzeinbußen und Leerständen bei Gastronomie und Handel durch die Konkurrenz am City-Rand. Der politische Grundsatzbeschluss pro DOC im Rat sei offenbar ohne jegliche Planungsgrundlagen gefasst worden, stellte Initiativsprecher Frank Oberpichler klar.
Betreiber verspricht Anbindung an die Innenstadt
Auch Krieger räumte ein, dass die Auswirkung auf die Innenstadt die „Kernfrage“ sei. Er versprach eine Anbindung an das DOC, man wolle den Lückenschluss schaffen. „Das DOC kann Duisburg nicht wegnehmen, was es nicht hat“, meinte er zum Handelsbesatz in der Innenstadt. Nur marginal würden sich die Sortimente überschneiden. Konkurrent sei der Internethandel. „Duisburg kann mit einem DOC an seinem Glanz putzen“, sagte Krieger.
Laut Neinver-Chef Sebastian Sommer sei das Duisburger Gelände mit seiner Lage das „Kronjuwel in Europa“ Neinver betreibt europaweit 15 Outlets. Im Umkreis von 90 Autominuten lebten rund 14 Millionen potenzielle Kunden
Kurt Krieger wirkt aufgeräumt
Das Grundstück ist „affengeil“: Der 69-jährige Kurt Krieger wirkt geradezu aufgeräumt, wie er da leicht berlinernd auf dem Podium in der riesigen maroden Güterbahnhofshalle hockt und für sein Designer-Outlet an dem Top-Standort wirbt, nahe der Innenstadt und des Hauptbahnhofes, mit zwei Autobahnanschlüssen zudem und nur 12 Minuten vom Düsseldorfer Flughafen entfernt.
Von „Schweiß und Tränen“ spricht er, die geflossen sind und die ihn mit dem Grundstück verbinden – nicht zuletzt auch wegen der Emotionen und Verhandlungen um die Loveparade-Gedenkstätte auf seinem Grundstück. „Zeit heilt alle Wunden“, lässt er den Streit um das gescheiterte Möbelhaus hinter sich.
Beinhart, brüsk, auch empfindlich sei Krieger, sagt man ihm nach. Duisburg hat seine Erfahrungen bei den Planungen des – gescheiterten – Möbelhauses gemacht. Doch zumindest an diesem Montag wirkt Krieger freundlich. Selbst seine Aussage, dass bei einem Nein zum DOC erst einmal eine „lange Denkpause“ eingelegt werden müsste, er dann vor den „Trümmern der eigenen Ideen“ stünde und erst einmal keine neuen für eine andere Nutzung habe, kommt nicht als Stillstands-Drohung rüber. Fast schon kokettierend verweist Krieger darauf, dass er schließlich bald 70 Jahre alt wird. Da geht nicht mehr alles so schnell.
Eigentliche Konkurrenz ist der Internethandel
„Der Gegner sitzt im Netz“, sieht Krieger den Onlinehandel als wahren Konkurrenten der Innenstadt und zählt dazu die steigende Zahl der Lehrstände in Duisburgs City auf. Apropos Gegner: „Folgen Sie den Spuren des Geldes“, glaubt er, dass die Duisburger DOC-Gegner finanzkräftige Unterstützer jenseits des besorgten Duisburger Einzelhandels haben, die sicher ähnlich viel in die Gegen-Kampagne stecken wie er mit seinen 500 000 Euro. Andeutungen, die Frank Oberpichler von der Bürgerinitiative den Kopf in der großen Bahnhofshalle schütteln lassen. Auch ob der Höhe des Etats der Initiative.
Krieger und auch Sebastian Sommer von Neinver wissen um den wunden Punkt in der DOC-Debatte und beteuern, dass das Outlet der Stadt eher Kaufkraft bringe denn sie abziehe. Mit „Trittsteinen“ will Krieger überdies eine Anbindung zur City erreichen, neuen Glanz in die Stadt bringen. Den können Duisburg auch gebrauchen, schiebt er nach.
Wunder Punkt Innenstadt
Mit fröhlicher Popmusik untermalt zeigt ein zweiminütiges Video, wie sich Krieger und Neinver die schöne Einkaufswelt auf der jetzigen Brache vorstellen (zu sehen auf: www.einstueckduisburg.de). Neinver liefert zur Präsentation noch Argumente und Zahlen. „Zwischen 70 und 80 Prozent der Besucher unserer Outlet-Center kommen aus einer Entfernung von über 20 Minuten. Durch das Outlet-Center wird Duisburg also gerade für Nicht-Duisburger attraktiver und zieht so zusätzliche Kaufkraft in die Stadt“, so Sommer.
Streng kontrolliert sei in Deutschland überdies, dass nur reduzierte Saison- und Restware verkauft werde und nicht extra für Outlets produzierte. Als Freizeit-Destination definiere sich das DOC. 1500 Arbeitsplätze kündigte Sommer an. Nun, in den letzten Wochen vor dem Bürgerentscheid, rühren auch die Outlet-Agenturen die Werbetrommel. Ab Mittwoch wirbt ein Infomobil in der City und in den Stadtteilen mit dem Videofilm für das DOC und das „Nein“ beim Bürgerentscheid. „Es wird knapp“, orakelt Krieger.