Duisburg-Hochfeld. . In der Siedlung wohnen 1200 Personen in 420 Wohnungen. Mieter pflanzen in Hochbeeten Gemüse an. Für das Projekt kooperiert die Gebag mit der GfB.
Die Tomaten im Beet von Aminullah Noori wuchern schon ganz schön, brauchen aber noch eine Weile, bis sie rot sind. Der junge afghanische Familienvater wohnt seit einem Jahr im City-Wohnpark der Gebag zwischen Musfeld- und Heerstraße und ist einer von 22 Bewohnern, die beim Heimatgarten-Projekt mitmachen. In Kooperation mit der Gesellschaft für Beschäftigungsförderung (GfB) und dem Jobcenter wurden mit Hilfe von Arbeitsmaßnahmen die Beete gebaut. Die fertigen Kisten werden den Mietern zur Verfügung gestellt.
1200 Personen leben hier in 420 Wohnungen. Vor rund 40 Jahren wurden die Häuser gebaut. Früher modern, heute Lebensmittelpunkt für Flüchtlinge und andere Personen, die nicht so viel Geld haben. Katarina Pfaffenhausen ist in den ersten Tagen der Siedlung eingezogen. „Wir galten als Familie mit drei Kindern als asozial“, erinnert sie sich. Dabei sei die Wohnung gut geschnitten. Sie fühlt sich wohl. „Aber in den letzten Jahren war es schon schlimm. Viele haben den Müll einfach vor die Tonnen geschmissen. Das war nicht schön.“ Und wenn sie was gesagt hat, wurde sie angemeckert. „Dank der Gärten ist es hier jetzt menschenwürdiger geworden. Es wurde aber auch Zeit, dass mal wieder was gemacht wird.“ Immerhin: Seit überall Blümchen wachsen kommen die Nachbarn wieder mehr ins Gespräch und achten aufeinander. „Am Anfang haben die Bewohner gewettet, dass schnell alles zerstört wird. Wir haben jede Wette gewonnen“, betont Petra Valentin, Quartiersmanagerin bei der Gebag. „Es gibt seitdem weniger Vandalismus“, hat Gebag-Kollege Tobias Zingsen beobachtet.
Maßnahme für Langzeitarbeitslose
Manchmal ergeben sich auch „Win-Win-Situationen“: Es gibt Angebote von der DRK-Familienbildungsstätte und die Eltern-Kind-Gruppe „Flükids“, die sich regelmäßig treffen. Die Kinder wünschten sich eine kleine Küche, in der sie spielen können. Wenig später bauten Friedhelm Weyers und seine Kollegen die Modellküche. „Das ist toll, jetzt können sich die Erwachsenen um die Gärten kümmern, und die Kinder können gleichzeitig spielen. Jede geerntete Tomate wird zelebriert, geteilt und probiert.“ Petra Valentin ergänzt: „In den nächsten Jahren will die Gebag hier noch einmal Geld investieren. Wir haben erreicht, dass der Spielplatz bald mit zwei neuen Geräten ausgestattet wird.“
Friedhelm Weyers schraubt gerade an einem Beet: „Ne Stunde dauert es etwa, bis so eine Kiste fertig ist“, schätzt er. Weyers hat im City-Wohnpark eine Arbeitsgelegenheit erhalten. Der Mann kennt sich mit Handwerk aus, hat 43 Jahre als Dachdecker gearbeitet, bis er krank wurde. Das restliche Holz und ein paar Zweige dienen als Füllstoff. Anschließend wird Erde darauf gegeben. „Nicht alle haben einen grünen Daumen, es geht auch darum, die Langzeitarbeitslosen wieder an die Arbeit heranzuführen“, erklärt Michael Synowczyk. „Komplexe Vermittlungshemmnisse“ bringen einige mit. Gearbeitet wird bis 13 Uhr, damit nachmittags noch genügend Gelegenheit bleibt, sich zu bewerben. Dafür, dass sie bei dem Projekt mitmachen, bekommen sie zusätzlich zwei Euro die Stunde, die nicht auf ihren Hartz-IV-Satz angerechnet werden. „Solche Arbeitsgelegenheiten sind beliebt“, weiß Synowczyk.
Immer mehr buddeln in ihren Beeten
Betreut werden sie von Janine Albrecht. Die gelernte Bankerin macht auch bei Kants Garten mit. Im City-Wohnpark leitet sie die Mitarbeiter an, organisiert mit der Gebag Blumen und Pflanzen, damit die Beete gefüllt werden – und auch Blumenkästen an Balkons. „Mittlerweile machen immer mehr mit und buddeln ihre eigenen Beete“, sagt sie erfreut. In einer Ecke rankt nun sogar Wein und sprießt Hopfen.