Duisburg. Tatsächliches Schadensausmaß ist höher: Arbeiten am zuerst entdeckten 73-Zentimeter-Riss in einer Seilverankerung sind bereits abgeschlossen.
- Das tatsächliche Schadensausmaß an der A 40-Rheinbrücke ist höher als bislang angenommen
- Bei der Kontrolle aller zwölf Seilverankerungen im Inneren wurden 53 weitere Anrisse entdeckt
- Diese und weitere Schäden sollen zur geplanten Öffnung am Donnerstag, 17. August, beseitigt werden
Wenn bei den Sanierungsarbeiten alles glatt läuft, soll die A 40-Rheinbrücke am nächsten Donnerstag, 17. August, wieder öffnen. Das gab NRW-Verkehrsminister Wüst am Mittwoch bekannt. Zum tatsächlichen Schadenausmaß gab es keine Infos: Bei einem Besuch der Baustelle im Inneren der Brücke erfuhr die Redaktion dann Mittwochnachmittag, dass die Schweißarbeiten am 73 Zentimeter langen Seilverankerungs-Riss, der Auslöser der Vollsperrung war, längst abgeschlossen sind. Die Rheinquerung muss dennoch eine weitere Woche dicht bleiben, weil bei Untersuchungen der übrigen elf Seilverankerungen 53 zusätzliche Anrisse in den Schubblechen entdeckt wurden – alle aber „nur“ bis zu fünf Zentimeter lang. Sie werden nun ebenfalls beseitigt.
Die Reparatur am Hauptriss lief bereits seit dem ersten Sperrungstag. Das Problem: Genau an dieser Stelle der Seilverankerung trafen die Reparaturteams auf Stahl von minderwertiger Qualität. „Wir haben Mangansulfide im Stahl gefunden. Das sind Unreinheiten, die dafür sorgen, dass der Stahl nur bedingt schweißbar ist“, erklärt René Piehl. Er ist Mitarbeiter des Unternehmens Schachtbau Nordhausen, das vom Landesbetrieb Straßen NRW mit den Schweißarbeiten beauftragt wurde. Auf der Brückenbaustelle ist Piehl nun als Richtmeister im Einsatz.
Erst der dritte Schweißversuch war erfolgreich
Beim ersten Reparaturversuch sei alles zunächst gut verlaufen, berichtet Piehl. Doch nach dem Ausschleifen und dem folgenden Schweißen habe sich durch die stets auftretende Eigenspannung ein neuer, tieferer Riss gebildet. Beim zweiten Versuch geschah ein ähnliches Dilemma. Erst im dritten Anlauf, so der Schweißfachmann, sei man zum gewünschten Ergebnis gekommen.
Hätte diese Maßnahme nicht funktioniert, wäre wohl eine monatelange Sperrung der Brücke nötig gewesen – im schlimmsten Fall sogar eine Totalverbannung aller Lkw bis zum geplanten Brückenabriss in 2023. Das wäre für den Logistikstandort Duisburg allerdings das schlimmstmögliche Szenario gewesen, weil dann das Chaos und Dauerstaus auf umliegenden Autobahnen und zahlreichen Innenstadt-Straßen zum Standard geworden wären.
Kontrolle nach dem Vier-Augen-Prinzip
„Bei diesen Schweißarbeiten arbeiten wir stets nach dem Vier-Augen-Prinzip. Ist ein Bereich fertig saniert, kontrollieren wir, ob auch alles in Ordnung ist“, erklärt Jens Meißner. Er ist Ingenieur und Werkstoffprüfer bei der Schweißtechnischen Lehr- und Versuchsanstalt mit Sitz in Neudorf. Es gebe eine Sichtprüfung, eine Magnetprüfprüfung. „Und wenn irgendwie möglich auch noch eine Ultraschallprüfung“, so Meißner. Erst dann sei klar, ob beim Schweißen alles wie gewünscht funktioniert hat.
Die Zeit der Vollsperrung nutzen die Reparaturteams auch aus, um neu entdeckte Schäden an zweien der 310 Querträger unter der Brücke zu beseitigen. Zudem wurden Bleche ausgetauscht. Wohin man gestern auch in die Brücke schaute: Überall sprühten Funken beim Schleifen oder leuchtete der grelle Schein des Schweißlichtbogens. Bis nächsten Donnerstag soll alles fertig sein. Ein ambitionierter Zeitplan. „Wir tun alles, um die zeitlichen Vorgaben einzuhalten“, versprach Piehl. „Daher arbeiten wir mit mehreren Teams im Zwei-Schicht-Betrieb.“