DUISBURG. . Die Wohnungen in dem Duisburger Hausprojekt sind inzwischen bezogen. In dem Neubau „An der Reitbahn“ gibt’s keine anonyme Nachbarschaft.
Im Treppenhaus riecht es noch etwas neu, aber die Kisten sind inzwischen alle ausgepackt, die Bilder hängen an ihrem Platz. Vor ein paar Wochen haben die Mieter das Haus „An der Reitbahn“ bezogen. Eingezogen sind vier Paare und einige alleinstehende Personen, die gemeinsam älter werden wollen. Tür an Tür wie in einer Wohngemeinschaft, aber doch in den eigenen vier Wänden. „Cohousing“ lautet das Stichwort. Einen Hund und eine Katze gibt es ebenfalls. Gemeinsam mit der Gebag hat der Verein „Gemeinsam Leben e.V.“ das Projekt realisiert. 2,7 Millionen Euro hat die Gebag investiert. Der Verein ist Generalmieter und hat die Bewohner ausgesucht.
„Wir haben lange Zeit selbst nach einem Grundstück Ausschau gehalten, bis wir dann die Gebag als Bauherrn gefunden haben“, erklärt Ulrich Varwig. Die erste Idee gab’s schon 2012. Dann hat es noch einmal Jahre gedauert, bis die 14 Wohnungen entstanden. Wer einziehen darf, wurde genau ausgewählt: „Die Chemie muss stimmen“, weiß Varwig. Schließlich soll es eben kein anonymes Haus sein, sondern eine Gemeinschaft.
Theater- und Kinobesuche oder nur ein Schwätzchen
Theater- und Kinobesuche sind denkbar – oder einfach ein Schwätzchen im Treppenhaus. „Wenn’s schnell gehen soll, nehme ich den Aufzug“, erzählt eine Mieterin lächelnd. Sie trifft nämlich immer jemanden im Flur, und dann kann’s dauern mit dem schnellen Gang in den Keller.
Ursula Weber ist eine der Mieterinnen, die in das Hausprojekt eingezogen ist. Neben der Couch steht ein Relaxsessel, auf dem Balkon eine Liege und die Gitarre ist auch an ihrem Platz. „Mir war wichtig, dass die neue Wohnung barrierearm ist“, erzählt die 64-Jährige und freut sich auf einen neuen Lebensabschnitt.
Nebenan wohnt die Yogalehrerin Christel Adolphi. Die 69-Jährige hat Jahre lang in Großenbaum gelebt, kannte die Gründerfamilien des Hausprojekts vom Volleyball. In der dritten Etage wohnt sie nun mit einer anderen Dame zusammen. Beide Wohnungen sind spiegelverkehrt gestaltet – und teilen sich den Wohn- und Essbereich. „Wir konnten mitreden, als es um die Gestaltung der Wohnungen ging.“ Die 69-Jährige wünschte sich einen begehbaren Kleiderschrank, der sich hinter zwei Türen versteckt. Ein echter Frauentraum: „Das ist praktisch, man findet alles so schnell wieder.“ Im Erdgeschoss gibt es einen Yogaraum. Wer möchte, kann dort an meditativen Angeboten teilnehmen. Einmal im Monat gibt’s einen verpflichtenden Abend, an dem sich alle zusammensetzen.
„So etwas muss man wollen“
Marlene und Wolfgang Mohrbacher waren ebenfalls von Anfang an dabei. „Es haben sich viele Leute bei uns vorgestellt und viele haben sich für das Projekt interessiert. Einige haben sich aber doch dagegen entschieden. So etwas muss man wollen“, weiß die 67-Jährige. Sie und ihr Mann wollen mit den anderen innenstadtnah wohnen. Und auch die anderen haben sich bewusst für den neuen Lebensabschnitt entschieden. Klar, an die Bahn, die unmittelbar hinter dem Haus vorbeirattert, muss sich der eine oder andere noch gewöhnen. Aber Ärger mit den Nachbarn, den wird’s hier so schnell nicht geben.