Duisburg. . Im Theater am Marientor lief am Montag die erste Runde der Auditions, die zweite folgt in Berlin. Mindestens 250 Bewerber fürs Wolfgang-Petry-Musical.

Acht Hauptrollen, insgesamt 18 Darsteller gibt es im Musical „Wahnsinn“. Mindestens 250 Kandidaten reisen dafür zu den Auditions an, die gestern im Theater am Marientor begonnen haben und im September im Berlin fortgesetzt werden. Wahnsinn? Nein, sagt Regisseur Gil Mehmert. „Jeder Darsteller muss auch Hauptrollen übernehmen können, das ist ein unglaubliches Puzzlespiel.“ Oder anders ausgedrückt: „Es ist wie eine Fußballmannschaft. Man hat bestimmte Positionen besetzt, und dazu kommen Ergänzungsspieler.“

Fast 70 haben gestern im TaM vorgesungen und vorgetanzt als „Ergänzungsspieler“. Dass diese harte Auswahl „Hölle“ sein kann, spürt man im Gang vor dem Probenraum eher unterschwellig. Manche Bewerber lenken sich mit dem Smartphone ab, andere studieren nochmal die Noten. Oriol Tula und Steven Armin Novak haben gerade das Singen überstanden, dürfen zum Tanzen bleiben und haben damit die erste Hürde genommen. Beide möchten als Tobi dabei sein, der in der Geschichte von vier Paaren, die das Musical erzählt, Sohn von Karsten und Gabi ist. Er hat gerade die Schule abgeschlossen, sein Herz schlägt für die Musik und ist hin- und hergerissen zwischen seinem Traum, Musiker zu werden und dem Wunsch des Vaters nach Karriere.

„Tobi spielt Gitarre, ich auch“

Steven ist seit einem Jahr Musical-Darsteller, hat an verschiedenen Häusern in Chorus Line, West Side Story oder Grease auf der Bühne gestanden. „Tobi spielt Gitarre, ich auch – es ist cool, es mal zu probieren“, sagt er. Oriol aus Barcelona steht schon seit 2011 auf deutschen Musical-Bühnen. Er ist eigentlich Tänzer, aber Musical macht ihm mehr Spaß. Er kennt Steven aus Chorus Line, war in der Schweiz bei Romeo und Julia dabei, hat in Evita oder Medicus mitgewirkt. „Ich kannte Wolfgang Petry überhaupt nicht“, sagt der Katalane. „Für mich ist das mehr Rock als Schlager.“

Mit Spielpartner Patrick Imhof simuliert Michaela Schober eine Spiel- und Gesangssituation.
Mit Spielpartner Patrick Imhof simuliert Michaela Schober eine Spiel- und Gesangssituation. © Stephan Eickershoff

Michaela Schober ist schon seit 2003 im Geschäft (unter anderem beim Tanz der Vampire in Oberhausen). Sie möchte als Sabine auf der Bühne stehen, das ist die Frau von Peter, die immer davon geträumt hat, die Welt zu bereisen. Peter ist zwar wohlhabender Inhaber einer Speditionsfirma, fährt aber immer noch selbst Lkw. Er ermöglicht Sabine ein luxuriöses Leben, ist deswegen selten zuhause. Was Michaela Schober reizt: „Wahnsinn ist mal was ganz anderes: Ein Musical mit Hits, die es schon gibt, aber die man neu entdecken kann – mehrstimmig, in anderen Tonarten und Klangfarben.“

Sebastian de Domenico macht aus den Petry-Hits ein Musical. „Wir bearbeiten die Songs, aber zum Mitsingen.“ Der Geist der Songs müsse erhalten bleiben, sagt de Domenico, der an Petry das Unverfälschte, Pure und Direkte gut findet. „Respekt – das muss man erstmal so hinkriegen“, sagt er über den Sound, bewundert zudem „Wolles“ Stimmumfang.

„Wir brauchen extreme Musical-Spezialisten“, sagt Choreograph Yara Hassan. Spielen, Singen, Bewegen – auch zwischen unterschiedlichen Stilen von rockig bis Mambo müssen die Darsteller wechseln können.

„Wir wollen dem Publikum drei schöne Stunden bereiten“, sagt Produzentin Andrea Friedrichs, die in der Musical-Branche zu den Großen gehört („Elisabeth“, „Mozart“). Am Petry-Stoff gefallen ihr die „Themen, die alle betreffen“. Gil Mehmert: „Wolfgang Petry ist vielfältiger und tiefer als man denkt, wir sind alle große Fans geworden.“